Hamburg. Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg will die Osterfeuer in Blankenese verkleinern – selbst bei den Grünen gibt es Gegenstimmen.
Nach dem Osterfeuer-Vorstoß von Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) formiert sich massiver Widerstand gegen die Politikerin. Wie berichtet, setzt sich von Berg dafür ein, die traditionellen Osterfeuer künftig nur noch in verkleinerter Form stattfinden zu lassen. Auch sollte aus ihrer Sicht in Zukunft nicht mehr gezielt für den Besuch der Feuer geworben werden, um ihnen den Status als „Massenveranstaltung“ zu nehmen.
Schon am kommenden Donnerstag wird die Altonaer CDU einen Antrag in die Bezirksversammlung einbringen, nach dem die (inoffizielle) Veranstaltung in der bisherigen Form weitergeführt werden soll. Demonstrativ werden die Osterfeuer in dem Antrag als ein Event für alle beschrieben. Sie gehörten zu den Veranstaltungen, „die Identität und Lebensgefühl einer Stadt prägen“, heißt es dort, und weiter: „Sie sorgen vor Ort für Zusammenhalt und stärken das Gemeinschaftsgefühl, denn jeder ist willkommen.“
Volksfeste in Hamburg: Osterfeuer-Verbot selbst bei den Grünen unbeliebt
Pikant: Die Fraktionschefin der Altonaer Grünen, Gesche Boehlich, kündigte gegenüber dem Abendblatt an, dass ihre Fraktion den CDU-Antrag unterstützen werde. Über den Vorstoß ihrer Parteifreundin von Berg sagte Boehlich knapp: „Das ist unglücklich gelaufen.“
Konkret wollen CDU und Grüne den Senat deutlich stärker als bisher in die finanzielle Verantwortung nehmen. Da der Bezirk die Kosten, die rund um die Osterfeuer entstehen, nicht alleine stemmen könne, müssten unter anderem Umwelt- und Innenbehörde dafür gerade stehen. Die Stadt müsse den „Mehrwert“ dieser Veranstaltung erkennen und nun gemeinsam mit Feuerbauern und Bezirksamt an einer Lösung arbeiten. „Meine Güte, hier wird so viel für Veranstaltungen ausgegeben, da wird es ja wohl auch möglich sein, Geld für die Osterfeuer in der bewährten Form aufzutreiben“, sagte Boehlich. Indirekt widersprach sie der Bezirksamtsleiterin, indem sie sagte: „Es geht alleine um die Kosten, das ist der Dreh- und Angelpunkt.“
Grüne im Bezirk: "Das Logistische ist in den Griff zu bekommen"
Wie berichtet, hatte Stefanie von Berg auch Sicherheitsbedenken, unter anderem durch Funkenflug, geltend gemacht. Dazu Gesche Boehlich, die selbst Blankeneserin ist: „Nein, das Logistische ist in den Griff zu bekommen. Das haben wir bisher mit vereinten Kräften immer geschafft.“
Auch SPD und FDP werden am Donnerstag einen gemeinsamen Antrag einbringen, der die städtischen Behörden zur finanziellen Unterstützung auffordert. Dort wird ebenfalls der integrative Charakter der Veranstaltung demonstrativ herausgestellt: „Gerade in der heutigen schnelllebigen Welt ist es wichtig solche gemeinschaftlichen Feste aufrechtzuerhalten, da sie Zusammenkunft und soziale Interaktion mit sich bringen“, steht dort wörtlich.
SPD spricht von "x-beliebigen Gründen" für Verbot
Der SPD-Politiker Hendrik Strate, der den Antrag entwickelt hat, kritisierte Stefanie von Berg noch einmal scharf: „Frau von Berg hat ihre politischen Kompetenzen klar überschritten“, so Strate. „Als Politikerin artikuliert sie klar und deutlich: Die Altonaer Bezirksamtschefin möchte die Blankeneser Osterfeuer schlicht nicht. Erst war es das Kosten-Argument, nun ist es ein x-beliebiger anderer Grund, der die Osterfeuer unmöglich machen soll.“
Unterstützung für von Bergs Kurs kommt dagegen vom Blankeneser Bürgerverein (BBV). „Hamburg will die jahrhundertealte Tradition der Osterfeuer unbestritten fortführen. Die Veranstaltung bedarf allerdings keiner Genehmigung, wenn mit weniger als 10.000 Teilnehmern zu rechnen ist und kein erhöhtes Gefährdungspotenzial für Leib oder Leben der Teilnehmer zu erwarten ist“, erläuterte der Bürgervereinsvorsitzende Benjamin Harders. „Daher fordern wir die Stadt auf dafür Sorge zu tragen, dass die Osterfeuer in kleinerer Form mit weniger Zulauf von außen durchgeführt werden dürfen und die Tradition fortleben kann.“
Volksfeste in Hamburg: Feuer notfalls mit Bürgerentscheid
Unterdessen hat der Blankeneser Rechtsanwalt und frühere Bürgerschaftsabgeordnete Walter Scheuerl seine Ankündigung konkretisiert, den Fortbestand der klassischen Osterfeuer nötigenfalls durch einen Bürgerentscheid durchzusetzen. Scheuerl spielt das Thema mittlerweile groß in den sozialen Netzwerken und hat nach eigenen Angaben bislang Hunderte von Unterstützern. Er traue sich zu, die nötigen Stimmen für das Bürgerbegehren „an ein bis zwei Wochenenden“ zu sammeln, so Scheuerl. Kategorisch kündigte er an: „Wenn wir keine Lösung hinbekommen, werde ich das Bürgerbegehren im März auf den Weg bringen.“
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Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg erklärte jetzt, dass es weitere Gespräche mit den Feuerbauern geben werde. „Dabei soll einmal mehr deutlich werden, dass es nicht darum geht, eine Tradition zu verbieten“, so von Berg. „Vielmehr will das Bezirksamt diese Tradition erhalten, jedoch nicht in dem Ausmaß, das die Feuer zuletzt angenommen hatten und wo mitunter Zehntausende angelockt wurden.“