Hamburg. Künftig soll es nur noch kleinere Veranstaltungen geben. Widerstand kommt von den Feuerbauern – unter anderem von Walter Scheuerl.
Die großen Osterfeuer am Elbstrand mit bis zu 25.000 Besuchern wird es künftig nicht mehr geben. Das kündigte Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) am Freitag an. Im Rahmen eines Hintergrundgesprächs sagte von Berg unter anderem: „Sie wie bisher kann es nicht mehr weitergehen, wir müssen einen anderen Rahmen finden.“ Immer stärker habe sich die Blankeneser Osterfeuertradition von einem Brauchtum zu einem „Mega-Event“ geworden, kritisierte von Berg. Das habe den Bezirk in den vergangenen Jahren vor immer größere logistische Probleme gestellt, die auch immer mehr Bereiche gestellt habe – vom Sicherheitskonzept bis zum Aufräumen.
Von Berg machte deutlich, dass das Abrennen kleinerer Feuer am Elbstrand durchaus auch künftig geduldet würde. Es müsse aber „nach außen kommuniziert werden“, dass es sich dabei nicht um eine Massenveranstaltung handele. Entsprechend werde die Stadt auch nicht mehr offiziell mit den Feuern werben.
Osterfeuer am Elbstrand: Warum das Aus für Stefanie von Berg beschlossene Sache ist
Die angekündigte Veränderung hängt mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen, aber auch mit den immer weiter gestiegenen Kosten zusammen. Laut von Berg müssten die Osterfeuer offiziell von einem Veranstalter angemeldet werden, der auch für die Versicherung zuständig sei. Ihr Amt als Ordnungsbehörde sei dazu verpflichtet, dass das korrekt laufe, und es müsse darum gehen, Verantwortlichkeiten klar zu benennen. Das Bezirksamt selbst werde, wie auch schon in der Vergangenheit, nicht dieser Veranstalter sein.
Wie die Bezirksamtsleiterin sagte, stünden aber auch die Feuerbauer nicht dafür zur Verfügung. „In den vergangenen Jahren wäre die Veranstaltung mehrmals beinahe aus dem Ruder gelaufen, was nur „mit viel Glück“ verhindert werden konnte. „Wenn wirklich mal etwas passieren sollte, sind doch wir es, die aufgeknüpft werden“, sagte von Berg wörtlich, „das ist doch die Wahrheit.“
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Osterfeuer: Massive Konflikte mit den Feuerbauern
Von Berg und ihre Mitarbeiter verhandeln schon seit Monaten mit den sogenannten Feuerbauern, die traditionell die vier zu verbrennenden Haufen in Blankenese aufbauen und auch anzünden. Dabei gab es offenbar massive Konflikte, die zurzeit nicht lösbar sind. Die Bezirksamtsleiterin sprach von einem „sehr, sehr dicken Brett, das gebohrt werden müsse. Laut von Berg seien einige Feuerbauer ebenfalls dafür, die Feuer zu verkleinern und an die klassische Tradition anzuschließen, andere wollten so fortfahren wie bisher.
Laut von Berg („das ist keine einheitliche Gruppe“) sei es in langen Gesprächen gelungen, die Hamburg Port Authority (HPA) und die Polizei zu überzeugen, bei der (inoffiziellen) Veranstaltung weiterhin „an Bord zu bleiben“. Andere Bereiche seien völlig unklar, zum Beispiel die Brandwache. Auch sei niemand bereit, die Kosten für eine spezielle Maschine zu zahlen, mit der das Feuer gegebenenfalls „kalt abgeräumt“ werden könnte.
„Mich erinnert das an jemanden, der zu einer Party einlädt und sich dann nicht um Tische und Stühle kümmert, ja der nicht mal klar sagt, wo die Tische und Stühle überhaupt stehen sollen.“
Aus für Osterfeuer: Feuerbauer setzen sich gegen Kritik zur Wehr
Zu den Feuerbauern gehört der Rechtsanwalt und frühere Bürgerschaftsabgeordnete Walter Scheuerl, der seit fast 30 Jahren mit seiner Familie im Blankeneser Treppenviertel wohnt. Scheuerl nennt von Bergs Haupt-Einwände gegen die großen Feuer – Sicherheitsbedenken und die unklare Kostenlage – „Scheinargumente“. Über viele Jahrzehnte seien die Feuer in der bekannten Form abgebrannt worden und nie sei etwas passiert. „Die meisten Feuerbauer sind auch selbst Anwohner“, so Scheuerl zum Abendblatt, „und sie wissen genau, wie sie die Haufen für ein sicheres Abbrennen zu errichten haben.“
Die Kooperation mit der Feuerwehr habe stets tadellos geklappt. Auch die Personalkosten, die nun plötzlich „aufploppten“ seien nicht nachvollziehbar. „Die Beschäftigten von Feuerwehr und HPA werden ja ohnehin bezahlt“, so Scheuerl. Der Anwalt erwägt nun einen Bürgerentscheid zum Thema, will sich aber zunächst och mit den anderen Feuerbauern absprechen. Scheuerl hat mit dem Thema Erfahrung: Im Jahr 2008 hatte er die Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ initiiert, die dann 2010 die vom damaligen schwarz-grünen Senat eingefädelte sechsjährige Primarschule kippte.
Altonaer Bezirkspolitiker reagierten empört auf von Bergs Vorstoß. „Die Osterfeuer haben wie bisher stattzufinden“, sagt CDU-Fraktionschef Sven Hielscher kategorisch. „Und da sie eine gesamtstädtische Veranstaltung sind, hat Hamburg auch dafür zu bezahlen“, so Hielscher „Diese Entscheidung fußt auf dem grünen Weltbild der Bezirksamtsleiterin und ist eine rein ideologische“, so FDP-Fraktionschefin Katarina Blume. „Altona wird immer piefiger, das ist schlimmstes Provinzdenken.“