Hamburg. Der Theaterkurs des Friedrich-Ebert-Gymnasiums wollte das Buch der Zeitzeugin als Theaterstück inszenieren. Was dabei herauskam.
Der Kontakt mit der Zeitzeugin Marione Ingram hat Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses des Friedrich-Ebert-Gymnasiums zu einem umfangreichen Projekt inspiriert. Kennengelernt hatten sie die heute 86-Jährige, als sie vor einigen Jahren die Schule in Heimfeld besuchte und aus ihrem Buch „Kriegskind – eine jüdische Vergangenheit in Hamburg“ las.
Darin schildert die Tochter einer Jüdin die Verfolgung während der NS-Zeit. Sie, ihre beiden Schwestern und die Mutter entgingen nur knapp dem KZ. Es gab schon einen Deportationsbefehl, doch der Bombenangriff der Alliierten 1943 auf Hamburg verhinderte den Transport. Die Familie überlebte, doch als Marione Ingram 1945 die Schule besuchte, erlebte sie dort fortgesetzten Antisemitismus. Mit 17 Jahren wanderte sie in die USA aus. Dort engagierte sie sich unter anderem als Bürgerrechtlerin für die Rechte der Schwarzen.
Schule Hamburg: Buch als Theaterstück inszeniert
„Wir waren sehr bewegt von ihren Erlebnissen und von ihrem Engagement, das wollten wir auch unseren Mitschülern weitergeben“, sagt Helin Kaya (17) vom Theaterkurs. Zu ihrem selbst gewähltem Kursthema Nationalsozialismus und Antisemitismus beschlossen sie, das Buch der Zeitzeugin als Theaterstück inszenieren. Weil beim Lesen Fragen aufkamen, schickten die Jugendlichen E-Mails und führten zwei ausführliche Interviews per Zoom mit der in Washington lebenden Frau. Auf der Grundlage von Ingrams mittlerweile vergriffenen Buch erarbeiteten die Jugendlichen zudem ein Schulbuch mit vielen ansprechenden Zusatzinfos zum Text.
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Wegen der Pandemie mussten die Schüler ihre Theaterpläne ändern und entschieden sich für Spielszenen, die sie mit Auszügen aus den Videogesprächen zu einem Film zusammenstellten und vor Oberstufenklassen im August 2021 zeigten. Zu ihrer großen Freude konnten Marione Ingram und ihr Mann aus den USA dazu anreisen. „Die Botschaft des Filmes ist, dass man so wie Marione bei Unrecht nicht still bleiben, sondern aufstehen soll und etwas dagegen tun muss“, sagt Jamil Neumann (17).