Hamburg. Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums stellen die Ermordung von Walter Lübcke und andere Taten nach. Über die Gründe.

Rassistisch motivierte Gewalttaten der jüngsten Vergangenheit wurden zum Thema von 17 Schülern des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Harburg. In ihrem Theaterkurs hatten sie sich zunächst mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt und im pandemiebedingen Homeschooling Charaktere improvisiert und per Video festgehalten.

Daraus entstand mit Theaterlehrerin Dilşat Şen die Idee, Szenen zu den jüngsten rechten Terroranschlägen zu erstellen. Sie thematisieren die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch einen Rechtsextremisten 2019, den Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 mit zwei Toten und den Mord­anschlag auf Menschen in einer Shisha-Bar 2020 in Hanau mit neun Opfern.

Schule Hamburg: Schülern erinnern an Walter Lübcke

„Wir wollten verbildlichen, was gerade los ist“, sagt Laura Maaß (17). In drei Szenen nehmen die Schüler Elemente dieser Gewalttaten auf. So zeigt eine Bootszene Flüchtlinge, die verzweifelt versuchen, in ein sicheres Land zu gelangen. Sie erinnert an Walter Lübcke, der wegen seines Einsatzes für Flüchtlinge erschossen wurde.

Die beklemmende Darstellung von Menschen in Todesangst ist ein Element in der Szene zum versuchten Eindringen in die Synagoge von Halle. Zum Attentat von Hanau stellen die Jugendlichen einen unbeschwerten Augenblick in einer Shishabar dar, der durch einen Schuss aus dem Off jäh unterbrochen wird. Auch die vierte Szene beginnt mit Gewalt, in Form einer fiktiven Massenprügelei. Doch hier wird sie gebrochen und endet mit dem Aufruf der Schüler: „Menschsein ist eine Entscheidung. Du hast die Wahl!“

„Wir wollen die Menschen zum Nachdenken anregen"

Aufgeführt wurden die Szenen während der Harburger Gedenktage, worauf die Jugendlichen viel Anerkennung erhielten. Obwohl es für sie eine Herausforderung war, sich in die Opfer hineinzuversetzen, sind sie von der Botschaft ihres Stückes überzeugt. „Wir wollen die Menschen zum Nachdenken anregen und dazu, verantwortlich zu handeln“, sagt Filipe Pereira de Deus (17).