Hamburg. Die Virusvariante habe sich in der Stadt klar durchgesetzt, sagt die Sozialsenatorin. Nun gelten auch neue Quarantäne-Regeln.
Trotz der dramatisch steigenden Infektionszahlen hat sich Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard gegen einen harten Lockdown ausgesprochen. „Ich glaube im Moment nicht, dass der Lockdown das ist, was wir brauchen“, sagte die SPD-Politikerin am Freitag.
Erfahrungen aus den Niederlanden hätten gezeigt, dass ein Lockdown bei einer hohen Omikron-Belastung keinen durchschlagenden Erfolg erziele. Gegenwärtig sei man zudem darauf angewiesen, dieser Welle ohne Lockdown entgegenzutreten, da die bundesrechtliche Grundlage dafür nicht gegeben sei.
Corona Hamburg: Deutlich mehr Omikron-Infektionen?
Leonhard sprach von einer aktuell „extrem dynamischen Phase“ in der Pandemie. „Mit der Omikron-Variante haben sich alle Zahlenvorstellungen, die wir bisher kannten was Neuinfektionen betrifft, noch einmal dramatisch verschoben.“ Zudem geht sie von einer hohen Dunkelziffer an Fällen aus. „Ich bin sehr sicher und das merken wir auch an den täglichen Nachmeldungen für bestimmte Kalendertage, dass unsere Inzidenz unterschätzt ist und wahrscheinlich tagesaktuell höher liegt.“
Die explodierenden Fallzahlen in Hamburg hingen damit zusammen, dass sich die hochansteckende Omikron-Variante hier bereits durchgesetzt habe. „Alles was wir bisher über Omikron wissen ist ja, dass es sich wahnsinnig erfolgreich verbreitet“, so Leonhard. Je nach Viruslast würden vor allem in geschlossene Räumen zum Teil etablierte Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen kommen. „Unsere gute Impfquote kommt uns trotzdem zugute, indem wir insbesondere bei vollständig Geimpften ganz wenig symptomatische Verläufe sehen.“
Booster-Impfungen in Hamburg nicht ausgelastet
Wesentlicher Baustein des Pandemieumgangs sei daher die Impfkampagne. Hamburg habe eine „sehr gute Erst- und Zweitimpfungsquote“, betonte Leonhard. Die Kapazitäten für Booster-Impfungen seien hingegen sowohl bei Ärzten als auch bei den städtischen Angeboten nicht ausgelastet, „Wer eine Auffrischung erhalten möchte, kann sie bekommen“, sagte Leonhard. Wer tagesaktuell einen Termin braucht, könne ihn online sofort buchen oder je nach Auslastung und entsprechender Wartezeit sofort in einem städtischen Impfangebot bekommen. Das gelte für alle Bezirke.
Nach wie vor sei jedoch der Biontech-Impfstoff stark begrenzt. Für unter 30-Jährige und die Auffrischungen für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gebe es daher erhebliche Lieferengpässe. Von den wöchentlich bestellten 30.000 Dosen werde nur ein Bruchteil geliefert. In der vorletzten Woche lag die Lieferquote nur bei sechs Prozent. „Wir waren zu einer harten Priorisierung genötigt.“
Termine für Kinder-Impfungen in Hamburg zu haben
Da am Donnerstag zudem das Boostern für Kinder- und Jugendliche begonnen habe, müsse nun geschaut werden, wie weit man mit den Liefermengen komme, so Leonhard. Beim Kinderimpfstoff von Biontech sei hingegen auch die vollständig bestellte Menge geliefert worden, weshalb im Kinderimpfzentrum und in den Krankenhäusern Termine angeboten werden können.
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Die neuen Quarantäne-Regeln für Corona-Infizierte und Kontaktpersonen, die eine maximale Isolationspflicht von zehn statt bisher 14 Tagen vorsehen und eine frühere Freitestung ermöglichen, sind am Sonnabend in Hamburg in Kraft getreten. „Wir werden eins zu eins umsetzen, was der Bund jetzt auf den Weg gebracht hat“, kündigte Leonhard an, nachdem der Bundesrat am Freitag einer Verordnung zugestimmt hatte, die dafür einen rechtlichen Rahmen schafft.
Darin wird definiert, welche grundsätzlichen Ausnahmen von der Isolation es wegen Impfung oder Genesung gibt. Die Umsetzung erfolgt in den Länderverordnungen, die sich am Freitag noch in der Vorbereitung befanden. Als weitere Maßnahme in der neuen Eindämmungsverordnung des Senats sei zudem die von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) angekündigte verschärfte Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr enthalten, die ebenfalls ab heute gilt.