Steigende Corona-Zahlen, 2G-plus-Regelungen und nur wenige Kunden: Viele Gastronomen machen jetzt freiwillig dicht.

  • 2G-plus-Regelung vertreibt Restaurant-Gäste in Hamburg
  • Rückgang der Reservierungen um 60 bis 70 Prozent
  • Viele Gastronomen folgen dem Beispiel von Tim Mälzer

Ob mit Schild am Eingang, Ansage auf dem Anrufbeantworter oder Texten auf Web- und Facebook-Seiten: Viele Hamburger Gastronomen lassen ihre Gäste gerade wissen, dass sie Konsequenzen aus der derzeitigen Corona-Lage ziehen und ihre Betriebe vorübergehend geschlossen bleiben.

Bereits in der vergangenen Woche verkündete Fernsehkoch Tim Mälzer, dass seine Bullerei im Schanzenviertel in Anbetracht der wachsenden Infektionszahlen und der 2G-plus-Regelungen etwa drei Wochen lang in Betriebsurlaub geht. Er hofft, bis Februar eine Teststation vor dem Restaurant einzurichten.

Corona: Restaurants in Hamburg schließen wegen 2G plus

Auch das Restaurant von Cornelia Poletto in der Eppendorfer Landstraße ist momentan zu. Nachdem kurz vor Silvester vier ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv getestet wurden, entschied die Köchin, ihre normalerweise einwöchigen Betriebsferien zu Jahresbeginn bis zum 17 Januar zu verlängern. „Angesichts der steigenden Zahlen denke ich gerade darüber nach, erst im Fe­bruar wieder zu eröffnen“, sagte sie am Mittwoch auf Abendblatt-Anfrage.

Das sei auch eine wirtschaftliche Entscheidung. „Die Gäste sind – zu Recht – vorsichtig geworden. Und es rechnet sich nun mal einfach nicht, ein Restaurant mit mehr Mitarbeitern als Gästen am Laufen zu halten“, so Poletto weiter.

Restaurant: Café des Artistes ist seit 3. Januar geschlossen

Diese Entscheidung ist im Café des Artistes im Thalia Theater bereits gefallen. Die für Business Lunches und bei Theaterbesuchern beliebte Brasserie in der Innenstadt ist seit dem 3. Januar geschlossen und öffnet erst am 1. Februar wieder. Durch die härteren Corona-Regeln würden Gäste wegbleiben, sagte Inhaber Thomas Pinçon dem Abendblatt.

„Unter unseren Kunden sind viele noch nicht geboostert und werden sicherlich nicht jedes Mal einen Test machen, nur um bei uns essen zu dürfen. Wir hoffen jetzt, dass es bis zu unserer Wiedereröffnung Anfang Februar Lockerungen gibt und wir dann auch wieder mehr Gäste haben werden“, sagte Pinçon. Zunächst werde er aber die Überbrückungshilfe IV beantragen, um die massiven Umsatzeinbrüche zu kompensieren.

Wegen Corona: Restaurant im Grand Elysée ebenfalls geschlossen

Das Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee hat ebenfalls Konsequenzen aus 2G plus gezogen, auch hier werden durch die neuen Regeln weniger Gäste erwartet. Die Bourbon Street Bar des Luxushotels und das hauseigene italienische Restaurant bleiben bis auf Weiteres geschlossen.

Das bestätigte Vorstand André Vedovelli auf Abendblatt-Anfrage und sagte: „Sobald es Lockerungen gibt und die Nachfrage steigt, werden wir für unsere Gäste natürlich wieder öffnen.“ Dass die Gastronomie des Fünf-Sterne-Superior-Hotels weniger ausgelastet ist, hängt auch mit der Belegung des Hotels zusammen. Die liegt dem Vernehmen nach aktuell bei rund zehn Prozent.

Elysée-Direktor André Vedovelli hat ein Restaurant und die Bar geschlossen.
Elysée-Direktor André Vedovelli hat ein Restaurant und die Bar geschlossen. © Marcelo Hernandez

Corona und 2G plus: Restaurants in Hamburg machen dicht

Auch das Edel-Lokal Cölln’s unweit vom Rathaus hat vorerst „aufgrund von 2G plus und der aktuellen Coronasituation“ dichtgemacht, am Eingang hängt ein entsprechendes Schild. Mit einer ähnlichen Begründung lässt das Restaurant und Bistro Markt König in der Rindermarkthalle St. Pauli die Gäste auf dem Anrufbeantworter wissen, dass man bei ihnen erst wieder ab Februar Burger und Schnitzel essen kann.

Auch das La Pata Negra am Hofweg auf der Uhlenhorst, das spanische Tapas, diverse Schinkenspezialitäten und ausgesuchte Weine anbietet, hat derzeit bis zum 1. Februar geschlossen. Wirt Jimmy Yassa Campos hatte seinen Laden bereits im Dezember dichtgemacht.

Geschlossen auch wegen quarantänebedingter Personalausfälle

Sonja und Tarun Rana haben ihr indisches Restaurant Authentikka am Schlump diesen Dienstag geschlossen, zunächst bis zum 20. Januar. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagten sie, dass corona- und quarantänebedingte Personalausfälle in kleinen Restaurants besonders schwer zu verkraften sind: „Wenn da Leute ausfallen, geht leider kaum noch etwas.“

Daher beobachten sie weiter den Krankenstand in der Belegschaft. Von der Stammkundschaft sei allerdings auch viel positives Feedback auf die Pause gekommen: „Dass es die richtige Entscheidung ist und sie uns auf jeden Fall erhalten bleiben“, so Sonja Rana.

Einige Restaurants verkürzen ihre Öffnungszeiten stark

Das Restaurant Schuback am Park an der Eppendorfer Landstraße ist zwar noch geöffnet, aber die Betreiber Désirée Hänssler und Jens Manzel spüren bereits die Auswirkungen von 2G plus. „Die aktuellen Bestimmungen sorgen bei uns dafür, dass wir deutlich weniger Reservierungen entgegennehmen, als in den Monaten davor.

Außerdem scheuen sich viele Gäste davor, nur um einmal essen zu gehen, in einer Schlange vor einem Testzentrum zu stehen. Wir haben aus diesem Grund jetzt auch unsere Öffnungszeiten verkürzt, von zuletzt fünf Tagen pro Woche auf vier Tage und nur am Abend geöffnet, damit wir einigermaßen wirtschaftlich Gastgeber sein können“, sagt Gastronom Manzel.

Hamburg: Neue Restaurant-Öffnungszeiten wegen Corona

Auch die Salt & Silver-Restaurants auf St. Pauli wollen ab der kommenden Woche ihre Öffnungszeiten stark anpassen. Normalerweise sind die Betriebe, die auf Gerichte aus Lateinamerika und dem östlichen Mittelmeerraum spezialisiert sind, jeweils fünf Tage die Woche geöffnet, bald wird es nur noch das Wochenende sein. „Ökonomisch gesehen ist es ein Himmelfahrtskommando, weiter geöffnet zu haben“, sagte Inhaber Johannes Riffelmacher dem Abendblatt.

Obwohl in seinen Restaurants schon länger 2G-plus-Regelung galt, habe das Team aktuell Veränderung im Kundenverhalten bemerkt – mit einem Reservierungsrückgang von 60 bis 70 Prozent. Die Kontrollen der 2G-Regelungen bedeuteten außerdem einen Mehraufwand, der inzwischen schwer abzudecken sei. Aber auch die Sperrstunde von 23 bis 5 Uhr sei ein Faktor, weil damit ein wichtiger Zeitraum für die Gastronomie wegfalle. Die Lage sei vielschichtig, sagte Riffelmacher weiter: „Auch der Dezember hat bei vielen tiefe Löcher gerissen. Die Gastronomen können gerade einfach nicht mehr, ist mein Eindruck.“