Hamburg. Rettung für angeschlagene Klinik Groß-Sand in Sicht. Albertinen-Gruppe könnte zu Asklepios aufschließen. Was dahintersteckt.

Auf dem Hamburger Krankenhausmarkt bahnt sich eine spektakuläre Übernahme an. Die Immanuel Albertinen Diakonie befindet sich mit der St. Franziskus Stiftung Münster in Gesprächen mit dem katholischen Erzbistum über eine Beteiligung oder Übernahme der sogenannten Ansgar-Gruppe. Dazu gehören das Marienkrankenhaus, auch das in Lübeck, sowie das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Außerdem geht es um das finanziell angeschlagene Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg.

Wie das Erzbistum am Donnerstag mitteilte, hätten die Verhandlungspartner einen "Letter of Intent" verfasst, um ernsthafte Verhandlungen zu bekräftigen. Wann die Gespräche abgeschlossen sind, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher dem Abendblatt.

Krankenhaus Hamburg: Stadt stellt Millionensumme für Groß-Sand bereit

Hamburg will 20 Millionen Euro für die Weiterentwicklung in Groß-Sand bereitstellen. In Groß-Sand löste die Nachricht von den Verhandlungen mit einem frei-gemeinnützigen und nicht-privaten Träger Jubel und Szenenapplaus bei der Mitarbeiterversammlung aus.

Groß-Sand-Mitarbeiterin und Bürgerschaftsabgeordnete Claudia Loss (SPD) sagte dem Abendblatt, sie freue sich, dass sich eine tragfähige Lösung für Groß-Sand abzeichne. Das von den künftigen Eigentümern geplante Konzept müsse man sich anschauen. Aber insgesamt sei das eine positive Nachricht.

Die Gesundheitsexpertin der Gewerkschaft Ver.di, Hilke Stein, erklärte: "Wir befinden uns hier in Hamburg in einer gut funktionierenden Sozialpartnerschaft mit den Arbeitgebern, dem Verband kirchlicher Krankenhausdienstgeber Hamburg (VKKH). Es gibt eine Tarifbindung, die sich stark am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes orientiert. Wir gehen davon aus, dass nun auch die Beschäftigten der katholischen Krankenhäuser in Hamburg von diesem Tarifvertrag profitieren, hier werden wir die Käufer nicht aus der Verantwortung lassen.“ Die Unsicherheit für die Beschäftigten habe nun ein Ende – nach über zwei Jahren, in denen über einen Verkauf geredet worden sei.

Albertinen könnte durch Groß-Sand-Übernahme zu Asklepios aufschließen

Es ist seit Monaten die erste gute Nachricht für das durch Pensionslasten in zweistelliger Millionenhöhe gebeutelte Haus, das bislang keinen Käufer fand. Über Monate hatte das Erzbistum Groß-Sand angeboten. Viele Interessenten hatten wegen der Pensionslasten abgewinkt. Nun ist offenbar das Erzbistum bereit, sie zu übernehmen oder in die Verhandlungen über die gesamte Ansgar-Gruppe miteinzubeziehen. Der Bischofssitz teilte dem Abendblatt auf Nachfrage mit: "Das Erzbistum Hamburg hat bereits in der Vergangenheit für den Erhalt des Krankenhauses Groß-Sand einen zweistelligen Millionenbetrag an Pensionsverpflichtungen übernommen und wird auch zukünftig Verantwortung übernehmen. Näheres ist Inhalt der vertraulichen Verhandlungen.“

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Für das Erzbistum Hamburg erklärte Generalvikar Ansgar Thim: "Die Gespräche verlaufen in einer sehr vertrauensvollen und konstruktiven Atmosphäre und sind im Sinne des Dienstes für unsere Patientinnen und Patienten von dem gemeinsamen Wunsch geprägt, den Krankenhausstandorten sowie den Mitarbeitenden eine gute Zukunftsperspektive zu geben.“

Der Generalvikar traf sich am Nachmittag im Rathaus mit Bürgermeister Peter Tschentscher und weiteren Senatsmitgliedern, darunter Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (beide SPD). "Aktuelle Fragen sowie sowie die Situation der katholischen Kirche in Hamburg" hätten im Mittelpunkt gestanden, hieß es.

Es könnte durch eine Übernahme ein neuer Hamburger Krankenhausriese mit insgesamt mehr als 6000 Mitarbeitern entstehen, der zu Asklepios aufschließt. Der Klinikkonzern (15.000 Beschäftigte in Hamburg) betreibt etwa jedes zweite Bett in der Stadt und versorgt, wie viele medizinischen Einrichtungen an Alster und Elbe, das Umland mit. An der Hamburger Gesellschaft von Asklepios ist die Stadt mit 25,1 Prozent beteiligt.

Krankenhaus-Übernahme in Hamburg: CDU begrüßt Lösung

Die Hamburger Christdemokraten begrüßten die sich abzeichnende Lösung. Mit dem Albertinen Krankenhaus übernehme voraussichtlich ein freier Krankenhausträger den Betrieb, der in Hamburgs Krankenhauslandschaft bereits lange fest verankert und für seine hohen Gesundheits- und Sozialstandards bekannt sei, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Stephan Gamm.

Noch sei im Detail nicht bekannt, welche konkreten Folgen und Veränderungen auf das Krankenhaus durch die Übernahme zukämen. "Doch eines steht fest: Wilhelmsburg als wachsender Stadtteil braucht auch in Zukunft ein leistungsfähiges Krankenhaus und das wird mit der heutigen Entscheidung sichergestellt", so Gamm weiter. Man werde das weitere Verfahren daher "wohlwollend" begleiten.

Linken-Gesundheitspolitiker Deniz Celik, der sich seit Langem für Groß-Sand starkmacht, erklärte, es gebe wieder Hoffnung "für die Beschäftigten und die Menschen auf der Elbinsel". Grund- und Regelversorgung müssten erhalten bleiben. Die Linke halte nach wie vor eine Trägerschaft unter dem Dach des UKE für die beste Lösung. Aber: "Alles ist besser als eine Schließung."