Hamburg. Das Erzbistum hat die Frist für mögliche Käufer verstreichen lassen. Warum alte Interessenten jetzt doch wieder für Groß-Sand bieten.

Nach dem Ablauf der selbstgesetzten Frist für eine Entscheidung über das finanziell angeschlagene Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand verhandelt das Erzbistum Hamburg weiter über einen Verkauf. Wie ein Bistumssprecher am Donnerstag mitteilte, gebe es mehrere Bieter. Die laufenden Verhandlungen dürften nicht durch „vorzeitige Bekanntmachungen“ gefährdet werden. Das Bistum sei bestrebt, im Verkaufsprozess, „das Beste für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Menschen in Wilhelmsburg zu erreichen“. Der künftige Betreiber werde mit der Stadt Hamburg ein „abgestimmtes medizinisches Leistungskonzept umsetzen“. Das klingt zumindest in der Formulierung überzeugt optimistisch.

Einen neuen Termin, bis zu dem eine Entscheidung gefallen sein soll, vermied der Erzbischofssitz. Die Kirchen-Verwaltung hatte das Management von Groß-Sand und den geplanten Verkauf an sich gezogen, weil die Wilhelmsburger Gemeinde St. Bonifatius damit überfordert war. Über Jahre hatten sich Pensionszahlungen in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro aufsummiert, die einen Verkauf erschweren. Eine „Lenkungsgruppe“ aus Behördenvertretern, Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkassen hatte über Monate nach einem neuen medizinischen Konzept für Groß-Sand gesucht.

Nun ist es offenbar so, dass alte und zwischenzeitlich abgesprungene Interessenten erneut im Spiel sind, darunter auch solche aus dem sogenannten frei-gemeinnützigen Bereich, also nicht ausschließlich private Träger. Das bestätigte die langjährige Groß-Sand-Mitarbeiterin Claudia Loss dem Abendblatt: "Das Erzbistum hat in der Mitarbeiterversammlung in Groß-Sand signalisiert, die kompletten Pensionslasten zu übernehmen. Dadurch wird es für potenzielle Interessenten einfacher, das Krankenhaus zu übernehmen.Da lohnt es sich, noch vier Wochen auf eine Entscheidung zu warten, die für Anfang August vorgesehen ist. Wenn unser Haus in frei-gemeinnütziger Hand bliebe, wäre das ein gutes Ergebnis nach so langem Hin und Her.“

Krankenhaus Groß-Sand: Bleiben Chirurgie, Innere und Notaufnahme?

Ob und wie zum Beispiel elementare Krankenhausabteilungen wie Chirurgie und Innere Medizin sowie eine vollausgestattete Notaufnahme erhalten bleiben können, ist umstritten. Die Geriatrie und Frührehabilitation gelten unter Fachleuten als hervorragend. Unterstützer von Groß-Sand argumentieren damit, dass der wachsende Stadtteil Wilhelmsburg auf dieses Krankenhaus im Stadtteil nicht verzichten könne, weil es die bunte Bevölkerungsstruktur widerspiegele.

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Mehrere Kaufinteresenten hatten zunächst abgesagt, darunter der Asklepios-Konzern. Ärzte und Pfleger hatten Mitte Mai vor dem Hamburger Rathaus demonstriert. Mitarbeiter sind verunsichert, einige haben dem Haus trotz vergleichsweise großer Zufriedenheit mit dem Haus bereits den Rücken gekehrt.

Manuel Humburg vom Aktionsbündnis "Krankenhaus Groß-Sand bleibt" kritisierte die "Hängepartie", sagte aber auch: "Dennoch ist es eine sehr gute Nachricht, wenn das Erzbistum tatsächlich bereit ist, die gesamten Pensionslasten zu übernehmen und damit wieder kleinere Bewerber aus dem frei-gemeinnützigen Spektrum eine Chance bekommen."

Damit stiegen die "Chancen für einen Erhalt des Hauses als Grund-und Regelversorger für den wachsenden Stadtteil Wilhelmsburg sowie die Notfallversorgung auch für die umliegenden Betriebe und den ganzen Hamburger Süden". Humburg sagte, eine Tarifbindung und die Rechte der Belegschaft seien Teil einer solchen Gemeinwohl-Orientierung.