Hamburg. Wissenschaftssenatorin Fegebank und UKE-Chef Göke haben über Klinik gesprochen. Wie der Wahlkampf Groß-Sand beeinflusst.

Auf den letzten Metern des Bundestagswahlkampfes 2021 ploppt in Hamburg die Frage nach der Zukunft des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand wieder auf. „Schuld“ daran ist die Linken-Fraktion in der Bürgerschaft, die mit einem eigentlich alten Antrag die Debatte neu anfachen will. So müsse sich das UKE offiziell in das Bieterverfahren um das finanziell angeschlagene Krankenhaus einschalten, fordert die Linke und will die Diskussion am Mittwoch in der Bürgerschaft darüber führen.

Die Idee, das hamburgeigene UKE zum „weißen Ritter“ von Groß-Sand zu machen, ist nicht neu. Aber es hat tatsächlich mindestens ein Gespräch zwischen Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und UKE-Chef Burkhard Göke gegeben, in dem Groß-Sand Thema war. Fegebanks Behörde bestätigte entsprechende Abendblatt-Informationen: „Die BWFGB und das UKE sind regelhaft zu einer Vielzahl von Themen miteinander im Austausch. Darunter auch zur Frage nach der Zukunft des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand.“

Krankenhaus in Hamburg: Alles im Fluss in Groß-Sand?

Eigentlich verhandelt oder besser: wartet die Sozialbehörde von Melanie Leonhard (SPD) auf das katholische Erzbistum, das nach eigenen Angaben mit einigen Interessenten für Groß-Sand im Gespräch ist. Mehrere Fristen für einen Verkauf, ein Scheitern oder Erklärungen dazu sind verstrichen. Zuletzt bedauerte Christoph Schmitz, Geschäftsführer des Marienkrankenhauses und jetzt auch in Groß-Sand, in einem internen Schreiben, dass die Mitarbeiterversammlung abgesagt werden müsse. Es gebe konfessionelle und gemeinnützige Bieter für Groß-Sand, aber alles sei im Fluss. Das Erzbistum brauche mehr Zeit.

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Senatorinnen Fegebank und Leonhard unter Druck

Angeblich will die Kirche die Pensionslasten in zweistelliger Millionenhöhe übernehmen und so einen Neuanfang in Groß-Sand ermöglichen. Der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg drängt auf eine überparteiliche Lösung und diskutiert am 14. September im Bürgerhaus Wilhelmsburg (19 Uhr) mit Experten und Publikum über die Stadtteilklinik. Mit einer Perspektive für Groß-Sand ließe sich im Wahlkampf punkten. Das wissen alle Beteiligten. Senatorin Leonhard sind die Hände gebunden, ihr Geduldsfaden mit dem Klerus wird kürzer. Kollegin Fegebank ahnt, dass man im UKE wenig Interesse hat, sich ein kleines, wenn auch spezialisiertes Haus ans Bein zu binden. Doch beiden sitzen Fraktion und Wahlkämpfer im Nacken.

Bei den Grünen in der Bürgerschaft gibt es klare Sympathien, den Linken-Antrag zu unterstützen. Schließlich steht im Programm zur Bundestagswahl, Absatz Gesundheit und Pflege, viel von „Gemeinwohlorientierung“, vom gesellschaftlichen Auftrag der Krankenhäuser, Verzahnung mit der Uni-Medizin und davon, den Trend zur Privatisierung umzukehren. Wie glaubwürdig wäre es da, den Linken-Antrag abzulehnen?