Hamburg. Etwa 25 Menschen protestieren vor Kampnagel gegen den Auftritt des Rechtsmediziners. Im Saal sind die Rassismus-Vorwürfe kein Thema.
Ein Kamerateam war vor Ort, einige wenige Polizisten und rund 25 Demonstranten – der Rassismus-Vorwurf der Kulturfabrik Kampnagel gegen den Hamburger Rechtsmediziner und Buchautor Klaus Püschel mobilisierte offenbar nicht allzu viele Anhänger der linken Szene, wie sich am Donnerstagabend kurz vor Beginn der Lesung mit dem Titel „Der mit den Toten spricht“ zeigte.
Rund 25 Menschen protestierten bei nasskalter Witterung gegen die Veranstaltung bei Kampnagel, sie hielten Schilder hoch, auf denen etwa zu lesen war: „Rassismus tötet“ oder „Remember Achidi John“. Als die Besucher via Lautsprecher darauf hingewiesen wurden, dass Püschels Lesung nun beginne, waren Buhrufe zu hören.
Protest gegen Püschel-Auftritt auf Kampnagel
Zuvor hatte die Distanzierung Kampnagels von Püschel, der 29 Jahre lang das Institut für Rechtsmedizin am UKE geleitet hatte, teils heftige Kritik in der Stadt ausgelöst. Sie bezieht sich auf Vorgänge im Institut für Rechtsmedizin unter der Verantwortung Püschels, die bis zu 20 Jahre zurückliegen. Dabei geht es um den Einsatz von Brechmitteln in der Rechtsmedizin von 2001 bis 2006, von denen laut Kampnagel 530 „fast ausschließlich schwarze Personen“ betroffen waren.
Während vielfach die „unreflektierte Übernahme von Vorwürfen“ der Roten Flora durch Kampnagel kritisiert wurde, gab es für den Schritt auch Zuspruch. So erklärte Die Linke in der Bürgerschaft, Klaus Püschel sei „Steigbügelhalter einer repressiven Innenpolitik“ gewesen und mit Blick auf eine im November geplante Lesung bei der schlagenden Verbindung Mecklenburgia, Püschel habe „fehlende Berührungsängste gegenüber der extremen Rechten“.
Kampnagel-Publikum empfängt Püschel mit starkem Applaus
Unterdessen bestätigte der Rechtsmediziner dem Abendblatt, dass der Termin bei der Mecklenburgia nicht stattfinden werde: „Wir haben es besprochen und gemeinsam entschieden, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen.“
Im voll besetzten Saal war der Protest am Donnerstagabend kein Thema. Püschel betrat die Bühne unter starkem Applaus, winkte lässig und setzte sich hinter das mit zwei Totenschädeln dekorierte Pult.
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Zur Lesung stellte sich Püschel als „Ihr Hamburger Quincy“ und „bekennender Großvater“ vor. „Ich bin hier, weil ich Klaus Püschel sehen und hören will“, sagte Sabine Reimann. „Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen.“