Bergedorf. Ole Müller wollte schon mit drei Jahren Busse fahren. Mit 19 hat er jetzt die Lizenz dazu. Wie die Fahrgäste auf den Novizen reagieren.
Gelassen sitzt Ole Müller hinter dem Lenkrad, fährt den über zehn Meter langen Bus um die Kurven. Ganz so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei ist der Harburger noch relativ frisch auf Bergedorfs Straßen unterwegs: Mit nur 19 Jahren ist er Hamburgs jüngster Busfahrer.
Seit Dezember 2020 darf der Auszubildende alleine fahren, seine Lehre bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein GmbH (VHH) hat er schon 2019 begonnen. Den Beruf macht er seitdem mit Leidenschaft, vor allem seitdem er selbst Bus fahren darf. „Ich mag es, so ein riesiges Gefährt durch den Straßenverkehr zu lenken“, sagt Ole Müller, der diesmal den Bus der Linie 234 fährt. Es gefalle ihm, so viel Verantwortung zu tragen und immer mit Menschen in Kontakt zu sein.
Busfahrer Ole Müller: Frühe Leidenschaft
89 Fahrstunden musste der Auszubildende nehmen, um seinen Busführerschein zu bekommen. Anfangs sei es natürlich ungewohnt gewesen, die riesigen Busse zu lenken. Mittlerweile könne er sehr gut damit umgehen: „Jetzt fällt es mir fast leichter, einen Bus zu fahren, als ein normales Auto“, sagt er stolz. Und darauf hat Ole Müller lange gewartet: Seit er drei Jahre alt ist, kann er sich keinen spannenderen Beruf vorstellen.
„Busse haben mich einfach schon immer interessiert, seit ich denken kann“, sagt der Harburger. Auf einem „Busgeburtstag“ der VHH wurde er dann im Alter von 15 endgültig überzeugt: „Wir durften uns alle hinter das Steuer setzen und eine Runde drehen.“ Vor lauter Begeisterung sei er anschließend noch sechsmal wiedergekommen, um unter Anleitung Bus fahren zu dürfen.
VHH-Verwaltung reizt Ole Müller noch nicht
Mit 17 Jahren habe er sich dann direkt um die Ausbildung zur „Fachkraft im Fahrbetrieb“ beworben. Neben dem Busfahren lerne er auch die Arbeit „hinter den Kulissen der VHH“ kennen und gehe zur Berufsschule. „Später könnte ich also beispielsweise auch in die Verwaltung gehen“, sagt Ole Müller. Erstmal will er jedoch das Busfahren auskosten. Alles andere lässt er auf sich zukommen.
Wegen seines Alters lässt der 19-Jährige sich nicht verunsichern: „Natürlich gucken mich manche Fahrgäste skeptisch an, aber das gehört eben dazu.“ Auch sein Vater sei anfangs nicht begeistert vom Berufswunsch seines Sohns gewesen. Mittlerweile hat sich das jedoch geändert, versichert Ole Müller. Derzeit wohnt der 19-Jährige noch bei seinen Eltern. Die beiden älteren Brüder sind bereits ausgezogen. Für die Ausbildung biete es sich aber an, zu Hause zu wohnen, steht für Ole Müller fest.
Ole Müller muss Routen auswendig kennen
Über 60 Linien im Bereich Bergedorf hat der Busfahrer in seinem Repertoire. Genau wie seine Kollegen muss er die Routen auswendig kennen: „Wenn ich mal eine ganz andere Buslinie fahren muss, gibt es ein Nachschlagewerk.“
In Bergedorf braucht der Auszubildende das nicht mehr. Und auch die Fahrgäste sind zufrieden: „Respekt. Er macht das wirklich super“, sagt Stefanie Hass (40). Sie fühle sich sehr sicher. Rosa Timina aus Lohbrügge bestätigt den Eindruck. „Das Busfahren wurde ihm wohl in die Wiege gelegt“, sagt sie lachend.
Am Bahnhof Bergedorf angekommen heißt es für den Bus der Linie 234: Endstation. Routiniert fährt Ole Müller auf einen der wenigen freien Parkplätze am Busbahnhof. In zehn Minuten geht es weiter.