Harburg. Bahnhofsvorplatz soll einbezogen werden, Hochbahn lehnt ein Umdenken ab. „Harburg21“ hat eigenen Plan für Busverkehr vorgelegt.

Die Harburger Bezirkspolitik kann sich mit den Plänen der Hamburger Hochbahn AG zur Erweiterung des Harburger ZOB (offizielle Bezeichnung: „Busumsteigeanlage Harburg“)  nicht anfreunden. In einem Beschluss des Hauptausschusses vom Dienstag fordern alle Fraktionen ein Überdenken der Gesamtplanung, mindestens jedoch Verbesserungen am jetzigen Plan.

Der sieht vor, der bestehenden Anlage einen Satelliten zu verschaffen – einen Bussteig auf einer Verkehrsinsel in der Hannoverschen Straße, auf dem die  Busse des „Korridors Harburg“ zwischen  Wilstorf und Eißendorf beziehungsweise Heimfeld ihre Haltestellen finden, so dass sie das Haupt-Rondell nicht mehr umrunden müssen. Eine grundsätzliche Neuplanung lehnt die Hochbahn ab.

Problematisch an dem Beschluss ist, dass die Bezirksversammlung den Plänen der Hochbahn 2019 bereits grundsätzlich zugestimmt hat. Frank Wiesner, Verkehrsexperte der SPD-Fraktion, begründet, warum die Zustimmung von damals heute nicht mehr bindend sein soll: 2019 habe die Hochbahn auf einen schnellen Baustart gedrängt, weil  die Anlage mittlerweile an ihre Leistungsgrenzen stößt und man weitere Verbesserungen im Harburger Bus-Angebot nur mit einer Verbesserung des Harburger ZOB  verwirklichen könne. Der Baubeginn sei bis heute jedoch nicht erfolgt. „Anders als 2019 scheint der zeitliche Druck für die notwendige Erweiterung des ZOB gesunken zu sein. Das könnte die Möglichkeit eröffnen, eine Überarbeitung der Pläne mit Einbeziehung der Fläche des Fernbahnhofs im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs vorzunehmen“, so Wiesner. 

,Christoph Kreienbaum ist Pressesprecher der Hamburger Hochbahn.
,Christoph Kreienbaum ist Pressesprecher der Hamburger Hochbahn. © Unbekannt | Angerer, Krafft

Der zeitliche Druck sei keineswegs geringer geworden, entgegnet Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum, „im Gegenteil: Er ist natürlich sogar gewachsen. Die Verzögerung des Baus liegt bestimmt nicht an uns!“

„Harburg21“ hat eigenen Plan für den Busverkehr vorgelegt

Das Bezirksamt und der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer hatten gewollt, dass der ZOB-Umbau gleichzeitig mit der Sanierung des angrenzenden „Bahnhofsknotens“ aus Hannoverscher Straße, Moorstraße, Walter-Dudek-Brücke und Hannoverscher Brücke geschieht, damit sich die Großbaustellen in diesem sensiblen Bereich nicht endlos aneinanderreihen. Außerdem bekam die Hochbahn zur Auflage, für die Gestaltung der Busanlage einen Architekturwettbewerb durchzuführen. Bereits für das Fahrradparkhaus an der Walter-Dudek-Brücke war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, für den Vorplatz des Fernbahnhofs ist einer in Vorbereitung.

„Es ist schade, dass in den vergangenen zwei Jahren die Chance verpasst wurde, die beiden Wettbewerbsverfahren des Bahnhofsumfelds zusammenzuführen und zusammen mit der Bahn auf dem Fernbahnhofsvorplatz eine für die Bus-Fahrgäste attraktive Lösung zu finden sowie eine deutlich bessere Zugänglichkeit zu schaffen“, sagt Wiesner.

Die Nachhaltigkeitsinitiative „Harburg21“, der Wiesner und einige andere Bezirksabgeordnete angehören, hatte 2019 einen eigenen Plan zur Entzerrung des Busverkehrs auf dem Rondell vorgelegt, der das Bahnhofsvorfeld einbezieht. Dieser war als nicht praktikabel abgelehnt worden; unter anderem, weil er nicht schnell umsetzbar gewesen wäre. In der Zwischenzeit wurde im Bezirk der „Rahmenplan Innenstadt Harburg 2040“ in Angriff genommen. Einer seiner wichtigsten Aspekte ist ein Zusammenrücken des Bahnhofsbereichs mit den Quartieren Phoenix und Seevepassage. Die Businsel, so ihre Kritiker, wäre da hinderlich.

Unfallgefahr bei Umsetzung der „Insel-Lösung“?

Überhaupt sehen die Bezirksabgeordneten die Insel-Lösung als unfallgefährlich an, denn obwohl ein unterirdischer Zugang zu diesem Bussteig genutzt werden soll, sehen sie die Gefahr, dass die meisten Fahrgäste die Querung der  Fahrbahn bevorzugen. Fünf Fahrspuren, auf denen teilweise Tempo 50 erlaubt ist, wären zwischen Busumsteigeanlage und Bussteig zu überqueren.

Soweit der Umbauplan nicht überarbeitet wird, fordern die Abgeordneten  Verbesserungen am vorliegenden Entwurf: So könnte die Bus-Insel näher an das Hauptrondell herangeplant und der Kfz-Verkehr auf die andere Seite verlagert werden. Generell könne man den Autoverkehr mit Geschwindigkeitsbegrenzungen und einer teilweisen Umleitung über die Hörstener Straße ungefährlicher machen. Und was bislang völlig in der Planung fehle sei eine Fahrradspur, die vom Harburger Osten aus ohne Umwege auf das neue Fahrradparkhaus zuführt.

Geringfügige Änderungen am Plan seien sicher möglich, lenkt Kreienbaum ein: „Grundsätzlich muss aber gewährleistet sein, dass schnell gebaut wird.“