Hamburg. Busse mussten stehen bleiben, weil die Ablösung der Fahrer im Stau steckte. Doch es kommt in den nächsten Wochen noch schlimmer.

Teilweise ging am Montag auf den Straßen im Hamburger Süden nichts mehr – und auch am Dienstag war die Situation nur wenig besser. Zu den Baustellen an Winsener und Stader Straße gesellten sich die Rückstaus der Baustellen Neuländer Straße und an den Elbbrücken.

Die vorgesehenen Ausweichstrecken waren überlastet. Oft soll eine Umleitung gleich mehrere Ausweichverkehre bewältigen. Das klappte am Montag zur Rush Hour nicht mehr: Die Kornweide, designierte Ausweichstrecke für die gesperrte Zufahrt von der neuen Wilhelmsburger Reichsstraße zur A 255 sowie für die gesperrte Anschlussstelle Neuland der B 75, glich einem Parkplatz und produzierte ihrerseits Rückstaus in ihrem Umfeld.

Das Wilhelmsburger Dorf Moorwerder verzeichnete seinen ersten Verkehrsstau, seit sich die Moorwerderaner erinnern können, und die Großsiedlung Kirchdorf Süd fühlte sich vom Busverkehr abgeschnitten, weil auch der HVV im Stau nur noch eingeschränkt vorankam. Der Druck auf die Kornweide wird in der kommenden Woche noch wachsen und ähnliche Engpässe existieren bereits in Harburg oder werden in nächster Zeit entstehen. Erste Politiker fordern, einzelne Baustellen zu stoppen und zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen.

Umleitungsstrecken für Baustellen in Harburg überlastet

Die jetzige Vollsperrung der Rampe von der B 75 zur Autobahn 255 in Richtung Elbbrücken soll zwar am Wochenende beendet werden, aber danach wird die Rampe in die Gegenrichtung gesperrt. Die Umleitung erfolgt dann ebenfalls über die A 1, AS Stillhorn und die Kornweide. Ebenfalls ab der kommenden Woche wird die Kattwykbrücke – in Richtung Süden bislang noch als Einbahnstraße befahrbar, für mehrere Monate voll gesperrt. Auch das bedeutet weiteren Verkehrsdruck auf die Anschlussstelle Kornweide.

„Mein Eindruck, ist, dass trotz der vielen Verkehrskoordinatoren, die wir eingestellt haben, nur wenig koordiniert wird, hat sich gerade bestätigt“, sagt der Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich (SPD), „zumindest die Sperrungen zur Sanierung der A 255 sind den Koordinatoren des Bezirks Mitte nicht kommuniziert worden. Ich bin der Meinung man sollte sofort umdenken und versuchen, die Baustellen zu entzerren.“

Verkehrsbehörde weist auf engen Zeitplan für Baustellen hin

Dennis Heinert, Pressesprecher der Verkehrsbehörde, sieht dafür wenig Spielraum: „Die Maßnahmen wurden bewusst in die Sommermonate gelegt“, sagt er. „Hierfür sprachen das jetzt ferienbedingt geringere Aufkommen im Berufsverkehr, aber auch die wetterbedingt leichteren Bauarbeiten. Aufgrund der Ende des Jahres anstehenden Sanierung der Freihafenelbbrücke war es wichtig, beide Maßnahmen bis zum Herbst erfolgreich abzuschließen. Zudem ist es speziell bei der Maßnahme auf der B 75 wichtig, diese abzuschließen, bevor es in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli zu der angekündigten Vollsperrung auf der A 255 kommt. Dies führt im Ergebnis dazu geführt, dass eine weitere zeitliche Entzerrung der Maßnahmen nicht möglich ist. Aktuell ist es so, dass wir gemeinsam mit der Verkehrsdirektion die Umleitung und ihre Ausschilderung weiter optimieren. Die Verkehrssituation hat sich heute gegenüber gestern schon etwas entspannt.“

Ein Ausweichen auf den Nahverkehr ist wenig ratsam – auch die Busse stecken fest

Die übliche Empfehlung, auf den öffentlichen Nahverkehr auszuweichen, greift in diesem Fall nur bedingt: Der S-Bahn-Verkehr ist durch die Arbeiten an der Sternbrücke stark eingeschränkt, die U 3 in der Innenstadt gesperrt und die Busse im Stau gefangen. „Das betrifft im Süden besonders die Expressbuslinie X 30 und die Buslinie 154“, sagt Christoph Kreienbaum, Sprecher der Hamburger Hochbahn AG, „Aber auch die Busse der Metrolinie 13 nach Kirchdorf-Süd wurden im Rückstau der Kornweide auf die Otto-Brenner-Straße aufgehalten. Hinzu kommt, dass einige Fahrer nicht abgelöst werden konnten, weil ihre Ablöser ebenfalls aufgehalten wurden. Nach dem Ende der Lenkzeit muss der Bus dann an der Endstation warten.“

Auch auf einer zentralen Ausweichstrecke wird Ende Juli gesperrt

Ein ähnliches Nadelöhr, wie in Wilhelmsburg auf der Kornweide, gibt es in Harburg bereits auf dem Großmoordamm und auch der Bremer Straße droht dieses Schicksal noch: Sie wird bei Stau auf der A 7 schon als Ausweichroute genommen, dient derzeit auch als weiträumige Umfahrung der gesperrten Anschlussstelle Neuland und soll auch für die verschiedenen Bauabschnitte, mit denen die Winsener Straße saniert wird, als Umleitung fungieren. Damit ist die einspurige Bundesfernstraße eigentlich schon zu über 100 Prozent ausgelastet, aber der Bezirk Harburg kann noch darauflegen: Auch für die in zwei Wochen beginnende Sanierung der Heimfelder Straße soll auf die Bremer Straße ausgewichen werden. Der Grund ist klar: Auf der in der Nähe der Heimfelder Straße parallel verlaufenden Stader Straße wird ebenfalls gebaut. Ab Ende Juli wird auch noch der Sinstorfer Kirchweg zwischen Hegtum und Sinstorfer Weg bis Dezember voll gesperrt.

Die Häufung dieser Eingriffe wird im Übrigen ebenfalls mit Zeitdruck begründet: Ab Anfang 2022 droht in Harburg die Mutter aller Baustellen: Der „Doppelknoten“ aus Hannoversche Straße, Buxtehuder Straße Moorstraße und Walter-Dudek-Brücke bei gleichzeitigem Beginn des ZOB-Umbaus. Da möchte man nun wirklich keine anderen Großbaustellen zeitgleich angehen. Nur die Grundsanierung der Bremer Straße – vielleicht.