Hamburg. Der Überblick: THW Kiel mit 2G-Modellprojekt. So hoch ist die Impfquote in Hamburg wirklich. Ethikrat sieht Hamburger Weg kritisch.

Die Diskussionen um das umstrittene 2G-Modell reißen nicht ab: Während der Senat am Dienstag seine Pläne für Hamburg vorgestellt hat, hält der Berliner Bürgermeister die Option, Geimpften und Genesenen mehr Rechte als Getesteten einzuräumen, derzeit für bundesweit nicht umsetzbar.

Während die Inzidenz in Schleswig-Holstein aktuell bei knapp unter 50 liegt, stagniert der Sieben-Tage-Wert in Hamburg seit einiger Zeit bei etwas mehr als 80 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Dafür steigt die Zahl der Klinikpatienten deutlich. Alle Infos in unserem Newsblog.

Corona News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 26. August:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert. Am Donnerstag lag die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche bei 47,4 nach 47,3 am Vortag. Das geht aus Daten der Landesmeldestelle hervor (Stand: 19.07 Uhr).

Innerhalb eines Tages wurden landesweit 207 Neuinfektionen gemeldet – am Mittwoch waren es 262. In den Krankenhäusern werden derzeit 69 Covid-19-Patienten behandelt, zwei mehr als am Vortag. 20 von ihnen liegen nach wie vor auf der Intensivstation, zehn Patienten mussten beatmet werden (-1). Es wurde ein neuer Todesfall gemeldet, so dass die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Pandemie bei 1646 liegt. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich insgesamt 70.542 Menschen in Schleswig-Holstein mit Sars-CoV-2 infiziert, davon gelten 65.900 als genesen.

Am höchsten ist der Inzidenz-Wert in Neumünster, dort wird er mit 112,2 angegeben. In der Landeshauptstadt Kiel liegt er bei 79,0, in Dithmarschen bei 72,8. Die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz verzeichnet Schleswig-Flensburg mit 18,9.

+++ Dieser Blog wird nicht weiter aktualisiert. Lesen Sie hier den Corona-Newsblog von Freitag, 27. August. +++

Impf-Abweichung in Schleswig-Holstein niedriger als in Hamburg

Bei den Corona-Impfungen registriert die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) für Schleswig-Holstein weit geringere Datenabweichungen als in Hamburg. Nach KVSH-Daten vom Donnerstag wurden im nördlichsten Bundesland für das zweite Quartal 1.100.407 Impfungen an das Robert Koch-Institut gemeldet und 1.092.104 abgerechnet. Das waren also 8303 weniger als gemeldet. Die KVSH gehe davon aus, dass die meisten Abweichungen erklärbar sind, zum Beispiel anhand der Abrechnungen im dritten Quartal. Deswegen gebe es auch keine Auswirkungen auf die Impfquote.

Corona-Impfstoff wird auf Spritze gezogen (Archivbild).
Corona-Impfstoff wird auf Spritze gezogen (Archivbild). © dpa | Fabian Sommer

„Wir gehen nicht wie Hamburg von einer zu niedrigen Meldequote aus, sondern im Gegenteil davon, dass Impfungen und Einträge fürs RKI komplett geschehen sind, einige Abrechnungen nur verzögert stattgefunden haben“, sagte ein Sprecher.

In Schleswig-Holstein haben bisher 63,6 Prozent der Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz erhalten. Bei den Erstimpfungen beträgt die Quote 69,5 Prozent.

THW Kiel startet 2G-Modellprojekt: 9000 Zuschauer erlaubt

Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel darf zu seinen Heimspielen zu Saisonbeginn bis zu 9000 Zuschauer begrüßen. Die Stadt Kiel werde dem THW eine entsprechende Genehmigung erteilen, teilte der Klub am Donnerstag mit. Zuvor hatte das Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein dem von der Stadt Kiel beantragten Modellversuch des THW zugestimmt.

„Wir haben diese Entscheidung mit großer Freude zur Kenntnis genommen“, wurde THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Beteiligten für ihr Einsatz. Aus dem Sport wissen wir: Nur wenn man zusammenhält und gemeinsam für eine Sache arbeitet, kann Großes entstehen.“

Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold vom THW Kiel beim Pokalspiel in Hamburg (Archivbild).
Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold vom THW Kiel beim Pokalspiel in Hamburg (Archivbild). © Witters

Die Kieler setzen im Kern auf eine 2G-Lösung, Zutritt zur Halle hätten „insbesondere nachweislich vollständig geimpfte und genese Personen“, heißt es in der THW-Mitteilung. Der Klub arbeite allerdings an einer Lösung, vor allem für Kinder unter zwölf Jahren und darüber hinaus für Menschen, für die kein Impfangebot besteht oder die bislang aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, einen von den zuständigen Behörden geforderten eigenen Bereich zu schaffen.

Die Genehmigung für den Modellversuch ist zunächst auf zwei Monate ab dem 8. September befristet, kann bei einer veränderten Infektionslage aber zurückgenommen werden. Sollte sich das Modell als tragfähig erweisen, soll die Genehmigung verlängert werden. Das erste Bundesliga-Heimspiel bestreitet das THW-Team am 8. September gegen HBW Balingen-Weilstetten.

Kieler Woche corona-bedingt kleiner – aber mit großen Namen

Die 127. Kieler Woche (4. bis 12. September) fällt wegen Corona zwar kleiner aus als zunächst geplant, hat aber große Namen zu bieten. „Natürlich hätten wir alle gerne in diesem Jahr wieder eine "richtige" Kieler Woche gefeiert“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) am Donnerstag. Die Infektionslage lasse dies noch nicht zu.

Die Kieler Woche steht auch 2021 unter dem Eindruck der Corona-Pandemie.
Die Kieler Woche steht auch 2021 unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. © imago images/penofoto

Segel-Star Boris Herrmann (40) wird die älteste und größte deutsche Regattawoche eröffnen und mit dem Typhon das Signal für „Leinen los!“ geben. Neben den Segelwettbewerben vor Kiel-Schilksee sind mehr als 100 Programmpunkte geplant. Maritimer Höhepunkt soll die Windjammerparade mit mehr als 120 Schiffen am 11. September sein, angeführt von der „Alexander von Humboldt II“. Prominenter Gast wird am 8. September Fürst Albert II. von Monaco (63) sein. Er besucht das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.

Anders als vor der Pandemie wird es keine großen Bühnen und keine ausgedehnten Flanierbereiche geben. Unter normalen Bedingungen hatte das Sommerfest 2019 mehr als 3,5 Millionen Besucher und Besucherinnen aus gut 70 Ländern angelockt.

Niedersachsens Unis starten in Präsenz ins neue Semester

Die niedersächsischen Hochschulen kehren mit dem Wintersemester zur Präsenzlehre zurück. Die neue Corona-Verordnung des Landes mit dem Prinzip, Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) zu Veranstaltungen zuzulassen, mache das möglich. Das sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) am Donnerstag in Hannover. „Es geht zurück auf den Campus.“ Gerade für Studienanfänger und -Anfängerinnen sei das wichtig.

Lehrveranstaltungen in Anwesenheit von Studierenden sollten der Standard sein, sagte der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, Joachim Schachtner. „Die Online-Lehre soll als Ergänzung an den Stellen eingesetzt werden, wo sie sich als Verbesserung herausgestellt hat oder sinnvoll ist.“ Seit März 2020 hatten die Universitäten und Hochschulen ihre Studenten fast ausschließlich in Videokonferenzen ausgebildet.

Die Hochschulen sollten weiter strikt auf die Hygieneregeln achten, sagte Minister Thümler. Er gab ihnen auf, elektronische Zugangskontrollen für Geimpfte, Genesene und Getestete zu prüfen. An das Hochschulpersonal wie an die Studenten appellierte Thümler, sich impfen zulassen: „Tragen Sie mit dazu bei, dass wieder mehr Normalität in unseren Alltag einkehren kann und wir ein Wintersemester in Präsenz erleben!“

Tschentscher und Leonhard informieren über Impfkampagne

Wenige Tage vor der endgültigen Schließung des Hamburger Impfzentrums wollen Bürgermeister Peter Tschentscher und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (beide SPD) am Freitagmittag einen Zwischenbericht zur Impfkampagne der Hansestadt abgeben. Ebenfalls in den Messehallen vertreten sein wird Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, die das Impfzentrum betreibt. Das Zentrum soll planmäßig am 31. August seine Pforten schließen.

Peter Tschentscher und Melanie Leonhard wollen über den Fortgang der Impfkampagne informieren (Archivbild).
Peter Tschentscher und Melanie Leonhard wollen über den Fortgang der Impfkampagne informieren (Archivbild). © picture alliance

Seit seinem Start am 5. Januar wurden in den Messehallen mehr als eine Million Corona-Schutzimpfungen verabreicht. In der Spitze wurden dort mehr als 10.000 Frauen und Männer am Tag geimpft. Künftig sollen vornehmlich niedergelassene Ärzte die Impfungen übernehmen. Weitere Impfmöglichkeiten gebe es aber unter anderem in den Krankenhäusern, in etlichen Betrieben und bei mobilen Impfteams.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Hamburg einschließlich Mittwoch gut 2,3 Millionen Impfdosen verabreicht, so dass mindestens zwei Drittel der Hamburger Bevölkerung durch mindestens eine Impfung geschützt sind. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung ist die Zahl der verabreichten Impfdosen sogar um mehr als 70.000 höher.

Ethikrat: 2G-Modell keine Impfpflicht durch die Hintertür

Der Deutsche Ethikrat hält das Hamburger 2G-Optionsmodell nicht für eine Impfpflicht durch die Hintertür. „Eine Pflicht ist etwas, dem man sich nicht entziehen kann“, sagte die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx am Donnerstag dem Hörfunksender NDR Info. Das sei hier nicht der Fall. Stattdessen werde „Druck aufgebaut, um es attraktiver zu machen, sich und andere zu schützen“.

Die 2G-Option ist in Hamburg von Sonnabend an möglich. Dann können Veranstalter entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen. Dieses bezieht Getestete und damit Ungeimpfte ein, unterliegt aber den bisherigen Corona-Einschränkungen.

Buyx sagte, aus ethischer Sicht sei das 3G-Modell besser, weil es mehr Teilhabe biete. Wenn sich die Situation aber weiter verschlechtern würde, sei 2G ethisch vertretbar, wenn damit maßvoll umgegangen werde. „Man sollte vorher alles andere ausgeschöpft haben.“ Wichtig sei zudem, vorab zu überdenken, welche Bereiche betroffen seien. „Die Disco ist nicht der Sportverein und auch nicht der Behördenbesuch.“

SHMF-Intendant wünscht sich 2G-Regel auch in Schleswig-Holstein

Der Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), Christian Kuhnt, befürwortet die Einführung der 2G-Regel auch in Schleswig-Holstein. „Wenn sie gut gemacht und klar kommuniziert wird, kann ich mir das sehr gut vorstellen“, sagte Kuhnt. Dann entfielen bei Konzerten in geschlossenen Räumen die Abstandsregeln, so dass wieder deutlich mehr Menschen eingelassen werden könnten als bislang.

In Hamburg haben Veranstalter von Sonnabend an die Möglichkeit, nur noch Geimpften oder Genesenen Zutritt zu gewähren, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind. Es gehe nicht darum, Ungeimpfte künftig von kulturellen Angeboten auszuschließen. „Es geht nur um Menschen, die sich bewusst nicht impfen lassen, obwohl sie es könnten, sagte Kuhnt.

Hamburger Ärzte: So hoch ist die Impfquote wirklich

Wie die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) am Dienstag bekannt gab, ist die Impfquote in der Hansestadt deutlich höher als bislang angenommen. Der offizielle Wert wird derzeit mit 67,8 Prozent angegeben – laut KV liegt er aber mindestens drei Prozentpunkte darüber. Allein im zweiten Quartal 2021 hätten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte über 70.000 Impfungen nicht an das RKI gemeldet.

Die Impfquote in Hamburg ist deutlich höher als bisher angenommen (Archivbild).
Die Impfquote in Hamburg ist deutlich höher als bisher angenommen (Archivbild). © Roland Magunia

Demnach haben in Hamburg bereits über 70 Prozent der Menschen ein Impfung gegen das Coronavirus erhalten. "Den Ärztinnen und Ärzten ist dabei kein Vorwurf zu machen", erklärt Walter Plassmann, Vorsitzender der KVH. Das Meldeverfahren sei neu und anfänglich auch technisch nicht stabil gewesen.

Die Differenz in der Impfquote könnte sogar noch deutlich höher ausfallen: Laut Plassmann seien auch die in großem Ausmaß fehlenden Meldungen von Betriebsärzten bislang noch nicht berücksichtigt worden.

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Die korrekten Zahlen aus ganz Deutschland sollten sehr schnell in den RKI-Monitor aufgenommen werden, damit ein realistisches Bild der Lage entstehe. „Dies ist umso wichtiger, als das Maß der Einschränkungen auch an der Impfquote festgemacht wird“, so Plassmann.

Asklepios schaltet allmählich auf Normalbetrieb um

Trotz fortdauernder Corona-Pandemie schaltet der Hamburger Krankenhauskonzern Asklepios allmählich wieder auf Normalbetrieb. „Immer mehr Patienten kommen wieder zu uns, um sich wegen akuter Beschwerden behandeln zu lassen, aber eben auch, um aufgeschobene Behandlungen nachzuholen“, berichtete der Chef des zweitgrößten privaten Klinikbetreibers in Deutschland, Kai Hankeln, am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.

Dies schlägt sich im Zeitraum Januar bis Juni auch schon in der Patientenzahl nieder: Insgesamt behandelten die Asklepios-Kliniken im ersten Halbjahr knapp 1,45 Millionen Patienten, nach 1,08 Millionen ein Jahr zuvor. In der Vorjahreszahl ist allerdings die zur Jahresmitte 2020 abgeschlossene Übernahme des Konkurrenten Rhön-Klinikum nicht berücksichtigt. Auf Röhn-Klinikum allein entfielen im ersten Halbjahr 0,39 Millionen Patienten, sodass sich für Asklepios allein ein geringfügiger Rückgang der Patientenzahl ergibt, der aus dem Minus des ersten Quartals resultiert.

Inzidenz, Impfungen, Tote: Neue Corona-Zahlen für Hamburg

Am Donnerstag hat die Sozialbehörde 271 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das sind 68 Fälle weniger als am Mittwoch, aber 47 mehr als am Donnerstag vor einer Woche (224 Fälle). Damit steigt der Inzidenzwert erneut auf nun 83,3 (Vortag: 80,8) Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 88,2 gelegen.

Coronavirus: Auch am Donnerstag meldete die Sozialbehörde für Hamburg viele Neuinfektionen (Symbolbild).
Coronavirus: Auch am Donnerstag meldete die Sozialbehörde für Hamburg viele Neuinfektionen (Symbolbild). © imago/Bihlmayerfotografie

Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 84.397 Corona-Infektionen registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 79.100 als genesen. Dem Institut zufolge haben in Hamburg bislang 1.253.181 Menschen zumindest eine Erstimpfung erhalten, 1.140.232 Personen sind vollständig geimpft.

In Hamburger Krankenhäuser werden aktuell 113 Corona-Patienten behandelt. 42 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen. Die Behörde meldete einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1641 Menschen gestorben.

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Berlin sieht Hamburger 2G-Modell aktuell noch kritisch

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält die optionale Sonderregelung für Geimpfte und Genesene in Hamburg derzeit nicht für flächendeckend umsetzbar. „So weit sind wir noch nicht in Berlin, ich sehe es auch nicht für die ganze Bundesebene“, sagte der Vorsitzende der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Offensichtlich wolle der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) mit dem „2G-Optionsmodell“ frühzeitig auf eine mögliche Gefahr reagieren.

Für den öffentlichen Raum lasse sich die Regelung allein deswegen nicht umsetzen, weil dann Kinder und Jugendliche benachteiligt würden. Gerade Familien mit kleinen Kindern, die sich noch gar nicht gegen das Coronavirus impfen lassen können, würden mit den Erleichterungen nur für Geimpfte und Genesenen etwa von Veranstaltungen ausgeschlossen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sieht das 2G-Modell kritisch (Archivbild).
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sieht das 2G-Modell kritisch (Archivbild). © picture alliance/dpa

„Ich glaube, dafür muss auch eine Regelung gefunden werden, wenn das in Hamburg oder anderen Regionen umgesetzt werden soll“, sagte Müller. Anders stelle sich die Situation bei Jugendlichen und Erwachsenen dar, die bereits ein Impfangebot bekommen, dieses aber bisher nicht angenommen hätten. In diesem Fall sei die 2G-Regelung denkbar.

2G steht für „geimpft oder genesen“ und unterscheidet sich damit von 3G, bei dem Genesene, Geimpfte, aber auch lediglich negativ Getestete eingeschlossen sind. Hamburg hatte am Dienstag das 2G-Modell für Veranstalter und Gastronomen beschlossen. Diese dürfen ihre Dienstleistungen dann freiwillig nur noch für Geimpfte und Genese anbieten und werden im Gegenzug von nicht mehr erforderlichen Coronaschutzauflagen befreit. Dadurch können sie etwa mehr Besucher einlassen oder eine freie Platzwahl ohne obligatorische Abstandsgebote anbieten.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Bildungsforscher: Erstklässler haben erhebliche Defizite durch Corona

Die diesjährigen Erstklässler sind nach Ansicht des Bildungsforschers Aladin El-Mafaalani aufgrund der Corona-Pandemie deutlich schlechter auf die Schule vorbereitet als frühere Jahrgänge. Sprach- und Bewegungsförderung sei in den Kitas wenn überhaupt nur mit angezogener Handbremse möglich gewesen, sagte der Osnabrücker Soziologe und Erziehungswissenschaftler. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Kitas in diesen Bereichen stark verbessert. „Ich gehe davon aus, dass wir durch die anderthalb Jahre Corona mit Lockdowns, Notbetrieb und Quarantäne einen Rückfall haben.“

Die Grundschulen hätten am meisten unter den Corona-bedingten Einschränkungen zu leiden gehabt. Dort lernten die Kinder die kulturellen Grundtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen, erläuterte El-Mafaalani: „Wenn diese im Krisenmodus, über Distanz und virtuell vermittelt werden sollen, ist das ein großes Problem.“ Die Grundschulen hätten damit keinerlei Erfahrungen gehabt. Zudem existierten kaum digitale Lernformate für Kinder, die noch gar nicht lesen und schreiben können.

Zudem seien die Grundschulen schon vor Corona personell, gebäudetechnisch und digital unzureichend ausgestattet gewesen, bemängelte der Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft. „Die Grundschulen waren schon vor Corona die Achillesferse unseres Bildungssystems.“ Deshalb werde ihnen nun die größte Herausforderung bevorstehen.

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Impfskandal in Friesland: Polizei durchsucht Impfzentrum

Nach dem Impfskandal im niedersächsischen Landkreis Friesland hat die Polizei am Donnerstagmorgen das betroffene Impfzentrum in Schortens-Roffhausen durchsucht. Auch Räumlichkeiten der Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde des Deutschen Roten Kreuzes wurden durchsucht, wie die Polizeidirektion Oldenburg mitteilte. Hier lesen Sie den ausführlichen Artikel über den Impfskandal in Friesland.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Inzidenz in Schleswig-Holstein fällt leicht

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist leicht gefallen. Am Mittwoch lag die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche bei 47,3 nach 48,9 am Vortag. Das geht aus Daten der Landesmeldestelle hervor (Stand: 19.41 Uhr).

Neumünster hat sich mit einem Wert von 107,2 an die Inzidenz-Spitze in Schleswig-Holstein gesetzt (Archivbild).
Neumünster hat sich mit einem Wert von 107,2 an die Inzidenz-Spitze in Schleswig-Holstein gesetzt (Archivbild). © Imago/penofoto

Innerhalb eines Tages wurden landesweit 262 Neuinfektionen gemeldet – am Dienstag waren es 305. In den Krankenhäusern werden derzeit 67 Covid-19-Patienten behandelt, einer weniger als am Vortag. 20 von ihnen lagen auf der Intensivstation (+2), elf Patienten mussten nach wie vor beatmet werden. Es wurde ein neuer Todesfall gemeldet, so dass die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Pandemie bei 1645 liegt. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich insgesamt 70.335 Menschen in Schleswig-Holstein mit Sars-CoV-2 infiziert, davon gelten 65.700 als genesen.

Am höchsten ist der Inzidenz-Wert in Neumünster, dort wird er mit 111,0 angegeben. In Dithmarschen – bis Anfang der Woche noch Spitzenreiter in Schleswig-Holstein, sank der Wert innerhalb eines Tages rapide von 96,9 auf nun 76,6. Die Landeshauptstadt Kiel verzeichnet eine Inzidenz von 76,2. Die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz ist im Kreis Ostholstein registriert – 18,5.

Im Restaurant Henriks soll es weiterhin die 3G-Regel geben

Claas-Henrik Anklam, Inhaber vom Nobelrestaurant Henriks an der Tesdorpfstraße lehnt die 2G-Option ab. „Ich möchte keinen meiner Gäste vor den Kopf stoßen, deshalb sind bei uns im Restaurant weiterhin Geimpfte, Genesene und Getestete willkommen", sagt Anklam.

Claas-Henrik Anklam ist Besitzer und Chefkoch des Restaurants Henriks an der Tesdorpfstraße.
Claas-Henrik Anklam ist Besitzer und Chefkoch des Restaurants Henriks an der Tesdorpfstraße. © Roland Magunia

Das habe bislang gut geklappt und deshalb solle diese Regelung erstmal fortgeführt werden. "Wer sich jetzt für die 2G-Option entscheidet, steht noch vor vielen offenen Fragen, die der Senat noch nicht geklärt hat.“

Lesen Sie hier den Corona-Newsblog für den Norden vom Vortag