Hamburg. Das 103 Jahre alte Bauwerk ist trotz Sanierung nur noch ein paar Jahre betriebssicher. 2026 soll es durch Neubau ersetzt werden.

Zunächst wirkt die mit Aufklebern und Graffiti „verzierte“ Schanzenstraßen-Brücke nicht gerade wie ein Schmuckstück. Doch sie ist einen zweiten Blick wert. Mit ihrer genieteten Stahlkonstruktion verkörpert die 1903 errichtete Eisenbahnbrücke die Ingenieurbaukunst aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts.

Außerdem ist das eigentlich aus vier Brücken bestehende Bauwerk denkmalgeschützt und prägend für das alternative Schanzenviertel in Hamburg. Doch die Jahre der Brücke, über die täglich 900 Personenzüge (S-Bahnen, Regional- und Fernzüge) rollen, sind gezählt.

Aus Bundesmitteln: Neue Brücke kostet rund 20,5 Millionen Euro

Nach Angaben der Deutschen Bahn muss sie abgerissen werden. Sie habe das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreicht, und für den langfristigen Erhalt einer modernen Infrastruktur benötige man Ersatz. Das neue Bauwerk soll aus Bundesmitteln bezahlt werden und rund 20,5 Millionen Euro kosten.

In Form und Aussehen soll es der alten Brücke entsprechen, wird jedoch wegen ihrer größeren Spannweite ohne Stützen im Straßenraum auskommen. Stattdessen werden zwei neue Widerlager gebaut, auf denen die Brücke dann ruht. Von 2024 an soll es in der Nähe errichtet und 2026 eingesetzt werden.

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Nach der Sternbrücke ist die Schanzenstraßen-Brücke das zweite Brücken-Denkmal im Stadtteil, das abgerissen werden soll. In beiden Fällen ist die Rede von einem „Ende der Nutzungsdauer“. Was das im Fall der 25 Meter langen Brücke „Schanzenstraße“ bedeutet, erklärt eine Bahnsprecherin: „Der Stahl ist fast 120 Jahre alt und wegen seiner Sprödigkeit bruchgefährdet, sodass das Tragwerk künftigen Belastungen aus dem Einbahnverkehr nicht mehr standhalten kann.“ Eine Sanierung sei nicht zielführend. Der notwendige Ersatz vieler Bauteile gliche dann einem Neubau.

Kulturbehörde in Hamburg hat Genehmigung für den Abriss erteilt

Das Denkmalschutzamt habe den Zustand der Brücke sehr genau geprüft, sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. „Dabei haben sich die geringe Restnutzungsdauer und die erheblichen Schäden an der Brücke bestätigt. Daher musste die denkmalrechtliche Genehmigung für den Abriss erteilt werden.“ Der Denkmalverein bedauert das. „Die Brücken prägen mit ihrer filigranen Architektur das Stadtbild seit fast 120 Jahren und besitzen darüber hinaus technikgeschichtliche Bedeutung“, sagt Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt.

Der Verein nennt das Regelwerk der Deutschen Bahn zur Berechnung von Restnutzungsdauern „veraltet und einseitig auf Neubauten ausgerichtet“. Es habe schon an vielen Stellen den Erhalt historischer Brücken verhindert, zuletzt den der denkmalgeschützten Sternbrücke. „Aus baukulturellen und aus ökologischen Gründen sollte die Bahn dieses Regelwerk dringend überarbeiten.“

Forderung: Bahn „endlich ihr stadtbildzerstörerisches Handwerk legen"

Auch die Bürgerinitiative Prellbock Altona übt Kritik. „Schon wieder soll ein eisenbahngeschichtliches und industriehistorisch bedeutsames Brückenbauwerk der Spitzhacke zum Opfer fallen“, sagt Sprecher Michael Jung. „Durch diese Aktion verliert Hamburg ein weiteres identitätsstiftendes Industriedenkmal und wieder wird der Denkmalschutz schnödem Finanzkalkül untergeordnet.“

Der Senat müsse der Deutschen Bahn „endlich ihr stadtbildzerstörerisches Handwerk legen“. Die Initiative fordert eine öffentliche Untersuchung der Sanierungsfähigkeit der Sternschanzen-Brücke durch neutrale Gutachter.