Hamburg. Die Mitglieder des Denkmalrats haben einen Offenen Brief an den Senat geschrieben. Ihr Appell: Sanieren statt Abreißen.

Die Diskussion um den geplanten Neubau der Sternbrücke reißt nicht ab. Wie das Abendblatt berichtete, soll die 1925/26 errichtete denkmalgeschützte Sternbrücke mit sechs Stützen einem Neubau weichen. Ab 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen, 2027 soll die Konstruktion mit nach innen gekippten Stabbögen eingeweiht werden. Die Kosten von 125 Millionen Euro teilen sich Stadt und Bahn. Kritiker halten den Entwurf für völlig überdimensioniert.

Nach Institutionen wie dem Denkmalverein, der Architektenkammer sowie der Ingenieurkammer wendet sich nun auch der Denkmalrat gegen das Projekt. „Altona würde ärmer werden beim Tausch der gut proportionierten Sternbrücke gegen einen banalen und offenbar unnötigen Neubau“, schreibt der Denkmalrat in einem Offenen Brief an den Hamburger Senat. Die zwölf Mitglieder des Denkmalrats werden vom Senat auf Vorschlag der Kulturbehörde berufen. Die Mitglieder stehen für die Fachgebiete Denkmalpflege, Geschichte und Architektur.

Hamburger Denkmalrat: Sternbrücke muss saniert werden

Für den Denkmalrat ist die 1925/26 errichtete Sternbrücke ein „anerkanntes Baudenkmal“. Sie müsse saniert statt abgerissen werden. Dies sei sehr wohl möglich. Der Denkmalrat beruft sich dabei auf ein Gutachten, das die Kulturbehörde in Auftrag gegeben hatte.

Senat und Bahn, die jüngst erneut bekräftigt haben, an dem Entwurf festzuhalten, berufen sich dagegen auf andere Gutachten, nach denen eine Sanierung zu aufwändig und nicht nachhaltig wäre. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) plädiert zudem im Sinne der Radfahrer, Fußgänger und des öffentlichen Nahverkehrs für eine stützenfreie Konstruktion. Nur diese schaffe genügend Raum unter der Brücke.

Denkmalrat verweist auch auf den ökologischen Aspekt

Der Denkmalrat sieht das völlig anders: „Fallen wir etwa gerade jetzt, im Zeitalter der Nachhaltigkeit, zurück in die Welt der 50er-Jahre mit dem Ideal der autogerechten Stadt, in der der Verkehr dominiert? Wo man doch heute Kfz-Verkehre in der Stadt, wo immer möglich, auf ein vernünftiges Maß reduziert, um Radfahrern und Fußgängern mehr Platz zu geben.“ Die Radfahrer-Problematik lasse sich auch anders lösen. Sie könnten „die Engstelle auf einem anständigen Radweg, der diesen Namen verdient, in sanftem Bogen umfahren.“

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Der Denkmalrat verweist zudem auf den ökologischen Aspekt: „Um eine Tonne Rohstahl verarbeiten zu können, werden 1,7 Tonnen CO2 erzeugt. Wie viele Tonnen CO2 würden für diesen Neubau, ohne Not, emittiert?“ Dies sei nicht vorbildlich: „Würden Sie bequeme, handgearbeitete Lederschuhe wegwerfen, nur weil der Absatz schiefgelaufen ist?“

Mehr als 15.300 Unterschriften für Erhalt der Sternbrücke

In dem Appell heißt es weiter: „Die Kultiviertheit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt im Umgang mit ihrer gebauten Umwelt, mit dem Respekt vor herausragenden Beispielen der Baukunst oder hier der Ingenieurbaukunst. Darüber hinaus prägt die Brücke den Ort, gibt ihm Charakter und gehört zu Hamburg.“

Wie groß der Unmut über den geplanten Abriss der Sternbrücke ist, lässt sich auch an der Unterschriftenliste einer Petition ablesen, die die Initiative Sternbrücke zum Erhalt der denkmalgeschützten Überquerung in Hamburg-Altona gestartet hatte. Mittlerweile haben mehr als 15.300 Brückenfans für das Anliegen unterschrieben (Stand: Freitag, 4. Dezember).