Hamburg. Hamburger Hotelkette bekommt 45 Millionen Euro. 400 Corona-Patienten in Hamburgs Kliniken. Mit “Jerusalema“ gegen den Pandemie-Blues.
Kommt es in der Corona-Krise noch vor Weihnachten zu weiteren Einschränkungen? Angesichts im besten Fall stagnierender Infektionszahlen und einer stetig weiter steigenden Belegung von Intensivbetten mehren sich die Stimmen, die einen echten Lockdown noch vor dem Fest fordern. Zwar liegen die norddeutschen Bundesländer bei der Sieben-Tage-Inzidenz unter dem Bundesschnitt von knapp 150 – von Entwarnung kann aber auch hier nicht die Rede sein. In Schleswig-Holstein kündigte Ministerpräsident Daniel Günther am Mittwoch einen harten Lockdown für die Zeit nach Weihnachten an. Lesen Sie hier unseren aktuellen Corona-Newsblog.
Allein in Hamburg wurden am Dienstag 25 weitere Todesfälle gemeldet, bei denen das Coronavirus todesursächlich war (die Meldung erfolgt nicht tagesaktuell, sondern nach Eingang der Meldungen mit teils erheblichem Zeitverzug), in Niedersachsen kamen innerhalb von 24 Stunden sogar 42 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus dazu.
Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vergeht kein Tag ohne weitere Corona-Tote. Bundesweit verzeichnet das RKI am Mittwoch mit 590 innerhalb von 24 Stunden gemeldeten Todesfällen einen Höchststand seit Beginn der Pandemie.
Die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am Mittwoch, 9. Dezember:
- Günther: Harter Lockdown „spätestens ab Weihnachten“
- Die aktuellen Corona-Zahlen aus Hamburgs Schulen
- Hamburger Hotelkette bekommt 45 Mio. € Corona-Hilfen
- "Jerusalema" statt Corona: Hamburger Klinik tanzt
- Mehr als 400 Covid-19-Patienten in Hamburger Kliniken
- Pflegeheime wollen Weihnachtsbesuche möglich machen
- Kommt jetzt der harte Lockdown? Die Lage im Norden
- Die Corona-Lage in Hamburg im Überblick
- Alkoholverkaufsverbot tritt in Kraft
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 333 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemiebeginn: 27.700), 401 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon 96 auf Intensivstationen), insgesamt 382 Todesfälle (Stand vom 8.12.). Sieben-Tage-Wert: 117,2 (Stand: Mittwoch)
- Schleswig-Holstein: 297 neue Corona-Fälle (16.565), 128 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 28), 276 Todesfälle (+5), Sieben-Tage-Wert: 58,5 (Stand: Mittwoch)
- Niedersachsen: 1011 neue Corona-Fälle (79.982), 1338 Todesfälle (+42). Sieben-Tage-Wert: 84,3 (Stand: Mittwoch, Niedersachsen meldet auf Landesebene keine Klinik-Belegungszahlen)
- Mecklenburg-Vorpommern: 298 neue Corona-Fälle (7360), 158 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 47), 88 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 66,7 (Stand: Mittwoch)
- Bremen: 208 neue Corona-Fälle (11.188), 169 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 33), 147 Todesfälle (+4). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 117,3 / Stadt Bremerhaven: 79,0 (Stand: Mittwoch, Bremen gibt den Inzidenzwert nur getrennt nach beiden Städten an)
Günther: Harter Lockdown „spätestens ab Weihnachten“
Angesichts steigender Infektionszahlen will Schleswig-Holsteins Landesregierung ihren Kurs deutlich verschärfen. Es sei notwendig, „dass wir spätestens ab Weihnachten in einen harten Lockdown gehen – um die Zeit über den Jahreswechsel zu nutzen, diese gefährliche Entwicklung in Deutschland zu stoppen“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Mittwochabend in Kiel. Die Zahlen seien auch im Norden weiter gestiegen „und das bedeutet leider, dass unsere strengen Maßnahmen derzeit nicht ausreichend Wirkung zeigen“.
Zuvor hatte sich der Regierungschef im Landtag noch für einen harten Lockdown nach Weihnachten ausgesprochen. Bereits verständigt hat sich die Jamaika-Koalition darauf, den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit zu untersagen. Die Situation sei dramatisch, sagte Günther im Plenum.
In Schleswig-Holstein wurden nach Angaben der Landesregierung zuletzt innerhalb eines Tages 314 neue Corona-Fälle gemeldet. Die höchste Zahl war am 4. Dezember mit 318 Neuinfektionen bekanntgegeben worden. Seit Sonntag gilt das Land als Risikogebiet, weil der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf über 50 gestiegen war. Die regionalen Unterschiede sind aber groß.
Härterer Corona-Kurs: Lüneburg baut Weihnachtsinseln ab
Lüneburg schließt sich der härteren Gangart gegen die Corona-Pandemie an und lässt die Weihnachtsinseln zum Wochenende abbauen. „Es tut mir leid, dass wir nach intensiven Versuchen, dieses Angebot auf die Beine zu stellen und am Leben zu erhalten, jetzt diesen Schnitt machen müssen. Aber es ist besser so“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge am Mittwoch. „Wir müssen die Lage täglich neu beurteilen, und wenn ich höre und sehe, wie auf Bundesebene und in Nachbarländern immer mehr zurückgefahren wird, möchte ich unser Angebot für Lüneburg nicht länger aufrechterhalten.“ Zuvor war bereits der freie Verkauf von Glühwein verboten worden, weil der Andrang zu groß geworden war.
Am Gassenzauber mit der besonderen Beleuchtung, einem Adventskalender in der Geschäften und finanziellen Anreizen für Fahrradfahrer will die Hansestadt festhalten. Bis Freitagabend dürfen die Schausteller längstens bleiben. „Wir haben diese Aktion aus dem Gedanken heraus gestartet, denen zu helfen, die bei dem Lockdown um ihre Existenzen bangen, vor allem kleineren Einzelhändlern, aber auch Schaustellern. Bund und Land müssen jetzt konsequent diese Branchen so unterstützen, wie sie es mit der Gastronomie tun. Warme Worte genügen nicht“, sagte Mädge. Die Verzehrzonen und Bänke in der Innenstadt, wo ohne Maske getrunken und gegessen werden darf, sollen bleiben.
Bremen richtet Impfzentrum in Messehalle ein
In Bremen wird die große Messehalle 7 als Zentrum für Impfungen gegen das Coronavirus eingerichtet. Am Mittwoch war der Empfangsbereich bereits aufgebaut. Die Halle ist nach Angaben des Senats groß genug, um die nötigen Abstände halten zu können. Außerdem liege sie verkehrsgünstig an der Bürgerweide hinter dem Hauptbahnhof.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hatte das Landesparlament, die Bremische Bürgerschaft, in Halle 7 getagt. Die Abgeordneten wichen bereits zu ihrer Sitzung Ende November in die nahe Stadthalle aus. In Bremerhaven, der zweiten Stadt des Bundeslandes Bremen, wird die Stadthalle zum Corona-Impfzentrum umgerüstet.
Schleswig-Holstein hält an Präsenzunterricht fest
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will vorerst weiter am Präsenzunterricht an den Schulen in Schleswig-Holstein festhalten. "Ein Einschränken des Präsenzunterrichts noch vor Beginn der Weihnachtsferien zum Schutz von älteren Familienangehörigen ergibt dann Sinn, wenn gleichzeitig Kommerz und das öffentliche Leben eingeschränkt werden und die Schülerinnen und Schüler dann auch tatsächlich zu Hause bleiben", sagte Prien am Mittwoch.
Eine Eindämmung der Pandemie sei nur möglich, wenn Kontaktbeschränkungen und Eigenverantwortung in allen Bereichen Hand in Hand gingen. "Dies gilt insbesondere auch für das Verhalten im Umfeld der Weihnachtseinkäufe; erst recht wenn Alkohol im Spiel ist", sagte Prien.
Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina hatte vorgeschlagen, die Schulpflicht vom kommenden Montag (14. Dezember) an bis zu den Weihnachtsferien aufzuheben. Damit sei gemeint, dass die Schüler nicht mehr in die Schule kommen müssen, erläuterte eine Sprecherin der Leopoldina. Das entbinde nicht von der Pflicht, zu Hause Aufgaben zu lösen.
Die aktuellen Corona-Zahlen aus Hamburgs Schulen
An Hamburger Schulen wurden gestern insgesamt 57 Neuinfektionen mit dem Coronavirus festgestellt. Die Fälle verteilen sich auf 47 Schulen, überwiegend sind Schüler (42) betroffen. Im Vergleich zur Vorwoche entspricht die Zahl einem Anstieg von rund 35 Prozent, so die Schulbehörde.
Insgesamt sind aktuell 384 Infektionen an 163 Schulen gemeldet – betroffen sind 307 Schüler und 77 Schulbeschäftigte. 90 Klassen und 222 Schulbeschäftigte sind derzeit in präventiver Quarantäne, das sind vier Klassen mehr als am Montag.
Insgesamt befinden sich derzeit mit 2678 Schülern rund ein Prozent der Schülerschaft Hamburgs in Quarantäne.
Hamburger Hotelkette bekommt 45 Millionen Euro Corona-Hilfen
Die Hamburger Hotelkette Novum Hospitality bekommt als siebtes Unternehmen von der Bundesregierung Corona-Hilfen über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Insgesamt erhalte das Unternehmen mit seinen 151 Hotels an mehr als 60 europäischen Standorten 45 Millionen Euro, heißt es auf der Homepage der Deutschen Finanzagentur. Die familiengeführte Novum Hospitality zählt zu den größten Hotelgruppen in Deutschland. Deren Drei- und Viersternehotels werden den Angaben zufolge unter den Marken Novum Hotels, Select Hotels, the niu und Yggotel betrieben.
Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hilft Corona-geschädigten Unternehmen bislang mit insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro, wobei die Lufthansa den größten Anteil mit etwa 5,85 Milliarden Euro vereinnahmt. Weitere Nutznießer sind den Angaben zufolge die Tourismusunternehmen FTI (235 Millionen Euro) und Tui (150 Millionen), die Schiffbauer MV Werften (193 Millionen) und German Naval Yards Kiel (35 Millionen) sowie der Autozulieferer Schlote (25,5 Millionen). Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ berichtet.
Weitere Todesfälle in Kieler Altenheim
Im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung hat es zwei weitere Todesfälle im Kieler Alten- und Pflegeheim St. Nicolai gegeben. Es handelte sich dabei um einen 87 Jahre alten Bewohner und eine 97 Jahre alte Bewohnerin, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte. Damit stieg die Zahl der Todesfälle in der Einrichtung auf drei. Neben den beiden Bewohnern starb in Kiel am Dienstag außerdem ein 74-Jähriger im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung.
Nach Angaben der Stadt stieg die Zahl der Neuinfektionen weiter an. Zuletzt gab es 48 Fälle, so viele wie noch nie innerhalb von 24 Stunden. Ein Bezug zum Ausbruchsgeschehen im Alten- und Pflegeheim St. Nicolai sei aber nicht zu erkennen, hieß es. Das Gesundheitsamt verzeichne ein zunehmendes Infektionsgeschehen in der gesamten Bevölkerung.
Aktuell waren in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt 286 Menschen infiziert. 21 von ihnen wurden im Krankenhaus behandelt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Robert Koch-Institut bei 90,8.
Linke fordert Impfzentren in allen Bezirken
Die Linke im Hamburger Bezirk Nord fordert die Erweiterung des Hamburger Impfplans um bezirkliche Impfzentren. Die Fraktion erklärt, die Kapazität von 7000 Impfungen pro Tag in den Messehallen sei "lächerlich niedrig", zudem seien die "zunächst zu impfenden Gruppen häufig in ihrer Mobilität eingeschränkt, weswegen mehr "wohnortnahe" Zentren notwendig seien.
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"Jerusalema" statt Corona: Hamburger Klinik tanzt
Die Hamburger Schön Klinik in Eilbek hat bei der sogenannten "Jerusalema-Challenge" mitgemacht, die seit Monaten durch das Internet schwappt: Weltweit organisieren Menschen Choreografien zu dem Song der Südafrikaner Master KG und Nomcebo Zikode. Klinikgeschäftsführer André Trumpp erklärt, warum auch die Belegschaft des Hamburger Krankenhauses zur Tanzkompagnie wurde: "Die Botschaft unseres Videos ist Teil eines weltweiten Gedankens: für einen Moment die Pandemie-Situation zu vergessen und den Menschen durch diese Aktion ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern." Trumpp sagte, er sei "begeistert", wie viele Mitarbeiter mitgemacht haben.
Niedersachsen meldet Höchststand bei Corona-Toten
In Niedersachsen ist ein Höchstwert von 42 Corona-Toten binnen eines Tages registriert worden. Das teilte das Sozialministerium in Hannover am Mittwoch mit. Die bisherige Höchstmarke hatte am 25. November bei 34 gelegen. Insgesamt hat es damit in Niedersachsen in Zusammenhang mit der Epidemie 1338 Tote gegeben.
Die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen mit dem Coronavirus stieg am Mittwoch landesweit um 1011. die Sieben-Tages-Inzidenz betrug 84,3 nach 84,6 am Vortag. Das Infektionsgeschehen stagniert damit in Niedersachsen weiterhin.
In niedersächsischen Kliniken werden derzeit 967 Corona-Patienten behandelt. 180 Betroffene liegen auf der Intensivstation, 116 davon müssen künstlich beatmet werden. Auch die Lage in den Kliniken ist damit relativ stabil.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft
Hamburg: Bis zu einer Milliarde Euro für größere Firmen
Der Hamburger Stabilisierungsfonds (HSF) für größere mittelständische Unternehmen geht an den Start. Er soll Firmen helfen, die wegen der Corona-Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Der Fonds habe ein Gesamtvolumen von bis zu einer Milliarde Euro, teilten Wirtschafts- und Finanzbehörde am Mittwoch mit. Der HSF soll die Unternehmen mit vorübergehenden Kapitalbeteiligungen und Sicherheitsleistungen unterstützen.
Schleswig-Holstein: Günther kündigt harten Lockdown an
In Schleswig-Holstein wird direkt nach Weihnachten ein harter Lockdown verhängt. Das hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwoch im Landtag verkündet. „Wir haben ein deutliches Corona-Ausbruchsgeschehen im Land“, sagte Günther. „Ich halte es deshalb für richtig, nach Weihnachten in einen harten Lockdown zu gehen.“ Das bedeutet: Nach den Festtagen werden im nördlichsten Bundesland alle Geschäfte schließen müssen, die nicht Dinge des täglichen Bedarfs anbieten. Offen bleiben Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und ähnliche Geschäfte.
Günther verwies in seiner kurzen Rede vor dem Landtag auf die am Dienstag veröffentlichte Empfehlung der Nationalakademie Leopoldina. „Ich halte das Leopoldina-Modell für richtig“, sagte er. Nicht einverstanden sei er jedoch mit den dort vorgeschlagenen Schulschließungen. „Das geht meiner Meinung nach über das hinaus, was in Schleswig-Holstein erforderlich ist.“ Günther kündigte zudem an, den Glühweinausschank in der Öffentlichkeit zu untersagen. „Alkohol in der Öffentlichkeit wird es nicht mehr geben“, sagte er.
Jetzt mehr als 400 Covid-19-Patienten in Hamburger Kliniken
Am Mittwoch sind in Hamburg 333 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Damit steigt die Gesamtzahl auf 27.700, die Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 117,2. In Krankenhäusern werden derzeit 401 Covid-19-Patienten behandelt, 96 sind so schwer erkrankt, dass sie auf Intensivstationen liegen. Die zuletzt am Dienstag aktualisierte Zahl der Menschen, bei denen laut Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin eine Infektion mit dem Coronavirus todesursächlich war, liegt bei 382.
Am Mittwoch vor einer Woche waren 326 neue Fälle gemeldet worden, vor einem Monat, am 9. November, waren es 298. Obwohl die Fallzahlen auf hohem Niveau stagnieren, zeigt sich das Fortschreiten der Pandemie beim Blick auf weitere Werte: Vor einer Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 93,7, vor einem Monat – eine Woche nach Beginn der verschärften Corona-Maßnahmen – bei 165,8. Die Zahl der Covid-19-Patienten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen, ist innerhalb der vergangenen sieben Tage um 72 angestiegen, im Vergleich zum 9. November sogar um 161. Die Zahl der Toten lag am 9. November noch bei 256.
Niedersächsische Pflegeheime wollen Weihnachtsbesuche ermöglichen
Angehörige sollen Menschen in niedersächsischen Pflegeheimen auch an den Weihnachtstagen besuchen können. Darauf bereiteten sich die Pflegeheime vor, teilte die Landesvorsitzende des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Ricarda Hasch, am Mittwoch mit. Zwar seien die Häuser seit Monaten geübt in der Umsetzung von Hygienekonzepten. Aber: „Um Besuchsmöglichkeiten zu erhalten, brauchen wir die enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen.“ Dazu sei es notwendig, die Zahl der Besucherinnen und Besucher im Voraus gut planen zu können. Der Gesundheitsschutz für Bewohner und Pflegende gehe auch an den Feiertagen „in jedem Fall“ vor.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste ist nach eigenen Angaben die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Der Verband zählt demnach mehr als 12 000 aktive Mitgliedseinrichtungen, davon über 1500 in Niedersachsen.
Schon jetzt sollten sich Angehörige mit den Pflegeeinrichtungen in Verbindung setzen, um die Besuchsmöglichkeiten zu erfragen und Zeiten abzustimmen. Hasch forderte die Landesregierung auf, den Heimen bei der Durchsetzung der Besuchs- und Hygienekonzepte den Rücken zu stärken. Zudem betonte sie: „Niemand wird erwarten, dass wir mit Mitarbeitenden in Quarantäne gleichzeitig die pflegebedürftigen Menschen gut versorgen, reihenweise Schnelltests durchführen und auf Stand-by stehen, um zusätzliche Besucher jederzeit zu testen.“
Kreuzfahrten: Weiter keine Reisen auf "Queen Elizabeth" und "Queen Mary 2"
Die Reederei Cunard verlängert die Corona-bedingte Betriebspause für ihre Schiffe "Queen Elizabeth" und "Queen Mary 2". Alle Reisen bis zum 28. Mai (QM2) respektive 4. Juni (QE) werden abgesagt. Die "Queen Victoria" ist laut Reederei nicht von der Verlängerung betroffen, sie soll den Betrieb weiterhin am 17. Mai wieder aufnehmen. Alle Passagiere erhalten von Cunard einen sogenannten "Future Cruise Credit" in Höhe von 125 Prozent der bisher geleisteten Zahlungen.
Taxifahrer demonstrieren in der Hamburger Innenstadt
Auch die Taxifahrer in Hamburg leiden unter der Corona-Pandemie. Am Donnerstag demonstrieren sie mit einem Autokorso in der Innenstadt für finanzielle Unterstützung des Taxi-Gewerbes. „Der Veranstalter rechnet mit 100 bis 150 Teilnehmern“, sagt Polizeisprecherin Nina Kaluza. Die Protestaktion, die von 11.30 bis 12.15 Uhr geplant ist, wird in der City zu Verkehrsbeeinträchtigungen führen. Die Route des Autokorso führt von der Glacischaussee über den Sievekingplatz und den Valentinscamp bis zum Gänsemarkt und von dort über die Straßen Jungfernstieg, Mönckebergstraße, Steintorwall, Willy-Brandt-Straße, Rödingsmarkt, Großer Burstah, Rathausmarkt und zurück zum Gänsemarkt.
Kommt jetzt der harte Lockdown? Die Lage im Norden
Die Schleswig-Holsteiner müssen mit einem harten Lockdown noch in diesem Jahr rechnen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte am Mittwoch im Landtag: "Wir wollen diese harten Maßnahmen ergreifen."
Auch Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hatte sich bereits vor Beginn der Landtagssitzung ähnlich geäußert: „Ich glaube, dass wir um weitere Maßnahmen nicht herumkommen werden. Wir können in diesem Modus nicht die nächsten Monate überstehen.“ Unterstützung bekommt Günther auch von seinem dritten Koalitionspartner, den Grünen. Deren Fraktionschefin Eka von Kalben hatte sich im Landtag für einen klaren, bundesweiten Lockdown nach Weihnachten ausgesprochen.
Der Hamburger Senat will in den kommenden Tagen darüber beraten, ob weitere Verschärfungen noch in diesem Jahr notwendig seien, hatte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag erklärt. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich am Dienstag unter Verweis auf die wirtschaftlichen Folgen gegen einen harten Lockdown ausgesprochen. Auch die Landräte der Kreise Aurich und Leer sowie der Bürgermeister der Stadt Emden haben sich gegen ein pauschales Vorgehen ausgesprochen. „Wir können solche pauschalen Forderungen nicht nachvollziehen“, sagte der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) der „Ostfriesen-Zeitung“ (Mittwoch). Dies führe dazu, dass Menschen die Maßnahmen als unverhältnismäßig wahrnähmen. Zudem seien so auch dringend notwendige Maßnahmen gefährdet. In weiten Teilen Ostfrieslands liegt die Sieben-Tage-Inzidenz deutlich niedriger als im landesweiten Vergleich.
Mecklenburg-Vorpommern hat bereits neue Corona-Maßnahmen verabschiedet: Das Kabinett beschloss am Dienstag in Schwerin, die Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen zu erweitern und Schüler ab der 7. Klasse nach den Weihnachtsferien zunächst per Internet zu Hause zu unterrichten. Außerdem wird wie in Hamburg ein Alkoholausschankverbot verhängt.
Messe Hannover bekommt Rettungsplan
Für die angeschlagene Deutsche Messe AG in Hannover ist ein Rettungsplan ausgehandelt worden. In der Nacht zum Mittwoch einigten sich Management und Arbeitnehmervertretung auf ein Sparkonzept, teilte Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) im Landtag in Hannover mit. Das Konzept bietet der Stadt und dem Land als Trägern die Grundlage, mit einer Bürgschaft von 120 bis 130 Millionen Euro und einer Kapitalspritze von 20 Millionen Euro die Messegesellschaft zu stützen. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 738 auf 525 sinken, und es soll vorübergehend eine Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich eingeführt werden. Die Messe soll sich nach dem Konzept auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Die Corona-Lage in Hamburg im Überblick
In Hamburg sind weitere 25 Menschen an einer Covid-19-Erkrankung gestorben – laut aktueller Meldung der Stadt liegt die Zahl der Toten nun bei 382. Zuletzt war die Zahl am vergangenen Freitag mit 357 angegeben worden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Corona-Fälle in Hamburgs Pflegeeinrichtungen weiter und liegt nun bei 689 (509 Bewohner, 180 Beschäftigte). Damit seien die Fälle unter den Bewohnerinnen und Bewohnern innerhalb einer Woche um mehr als ein Drittel angestiegen "und geben aufgrund des schweren Verlaufs bei älteren Menschen Anlass zur Sorge".
Auch an den Hamburger Schulen steigen die Infektionszahlen: Laut Schulbehörde ist die Zahl der neuen Corona-Fälle am Dienstag im Vergleich zur Vorwoche "um 20 Prozent gestiegen". Nach 52 Neumeldungen ist die Zahl der Infizierten im Schulkontext seit Ende der Herbstferien auf 2518 gestiegen (2040 Schüler, 478 Schulbeschäftigte).
Von den in der vergangenen Kalenderwoche erfassten 2244 Neuinfektionen entfallen 756 auf die Altersgruppe der 20-39-Jährigen, 346 Fälle wurden bei Personen nachgewiesen, die älter als 70 Jahre sind. Diese beiden Altersgruppen seien in Hamburg nach wie vor am stärksten betroffen, vor allem bei älteren Menschen sei eine Steigerung der Fallzahlen erkennbar, so die Sozialbehörde.
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Alkoholverkaufsverbot in Hamburg tritt in Kraft
Nachdem am Montag bereits zwei Bezirke ein teilweise Verkaufsverbot für Glühwein verhängt hatten, gilt seit heute ein stadtweites Verkaufsverbot für alkoholische Getränke, die zum unmittelbaren Verzehr bestimmt sind.
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Dieses Verbot erstreckt sich nicht auf "handelsüblich geschlossene Getränkeflaschen, -dosen oder -tüten", sondern auf offene Behältnisse wie Becher oder Gläser – in den vergangenen Tagen war es immer wieder zu größeren Menschenansammlungen rund um Glühweinstände gekommen. Daraufhin war bereits am Montag für Ottensen, das Schanzenviertel und Winterhude ein ab 16 Uhr geltendes Verkaufsverbot für "alkoholhaltige Heißgetränke" verhängt worden.
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Kieler Landtag debattiert über Corona-Management und Impfstrategie
Das Krisenmanagement von Bund und Ländern in der Corona-Pandemie beherrscht am Mittwoch (10.00 Uhr) den Auftakt der Dezembersitzung des Landtags in Kiel. Die SPD hat dazu eine Aktuelle Stunde auf die Tagesordnung gebracht.
Fraktionschef Ralf Stegner hatte nach der Ankündigung von Bund und Ländern in der Vorwoche, den Teil-Lockdown bis zum 10. Januar zu verlängern, von Überrumpelungstaktik gesprochen. Auch aus der FDP gab es Kritik. Die Infektionszahlen sind zuletzt auch in Schleswig-Holstein gestiegen. Nach der Aktuellen Stunde wird Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) über die Corona-Impfstrategie des Landes berichten. Der Aufbau von 29 Impfzentren läuft auf Hochtouren.
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