Hamburg. Die Corona-Lage an den Schulen. Immer mehr Neuinfektionen in Hamburger Pflegeheimen. Senat plant ein stadtweites Glühweinverbot.

Wie entwickeln sich die Corona-Zahlen in Hamburg in den kommenden Tagen? Nachdem der Teil-Lockdown noch vor Kurzem endlich Wirkung zu zeigen schien und der Inzidenzwert in der Hansestadt zeitweise auf etwa 90 herabsank, steigt die Zahl der neu gemeldeten Corona-Fälle nun wieder deutlich an. Auch in Schleswig-Holstein geht die Kurve der Neuinfektionen wieder nach oben.

Angesichts der Entwicklung schließt der Hamburger Senat nicht aus, dass die Ministerpräsidenten der Länder noch vor Weihnachten erneut mit der Kanzlerin über die Corona-Lage beraten müssen. Der Senat werde prüfen, „ob vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens in Hamburg oder aufgrund bundesweiter Entscheidungen zusätzliche Einschränkungen oder Regelungen erforderlich sind“.

Die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am Dienstag, 8. Dezember:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 281 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemiebeginn: 27.367), 386 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon 87 auf Intensivstationen), insgesamt 382 Todesfälle (Stand vom 8.12.). Sieben-Tage-Wert: 116,8 (Stand: Dienstag)
  • Schleswig-Holstein: 183 neue Corona-Fälle (15.964), 131 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 27), 269 Todesfälle (+4), Sieben-Tage-Wert: 54,2 (Stand: Montagabend)
  • Niedersachsen: 841 neue Corona-Fälle (78.972), 1296 Todesfälle (+25). Sieben-Tage-Wert: 84,6 (Stand: Dienstag, Niedersachsen meldet auf Landesebene keine Klinik-Belegungszahlen)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 58 neue Corona-Fälle (6837), 134 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 38), 78 Todesfälle (+3). Sieben-Tage-Wert: 51,9 (Stand: Montag)
  • Bremen: 34 neue Corona-Fälle (10.870), 174 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 30), 139 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 117,5 / Stadt Bremerhaven: 84,1 (Stand: Montag, Bremen gibt den Sieben-Tage-Wert nur getrennt nach beiden Städten an)

Hamburg meldet 25 weitere Corona-Tote

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Dienstag für Hamburg 425 Verstorbene gemeldet, die auch mit dem Coronavirus infiziert waren. Die Anzahl der Todesfälle, die durch das Institut für Rechtsmedizin insgesamt bisher abschließend evaluiert wurden, liegt bei 423. Davon war in insgesamt 382 Fällen nach rechtsmedizinischer Untersuchung die Covid-19-Erkrankung sicher todesursächlich. Damit sind seit vergangenem Freitag – an diesem Tag waren 357 Verstorbene gezählt worden – 25 weitere nachgewiesene Todesfälle hinzugekommen.

Corona: Immer mehr Neuinfektionen in Hamburger Pflegeheimen

Erschreckende Zahlen: In 36 Hamburger Pflegeeinrichtungen sind tagesaktuell 509 Bewohnerinnen und Bewohner infiziert. In 16 Pflegeeinrichtungen gibt es zehn oder mehr Fälle. Das teilte die Sozialbehörde am Dienstagabend mit. Stadtweit seien 180 Beschäftigte von Pflegeeinrichtungen aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Damit seien die Fälle unter den Bewohnerinnen und Bewohnern innerhalb einer Woche um mehr als ein Drittel angestiegen "und geben aufgrund des schweren Verlaufs bei älteren Menschen Anlass zur Sorge".

In der vergangenen Woche sind laut Sozialbehörde von den Hamburger Gesundheitsämtern insgesamt 2244 Neuinfektionen erfasst worden: Davon gingen 756 auf die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen zurück; 346 Fälle bezögen sich auf über 70-jährige Personen. Diese beiden Altersgruppen seien in Hamburg nach wie vor am stärksten betroffen, vor allem bei älteren Menschen sei eine Steigerung der Fallzahlen erkennbar, so die Sozialbehörde.

Vier Häftlinge in JVA Billwerder mit Coronavirus infiziert

In der JVA Billwerder haben sich, Stand Mittwochabend, seit Beginn der Coronapandemie insgesamt fünf Gefangene mit dem Virus infiziert. Derzeit sind vier Gefangene aktiv positiv. „Es hat nach wie vor kein größeres Ausbruchsgeschehen in Hamburgs Justizvollzugsanstalten gegeben. Der Betrieb der Anstalten ist sichergestellt“, sagt Valerie Landau, Sprecherin der Justizbehörde.

Da es sich beim Justizvollzug um ein geschlossenes System handele, träfen die Justizvollzugsanstalten umfassende Vorkehrungen, um zum Schutz von Bediensteten und Gefangenen eine Ausbreitung des Coronavirus bestmöglich zu vermeiden, so Landau. Das bedeute eine Verlegung der infizierten Häftlinge auf die Isolierstation des Zentralkrankenhauses der Untersuchungshaftanstalt. Alle neuen Gefangenen werden über eine zentrale „Aufnahmequarantänestation“ in den Vollzug aufgenommen. „Die Neuzugänge werden für 14 Tage von den anderen Gefangenen getrennt, um Ansteckungen zu vermeiden“, erklärt Valerie Landau.

Die JVA Billwerder ist Hamburgs größtes Gefängnis (Archivbild).
Die JVA Billwerder ist Hamburgs größtes Gefängnis (Archivbild). © HA | Roland Magunia

Seit Beginn der Pandemie haben sich laut der Behördensprecherin zwei Bedienstete der JVA Billwerder mit dem Coronavirus infiziert. Das Personal werde anlassbezogen getestet, so Valerie Landau.​

Corona: Zahl der Neuinfektionen sinken auch im Bezirk Mitte

Analog zum insgesamt rückläufigen Infektionsgeschehen in Hamburg sind in der vergangenen Woche auch die Zahlen in allen Bezirken zurückgegangen – erfreulicherweise am stärksten im bisherigen „Problembezirk“ Hamburg-Mitte. Im Zeitraum vom 24. bis zum 30. November gab es dort 475 Neuinfektionen, nach 616 in der Vorwoche. Dadurch sank die Sieben-Tage-Inzidenz (Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen) dort von 204,0 auf 153,3. Das ist dennoch der mit Abstand höchste Wert aller Bezirke und weit über dem aktuellen Wert für Gesamt-Hamburg von 95,7.

Auch die Bezirke Wandsbek (497 Neu-Infektionen / Sieben-Tage-Inzidenz 112,7) und Harburg (188 / 111,2) verzeichnen stark rückläufige Zahlen, die aber immer noch überdurchschnittlich hoch sind. Die anderen vier Bezirke stehen besser da: Klassenprimus ist Eimsbüttel (178 / 66,7), vor Hamburg-Nord (246 / 78,1), Altona (223 / 81,1) und Bergedorf (114 / 87,7).


Betrachtet man das Infektionsgeschehen von Beginn der Pandemie an, steht hingegen Bergedorf weiterhin am besten da: Während es dort bislang 1028 Infektionen pro 100.000 Einwohnern gab (insgesamt 1336), waren es in Mitte 1712 (insgesamt 5171). Dazwischen liegen Harburg (1468 pro 100.000 Einwohner / 2481 insgesamt), Wandsbek (1376 / 6072), Altona (1277 / 3513), Hamburg-Nord (1095 / 3450) und Eimsbüttel (1062 / 2837).

Nord-SPD für Corona-„Inzidenzampel“

Für Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie will die SPD im Kieler Landtag eine „Inzidenzampel“ schalten. Dies sagte Fraktionschef Ralf Stegner am Dienstag in Kiel. Die „Ampel“ soll anzeigen, ab wie vielen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen welche konkreten Maßnahmen greifen. Ein solches Instrument wäre aus Stegners Sicht zielführender als ein harter sogenannter Lockdown von Weihnachten bis ins neue Jahr hinein. Wenn es einen solchen aber bundesweit geben sollte, würde sich die hiesige SPD nicht dagegenstellen. Es sei aber zu fragen, ob eine solche Gleichmacherei bei so großen Unterschieden im Infektionsgeschehen in Deutschland richtig wäre.

Corona in Hamburg: So ist die Lage an den Schulen

Der Schulbehörde in Hamburg sind am Dienstag für den Vortag 52 Neuinfektionen an insgesamt 42 Schulen gemeldet worden, betroffen seien 45 Schülerinnen und Schüler sowie sieben Beschäftigte. Es handele sich überwiegend um einzelne Infektionen pro Schule. Drei Fälle seien jeweils an der Berufsbildenden Schule BS 15, der Nelson-Mandela-Schule und der Stadtteilschule Am Heidberg gemeldet worden. "Im Wochenvergleich ist die Anzahl der Neuinfektionen damit um 20 Prozent gestiegen", teilte Behördensprecher Peter Albrecht mit. Vier Klassen seien von den Gesundheitsämtern in vorsorgliche Quarantäne versetzt worden.

  • Insgesamt haben zurzeit 145 Schulen 337 Infektionen von Menschen aus dem schulischen Kontext gemeldet, das sind 20 mehr als am vergangenen Schultag. Betroffen sind 273 Schülerinnen und Schüler (0,1 Prozent der Gesamtschülerschaft) sowie 64 Schulbeschäftigte (0,2 Prozent aller Beschäftigen an Schulen).
  • Quarantäne: Aktuell befinden sich insgesamt 86 Klassen (von rund 9500) sowie 186 Schulbeschäftigte in präventiver Quarantäne, acht Klassen mehr als am letzten Schultag. Die betroffenen 2486 Schülerinnen und Schüler machen 1 Prozent der Gesamtschülerschaft Hamburgs aus.
  • Seit Ende der Herbstferien: 2518 Neuinfektionen, davon 2040 Schülerinnen und Schüler sowie 478 Schulbeschäftigte.

Lesen Sie auch: So könnten die neuen Schulen in Hamburg heißen

Hamburger Ärzte verärgert über Pläne für Corona-Impfung

Deutschlands niedergelassene Ärzte sind empört über die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko), nach denen sie anders als Krankenhausärzte nicht zur ersten Gruppe gehören sollen, die gegen Corona geimpft wird. Wie der Vorsitzende des NAV-Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, sagte, habe die Kommission da einen „blinden Fleck“: Die Experten würden nicht berücksichtigen, was Praxisärzte derzeit leisteten. Der Hamburger HNO-Arzt Heinrich sagte dem Abendblatt: „Die niedergelassenen Ärzte machen 94 Prozent aller Corona-Abstriche, haben die meisten Corona-Patienten und deshalb auch ein erhebliches Risiko, sich mit Corona zu infizieren.“ Es sei richtig, dass die Rettungsdienste und Notaufnahmen der Krankenhäuser bei der geplanten Corona-Impfung die höchste Priorisierung haben. Aber dass der kassenärztliche Notdienst zwei Stufen niedriger eingestuft werde, sei unverständlich.

In den Hamburger Praxen werden Corona-Patienten, vermeintliche Corona-Patienten und der „Rest“ streng voneinander getrennt. Unter der Telefonnummer 116 117, der App oder der Webseite 116117.de kann man Termine vereinbaren, wenn man Symptome verspürt, die auf Corona hindeuten können. Etwa 70 Praxen in Hamburg bieten dafür einen besonderen Terminservice an. Die Notfallpraxen in Altona und Farmsen wurden nur noch für die Patienten reserviert, die Infekte haben. Alle anderen Notfallpatienten sollen in die Notfallpraxis am UKE, am AK Harburg (Eißendorfer Pferdeweg 52) oder zum Krankenhaus Reinbek (Adolfstift, Hamburger Straße 41).

Corona-Bonus für Pflegekräfte in Kliniken

Wegen besonderer Belastungen in der Corona-Krise sollen nun auch Pflegekräfte in Hamburger Krankenhäusern einen steuerfreien Bonus von bis zu 1500 Euro bekommen – wie schon Beschäftigte in der Altenpflege. Er wird aus Bundesmitteln finanziert. Die Stadt Hamburg stockt diese Prämie durch eigene Haushaltsmittel um 50 Prozent auf, insgesamt werden 1,6 Millionen Euro beigesteuert – so soll die Summe von bis zu 1500 Euro erreicht werden.

Um Anspruch auf den Bonus zu haben, müssen die Kliniken bestimmte Kriterien erfüllen. In Hamburg sind das zwölf Krankenhäuser:

  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Asklepios Klinikum Harburg
  • Katholisches Marienkrankenhaus Hamburg
  • Asklepios Klinik Barmbek
  • Asklepios Klinik Nord
  • Asklepios Klinik Altona
  • Asklepios Klinik Wandsbek
  • Ev. Amalie Sieveking Krankenhaus
  • Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg
  • Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf
  • Asklepios Westklinikum Hamburg
  • Bundeswehrkrankenhaus Hamburg.

Zahl der mit Corona infizierten Bergedorfer wächst rasant

So richtig wirken tut der Teil-Lockdown in Bergedorf nicht: Die am Dienstag bekannt gegebenen Sieben-Tage-Werte für die vergangene Woche weisen wieder nach oben – und zwar deutlich. Insgesamt 151 Neuinfektionen registrierte das Gesundheitsamt in den Tagen vom 1. bis 7. Dezember.

In Bergedorf gibt es derzeit deutlich mehr Neuinfektionen mit dem Coronavirus (Symbolbild).
In Bergedorf gibt es derzeit deutlich mehr Neuinfektionen mit dem Coronavirus (Symbolbild). © imago/ZUMA Wire

Damit ist der auf 100.000 Einwohner berechnete Inzidenzwert in der vergangenen Woche auf 115,92 geklettert. Ende November lag er noch bei 87,5 und die Zahl der Neuinfektionen in Bergedorf damals bei 114. Insgesamt sind seit Anfang der Pandemie nun nachweislich 1487 Bergedorfer an Corona erkrankt, wovon gut 70 Prozent heute als genesen gelten. Berechnet auf 130.260 Bürger des Bezirks hat das Virus hier also bisher 1,14 Prozent der Bevölkerung befallen.

Gestiegen ist die Zahl der Corona-Fälle vergangene Woche in sechs der sieben Hamburger Bezirke. Nur in Harburg ging sie zurück. Nach den Sieben-Tage-Inzidenzwerten ist Bergedorf aktuell hinter Mitte (192,01) und Wandsbek (130,15) am drittstärksten von Corona betroffen. Es folgen Altona (107,89), Nord (86,77), Harburg (80,86) und Eimsbüttel (80,5).

Günther schließt schärfere Corona-Regeln im Norden nicht aus

In Schleswig-Holstein droht eine weitere Verschärfung der Corona-Regeln. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte nach einer Kabinettssitzung am heutigen Dienstag: „Wir sind in den letzten Tagen in Schleswig-Holstein zu sorglos mit den Regeln umgegangen.“ Bei der Sieben-Tage-Inzidenz zeige der Trend wieder nach oben. „Das beunruhigt mich“, so Günther. „Ich schließe deshalb schärfere Maßnahmen nicht aus.“

Die Kieler Landesregierung will bis Donnerstag die Entwicklung bei der Zahl der Neuinfektionen beobachten und dann entscheiden, ob Verschärfungen erforderlich sind. Klar ist aber nach den Worten von Günther schon jetzt: „Lockerungen vor dem 10. Januar sind definitiv ausgeschlossen.“

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) © imago/Emmanuele Contini

Der Regierungschef warnte vor vorschnellen Entscheidungen. „Es ist wichtig, in diesen Zeiten mit kühlem Kopf auf die neue Lage zu reagieren, die wir deutschlandweit haben und auch bei uns in Schleswig-Holstein.“ Ihn beunruhigten zwar die steigenden Zahlen im Norden. „Es gibt aber keinen Grund für Schnellschüsse, die Situation ist nicht dramatisch bei uns.“ Die Nachverfolgung von Infektionsketten sei weiter möglich. Wenn Amtskollegen die Notwendigkeit einer weiteren Ministerpäsidentenkonferenz sähen, werde er sich dem nicht verschließen, sagte Günther. Er werbe aber für ein solches Treffen erst in der kommenden Woche.

Coronavirus in Niedersachsen: 25 Tote binnen 24 Stunden

Innerhalb eines Tages sind in Niedersachsen 25 Menschen an oder mit einer Coronavirus-Infektion gestorben. Zudem wurden binnen 24 Stunden 841 Neuinfektionen bestätigt. Das geht aus den Zahlen des Landesgesundheitsamtes vom Dienstag hervor (Stand 9.00 Uhr). Gerechnet auf 100.000 Einwohner gab es in den vergangenen sieben Tagen im Landesdurchschnitt 84,6 Neuinfektionen – im Vergleich zum Vortag wieder eine leichte Steigerung.

Die Hotspots waren Delmenhorst mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 177,9 sowie Cloppenburg mit 169,9. Die Region Hannover hat mit 109,6 abermals die kritische Marke von 100 Ansteckungen pro 100 000 Einwohner übersprungen. Seit Beginn der Pandemie zählt Niedersachsen 78.972 laborbestätigte Covid-19-Fälle und 1296 Menschen, die an oder mit Sars-CoV-2 gestorben sind.

Klinik-Monitor: So viele Intensivbetten sind belegt

Senat: "Gibt Hamburger, die diese Adventszeit nicht mehr erleben dürfen"

Auf einer Pressekonferenz am Dienstagmittag im Hamburger Rathaus informierte Senatssprecher Marcel Schweitzer über die aktuelle Corona-Lage in der Stadt. Er appellierte weiter an alle Hamburger, sich an die Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu halten. "Es gibt Hamburger, die wegen des Coronavirus diese Adventszeit nicht mehr erleben dürfen", sagte Schweitzer. "Zu viele Menschen halten sich nicht an die Regeln. Deshalb: Halten Sie Abstand. Das wird doch wohl möglich sein."

Das Ausbruchsgeschehen sei weiterhin diffus, es sei auch bei leicht sinkender Inzidenz noch zu früh, um von einer Entspannung der Lage zu sprechen, erläuterte Schweitzer. Hamburg liege zwar deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, was für eine Großstadt gut sei, "aber Ziel des Senats ist eine Inzidenz von unter 50, da müssen wir hin".

Die Infektionen nehmen laut Schweitzer in allen Altersklassen zu, vor allem aber in den Gruppen der 20- bis 29-Jährigen und der über 70-Jährigen. Sorge bereite zudem weiterhin die Entwicklung in den Kliniken: Immer mehr Covid-19-Patienten müssen in Hamburger Krankenhäusern behandelt werden.

Sind in Hamburg schärfere Maßnahmen geplant?

Auf die Frage, ob für Hamburg noch vor Silvester schärfere Regeln geplant sind, erklärte Schweitzer, dass der Senat in den kommenden Tagen über das weitere Vorgehen berate. Zu dem Vorschlag des Virologen Christian Drosten und anderer Experten, bis zum 10. Januar einen harten Lockdown zu beschließen, erläuterte der Senatssprecher, dass die Bundesländer einigen Spielraum in ihren Entscheidungen hätten. "Es macht keinen Sinn, dass Hamburg alle Geschäfte schließt, und im Umland bleiben sie geöffnet", so Schweitzer. Das würde nur zu einer Abwanderung führen. "Da müssen sich dann auch alle Bundesländer dran halten."

Coronavirus: Senat plant stadtweites Verbot von Glühweinverkäufen

Der rot-grüne Senat will das Verbot von Glühweinverkäufen im Freien auf die ganze Stadt ausweiten. Das kündigte Senatssprecher Marcel Schweitzer an. Erst am Montag hatten die Bezirke Altona und Hamburg-Nord „den Außerhausverkauf alkoholischer Heißgetränke“ in ausgewählten Gebieten erlassen – dort, wo sich in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder Trauben von Menschen um Glühwein- und andere Stände gebildet hatten. Es gilt beispielsweise am Mühlenkamp und Poelchaukamp, im Schanzenviertel sowie in Ottensen.

„Geplant ist ein stadtweites Glühweinverbot“, kündigte Schweitzer nun an. Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) werde am Mittwoch bekannt geben, ab wann das Verbot gilt. Schweitzer richtete in dem Zusammenhang noch mal einen emotionalen Appell an die Menschen, die Corona-Regeln einzuhalten. „Es gibt viele an Corona verstorbene Hamburger, die diese Adventszeit nicht mehr erleben können, und wir diskutieren darüber, ob wir draußen Glühwein trinken dürfen oder nicht“, sagte er.

Corona-Zahlen für Hamburg: Mehr Patienten in Kliniken

Am Dienstag wurden 281 neue Corona-Fälle in Hamburg gemeldet (am Vortag waren es 231). Am vergangenen Dienstag hatte die Hansestadt mit 289 neuen Fällen einen ähnlichen Wert gemeldet. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen sank daher nach Angaben der Gesundheitsbehörde nur leicht und liegt nun bei 116,8. Am Sonntag hatte der Wert bei 112,7 gelegen. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen in Hamburg steigt somit auf 27.367, 20.000 davon gelten als genesen.

Zahlen zum Coronavirus: Der Inzidenzwert in Hamburg ist im Vergleich zum Vortag nur leicht gesunken (Symbolbild).
Zahlen zum Coronavirus: Der Inzidenzwert in Hamburg ist im Vergleich zum Vortag nur leicht gesunken (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Die Zahl der Covid-19-Patienten, die in den Hamburger Krankenhäusern behandelt werden, stieg mit Stand Montag deutlich an: Derzeit werden nach offiziellen Angaben 386 Corona-Patienten in Kliniken behandelt, am Freitag waren es noch 354. Der hohe Anstieg um 32 Patienten ist jedoch auch damit zu erklären, dass die Sozialbehörde diese Daten am Wochenende nicht aktualisiert. 87 Menschen zeigen so schwere Symptome, dass sie auf Intensivstationen versorgt werden müssen. Davon kommen 74 Patienten aus Hamburg.

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Die Zahl der Toten in Zusammenhang mit dem Coronavirus bleibt unverändert bei 357 (Stand 4.12.). In Hamburg werden die Körper aller gestorbenen Corona-Infizierten untersucht, sofern die Angehörigen zustimmen. Bindend für die Gesamtzahl der Corona-Toten sind der Behörde zufolge aber die Angaben des RKI, das alle im Zusammenhang mit Corona Gestorbenen erfasst.

Schleswig-Holstein berät über mögliche Änderungen von Corona-Maßnahmen

Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein will am Donnerstag über mögliche Änderungen von Corona-Schutzmaßnahmen entscheiden. Dies kündigten die Landtagsfraktionen von Grünen und FDP am Dienstag an. Bis dahin würden die Infektionszahlen intensiv beobachtet. Die Zahlen waren in den letzten Tagen wieder gestiegen. Angesichts dieser Entwicklung sei jetzt der richtige Zeitpunkt zum Handeln, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Marret Bohn. Sie ist selbst Ärztin.

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Zuletzt waren im Norden innerhalb eines Tages 183 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Seit Sonntag gilt das Land als Corona-Risikogebiet, weil der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf über 50 gestiegen war. Nach aktuellen Zahlen vom Montagabend stieg dieser Wert weiter - auf 54,3. Dabei gibt es beträchtliche regionale Unterschiede.

Aktionstag zur Maskenpflicht: Bilanz der Kontrollen in Harburg

Mit einem bundesweiten Aktionstag haben die Bundespolizei, Behörden und Verkehrsunternehmen wie die Deutsche Bahn am Montag die Einhaltung der Maskenpflicht im öffentlichen Personenverkehr überprüft. Dabei handelte es sich um die „bislang größte Kontrollaktion zur Einhaltung der Maskenpflicht“, wie die Bahn erklärte.

Auch in Harburg fanden am Montag Schwerpunktkontrollen statt. In 92 Fällen hatten Personen gegen die geltenden Regeln verstoßen und es wurden Ordnungswidrigkeitenanzeigen geschrieben. In 370 Fällen trugen die Betroffenen die Mund-Nasen-Bedeckung nicht richtig – hier reichte jedoch eine mündliche Verwarnung.

Corona-Krise: Anne-Sophie Mutter tritt im Michel auf

Leider gibt es dafür keine Karten mehr: Anne-Sophie Mutter, die weltberühmte Geigerin, wird die Evangelische Messe im Michel am 3. Advent im Hamburger Michel musikalisch gestalten. Sie wird in dem Gottesdienst mit einem Streichquartett Werke von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert und Joseph Haydn spielen. Die musikalische Leitung des Gottesdienstes hat Michel-Kantor Jörg Endebrock. Pastorin Julia Atze wird predigen.

Die weltbekannte Geigerin Anne-Sophie Mutter (Archivbild).
Die weltbekannte Geigerin Anne-Sophie Mutter (Archivbild). © picture alliance/dpa

Für den Gottesdienst stehen leider keine Plätze mehr zur Verfügung, weil aufgrund der Corona-Beschränkungen die Zahl der Plätze auf 250 begrenzt ist, teilte eine Michel-Sprecherin mit.

Mit Auftritten in Gottesdiensten möchte Anne-Sophie Mutter auf die Lage der freiberuflichen Musikerinnen und Musiker in Zeiten der Corona-Pandemie aufmerksam machen und Spenden sammeln: „Musik ist ein Refugium, eine Quelle der Kraft, des Trostes sowie leuchtender Hoffnung und tiefer Gemeinschaftserlebnisse“, sagte sie.

183 neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein sind nach Angaben der Landesregierung von Montag innerhalb eines Tages 183 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Seit Sonntag gilt das Land als Corona-Risikogebiet, weil der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf über 50 gestiegen war. Nach aktuellen Zahlen vom Montagabend stieg dieser Wert weiter – auf 54,2.

In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein wurden den Angaben zufolge 131 Covid-19-Patienten behandelt. 27 von ihnen befinden sich in Intensivtherapie, 13 müssen aktuell beatmet werden. Die Zahl der Genesenen wird auf 12.600 geschätzt.

Coronavirus: Das müssen Sie über Fachbegriffe wissen

  • Coronavirus: Eine Klasse von Viren, zu denen der neuartige Erreger gehört
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Senat schließt neue Beratungen über Corona-Lage nicht aus

Der Hamburger Senat schließt nicht aus, dass die Ministerpräsidenten der Länder noch vor Weihnachten erneut mit der Kanzlerin über die Corona-Lage beraten müssen. Eine solche Runde sei schon bei der letzten Konferenz für den Fall verabredet worden, dass „es zu unvorhergesehenen Entwicklungen mit Entscheidungsbedarf kommt“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Montag. Ob dies angesichts weiter steigender Infektionszahlen so sei, „werden die nächsten Tage entscheiden.“ Eigentlich wollen die Regierungschefs erst am 4. Januar wieder zusammenkommen.

Er äußerte Verständnis für die Entscheidung Bayerns, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, „weil die Zahl der Neuinfektionen dort seit Mitte November nicht nennenswert zurückgegangen ist“. Das Infektionsgeschehen sei in Deutschland regional unterschiedlich, „aber insgesamt noch zu hoch“, sagte Schweitzer.

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Auch der Senat werde prüfen, „ob vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens in Hamburg oder aufgrund bundesweiter Entscheidungen zusätzliche Einschränkungen oder Regelungen erforderlich sind“. Der Bürgermeister habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass bis Anfang Januar nicht von einer grundlegenden Entspannung auszugehen sei.

Lesen Sie hier die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am Montag.