Hamburg. Die geplanten Zentren rund um Hamburg entstehen an sehr ungewöhnlichen Orten. Warum sogar Ärzte aus dem Ruhestand geholt werden.

Die Kommunen rund um Hamburg bereiten sich auf die Einrichtung von Impfzentren vor. In Schleswig-Holstein sind 28 Standorte geplant. Diese werden nach Angaben der Landesregierung gemeinsam mit Kommunen, Kassenärztlicher Vereinigung (KVSH), Bundeswehr, Technischem Hilfswerk (THW) und anderen Hilfsorganisationen eingerichtet.

Gesundheitsminister Heiner Garg nannte den Aufbau einen gemeinsamen „Kraftakt“, erklärte aber: „Wir werden bereit sein, sobald ein Covid-19-Impfstoff verfügbar ist. Bis zum 15. Dezember sollen die Strukturen stehen.“ Für eine sechsmonatige Laufzeit plant die Landesregierung vorsorglich bis zu 50 Millionen Euro ein.

Im Kreis Pinneberg wird neben einem Supermarkt geimpft

Die Kommunen erhalten eine Anschubfinanzierung von bis zu 50.000 Euro pro Impfzentrum. Denn die entstehen teilweise in Gebäuden, die ursprünglich eine ganz andere Funktion hatten – etwa im Kreis Pinneberg, wo Elmshorn im Westen und Prisdorf im Osten als Standorte bestimmt wurden. In Elmshorn wird das Impfzentrum in einer leer stehenden Lagerhalle an der Otto-Hahn-Straße eingerichtet. In dem Gewerbegebiet unweit der Kreisverwaltung und des Autobahnzubringers gebe es laut Bürgermeister Volker Hatje den nötigen Raum.

Das Impfzentrum im Osten des Kreises soll in das Prisdorfer Gewerbegebiet am Peiner Hag ziehen. Dort stehen nach mehreren Auszügen und einem Rechtsstreit einige große Ladenflächen leer. Neben einem Supermarkt gibt es dort auch ausreichend Parkplätze. Welche ehemalige Ladenfläche in Prisdorf zum Impfzentrum wird, ist laut Bürgermeister Rolf Schwarz noch unklar. Die Verhandlungen des Kreises Pinneberg mit den Eigentümern der vorgesehenen Immobilien dauern an.

Drei Impfzentren allein für den Kreis Stormarn

Für den Kreis Stormarn mit seinen rund 240.000 Einwohnern wurden drei Impfzentren gefordert. Für den nördlichen Bereich fiel die Wahl auf die Jugendherberge Bad Oldesloe. Die zentral am Konrad-Adenauer-Ring gelegene Einrichtung ist momentan geschlossen und sollte planmäßig erst Anfang März 2021 wieder öffnen. Ein weiterer Standort ist ein „ungenutzter Flügel“ der LungenClinic Großhansdorf. Der Komplex mit zahlreichen Behandlungsräumen, der zuvor vorrangig für Rehabilitationsmaßnahmen wie Physio- und Ergotherapie genutzt worden ist, steht vor dem Abriss. Auf dem benachbarten Reha-Gelände steht eine Vielzahl an Parkplätzen zur Verfügung. Hinzu kommt die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

Das gilt auch für das Reinbeker Jürgen-Rickertsen-Haus in der Schulstraße 7. Es ist normalerweise ein beliebter Treffpunkt für die Senioren der Stadt. Angesichts der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen sind derzeit so gut wie alle regelmäßigen Veranstaltungen und Treffs ausgesetzt. Mit seinen Räumen bietet das Rickertsen-Haus jedoch beste logistische Voraussetzungen für eine temporäre Umwidmung.

Norderstedt überraschenderweise nicht berücksichtigt

Im Kreis Segeberg werden zwei Impfzentren aufgebaut – in Wahlstedt und in Kaltenkirchen. Norderstedt wurde überraschenderweise als Schleswig-Holsteins fünftgrößte Stadt, in der rund ein Drittel der Bevölkerung im Kreis lebt, nicht berücksichtigt. In der 10.000-Einwohner-Stadt Wahlstedt wird eine Ein-Feld-Tennishalle zur Impfstation umfunktioniert. Im TC Rot-Weiss Wahlstedt schlug einst Tennisprofi Julia Görges auf. Da der Verein über weitere Hallenplätze verfügt, wird der Spielbetrieb nicht beeinflusst.

In der Stadt Kaltenkirchen, die durch die Anbindung an die A 7 und AKN gut zu erreichen ist, finden die Impfungen in einer Gewerbehalle an der Borsigstraße statt.

Weitere Impfzentren plant die Landesregierung in Niebüll, Husum, Heide, Brunsbüttel, Flensburg, Norderbrarup, Kropp, Gettorf, Büdelsdorf, Itzehoe, Kiel, Neumünster, Schönberg, Plön, Lensahn, Eutin, Bad Schwartau, Lübeck und Bad Oldesloe.

Impfzentrum in ehemaligen Schleswag-Gebäude in Mölln

In Niedersachsen sollen nach Auskunft der niedersächsischen Landesregierung rund 60 Standorte eingerichtet werden. Aufbau und Betrieb liegt in der Hand der Landkreise und kreisfreien Städte, an der Organisation der Massenimpfungen sollen der Katastrophenschutz, Hilfsorganisationen und die Polizei beteiligt werden. Jedes Impfzentrum soll für rund 150.000 Menschen zuständig sein.

Wie der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, Hubert Meyer, sagte, ist an Stadtteil- und Veranstaltungszentren als Impfstandorte gedacht. Erreichbarkeit und eine gute Internetanbindung seien wichtig. Für den Landkreis Harburg gibt es derzeit noch keine konkreten Standortpläne. Ziel ist jedoch, im Westen und Osten des Kreises jeweils ein Impfzen­trum einzurichten. Nach Informationen des Abendblatts wird kurzfristig entschieden. Bei einem der beiden Standorte sollen die Vorbereitungen schon weit fortgeschritten sein.

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Im Kreis Herzogtum Lauenburg stehen die beiden Standorte schon fest: Für den Südkreis wird das Impfzentrum in den leer stehenden Räumen des Berufsbildungszentrums (BBZ) am Dialogweg in der Geesthachter Oberstadt eingerichtet. Für den Norden des Kreises ist das ehemalige Schleswag-Gebäude an der Straße Zu den Ziegelwiesen in Alt-Mölln vorgesehen. Im wegen rückläufiger Schülerzahlen geschlossenen BBZ ist die Einrichtung laut Kreissprecher Tobias Frohnert besonders einfach, weil es Klassenräume und eine große Aula gebe. Frohnert: „Über ein Einbahnstraßenkonzept können wir auch die Begegnungen von noch zu impfenden und bereits geimpften Personen ausschließen.“

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Auch das ehemalige Verwaltungsgebäude der Schleswag lasse sich „vermutlich unaufwendig“ nutzen, Näheres soll ein Ortstermin am 5. Dezember zeigen. Für den Landkreis Harburg gibt es derzeit noch keine konkreten Standortpläne. Hier sind zwei Impfzentren geplant, die im Westen und im Osten des Kreises eingerichtet werden sollen. Die Ärzte werden von der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen kommen, der Landkreis soll die Räume stellen. Wo diese sind, wird nach Abendblatt-Informationen kurzfristig entschieden. An einem der beiden Standorte sollen die Vorbereitungen weit fortgeschritten sein.

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In Mecklenburg-Vorpommern wird in den sechs Landkreisen sowie in Rostock und Schwerin jeweils mindestens ein Impfzentrum errichtet. Zusätzlich sollen mobile Impfteams eingesetzt werden, um beispielsweise Pflegeheime aufzusuchen. „Wir bereiten uns weiter intensiv mit dem Bund auf das Impfen gegen Covid-19 vor. Bis Mitte Dezember sollen erste Zentren stehen“, hatte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) im Kabinett berichtet.

#Spritzen und Kanülen für rund 500.000 Impfdosen seien bereits bestellt. Ziel sei es, pro Tag mindestens 5000 Impfungen zu verabreichen. „Die Logistik für die Impfzentren, das Terminmanagement und das Monitoring des Impfgeschehens werden gegenwärtig mit Hochdruck entwickelt“, so Glawe. Um genug Fachpersonal in den Zentren einsetzen zu können, will er unter anderem Ärzte aus dem Ruhestand holen.