Hamburg. Das während der Pogromnacht 1938 geraubte Stück gehört genau 82 Jahre später wieder der Jüdischen Gemeinde Hamburgs.

Mit einer besonderen Zeremonie auf dem Joseph-Carlebach-Platz im Grindelviertel ist eine bislang verschollene Silberkrone, die als Thora-Schmuck diente, symbolisch dem stellvertretenden Landesrabbiner Shmuel Havlin am Gedenktag für die Opfer der Reichspogromnacht übergeben worden.

Die Nazis hatten die rund 800 Gramm schwere und 23 Zentimeter hohe Krone während der Pogromnacht heute vor 82 Jahren aus der Bornplatz-Synagoge geraubt. Sie galt seitdem als verschollen, bis ein Hamburger Antiquitätenhändler sie zum Verkauf anbot. Daniel Sheffer, Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, kaufte sie und stiftete sie für den künftigen Gebrauch in der wiederaufgebauten Synagoge im Grindel.

Bornplatz-Synagoge wurde am 9. November 1938 angezündet

Denn dort, am heutigen Joseph-Carlebach-Platz, stand die 1906 gebaute Bornplatz-Synagoge. Sie brannte in der Pogromnacht am 9. November vor 82 Jahren aus, wurde ausgeraubt und musste auf Befehl der Nazis 1939 abgerissen werden. Heute erinnert ein Bodenrelief an den ehemaligen Standort der größten Synagoge Norddeutschlands.

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Die zehn Jahre alte Eve übergibt die 1938 geraubte Thora-Krone symbolisch an die Jüdische Gemeinde Hamburg.
Die zehn Jahre alte Eve übergibt die 1938 geraubte Thora-Krone symbolisch an die Jüdische Gemeinde Hamburg. © dpa | Christian Charisius

„Wir erleben heute, wie die Krone der Bornplatz-Synagoge, der einzige Gegenstand, der die Plünderung und das Morden der Reichspogromnacht von 1938 überlebt hat und erst seit zwei Monaten wieder in unseren Händen ist, zurückkehrt auf den Bornplatz. Diese Krone stand einstmals in der Bornplatz-Synagoge inmitten unserer Hansestadt. Die kommt heute wieder zurück auf den Bornplatz. Es ist für uns ein besonderer Moment. Es ist ein Moment der Geschichte, es ist ein Moment der Freude“, so Sheffer. Sheffer, Sprecher der Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatz-Synagoge“, setzt sich für den Wiederaufbau der Synagoge am ursprünglichen Standort ein. Bis zum 27. Januar können Bürger ihre Stimme für den Wiederaufbau abgeben.

Katharina Fegebank wünscht sich klares Bekenntnis gegen Antisemitismus

Zu dieser Zeremonie und dem heutigen Gedenktag zum Jahrestag der Novemberpogrome war auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) gekommen. „Die Pogrome, die 1938 durch das ganze Land gingen und auch hier in Hamburg im Grindelviertel das jüdische Leben unwiederbringlich zerstört haben, waren ein Fanal. Die Bornplatz-Synagoge ging in Flammen auf, kostbare Gegenstände wurden gestohlen, Menschen ermordet. Seit 82 Jahren ist diese Wunde nicht verheilt.“ Sie begrüßt die Initiative und hat als eine der ersten unterzeichnet. „Ich hoffe, dass sich viele Hamburger und Hamburgerinnen sich mit ihrer Stimme klar gegen Antisemitismus stellen.“

Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde: „Hier am ehemaligen Bornplatz wollten die Nazis keine jüdische Schule und keine Synagoge sehen. Heute platzt das Bildungshaus der jüdischen Gemeinde aus allen Nähten. Die Hamburger wollen, dass die jüdische Gemeinde sichtbar ist, mit ihrem Zentrum genau hier auf dem Bornplatz.“