Hamburg. Überblick: Zoff um Tagestourismus an der Ostsee. Massentest in Fitnesscenter. Hamburg knackt Fallmarke. Nutzt Scientology Corona aus?

Hamburg hat bei der Zahl der an dem Coronavirus infizierten Menschen die 6000er-Marke durchbrochen: Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt inzwischen 6018 Menschen positiv getestet.

Von Donnerstag auf Freitag kamen 30 neue Fälle hinzu. Die Zahl der Todesopfer blieb bei 232.

Unterdessen kämpfen der Hamburger Hafen sowie das Gastgewerbe im Norden weiter mit den Auswirkungen der Corona-Krise.

Die wichtigsten Corona-Nachrichten am Freitag, den 21. August:

Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:

Corona-Staus: Die Sommerbilanz für den Norden

Corona-Krise = weniger Verkehr? Nicht so in Hamburg: Nach einer ADAC-Bilanz des Sommerreiseverkehrs im Norden lag das Stauaufkommen auf den Autobahnen der Hansestadt mit 915 und 1900 Kilometern fast schon wieder auf Vorjahresniveau (1001/2021 km).

Anders sah es demnach in Hamburgs Nachbarländern aus: In Schleswig-Holstein (um 42 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (16 Prozent) reduzierten sich die Blechlawinen laut ADAC im Zeitraum 28. Juni bis 8. August im Vergleich zum Vorjahr deutlich.

Auf den norddeutschen Autobahnen gab es zur Hauptferienzeit weniger Staus als zu Vor-Corona-Zeiten – Hamburg ausgenommen...
Auf den norddeutschen Autobahnen gab es zur Hauptferienzeit weniger Staus als zu Vor-Corona-Zeiten – Hamburg ausgenommen... © Imago/Die Videomanufaktur

Einige Super-Staus gab es trotzdem – vor allem auf der A1. Dort ging es etwa am 28. Juni zwischen Ahrensburg und Hamburg Stillhorn sowie am 1. August für Ostsee-Urlauber zwischen Bargteheide und Ratekau auf jeweils 22 Kilometern nur im Schneckentempo voran.

In Mecklenburg-Vorpommern mussten Verkehrsteilnehmer auf der A20 am meisten Geduld aufbringen – 87 Prozent aller Staus des nordöstlichen Bundeslandes passierten hier. Immerhin waren die einzelnen Staus (Gesamtlänge: 591 km) meist kürzer als im Vorjahr.

Tagestourismus: Harte Kritik aus Kiel an MV

Die FDP im Kieler Landtag hat die anhaltende Einreisesperre Mecklenburg-Vorpommerns für Tagestouristen scharf kritisiert. Fraktionschef Christopher Vogt warf der Landesregierung in Schwerin am Freitag „absurdes Verhalten“ vor. „Seit Mitte Juni können alle Schleswig-Holsteiner wieder ohne Begründung nach Dänemark einreisen, aber ein Ende des Einreiseverbots nach Mecklenburg-Vorpommern für Tagestouristen ist noch immer nicht in Sicht“, sagt Vogt. „Das ist schon skurril.“

Zu Beginn der Corona-Krise habe Schleswig-Holstein ebenfalls zu diesem pauschalen Instrument gegriffen. „Aber seit Mitte Mai arbeiten wir mit gezielteren Maßnahmen, um problematische Massenaufläufe an den touristischen Hotspots zu unterbinden“, sagte Vogt. „Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern scheint hierzu nicht in der Lage oder – was wirklich schlimm wäre – nicht willens zu sein.“

Mecklenburg-Vorpommern (hier: Zingst) kann sich über zu wenige Badegäste nicht beklagen.
Mecklenburg-Vorpommern (hier: Zingst) kann sich über zu wenige Badegäste nicht beklagen. © Imago/LEO

Eine Öffnung der Strände an der langen mecklenburgischen Küste für Tagestouristen hätte im Sommer vor allem für die Lübecker Bucht Entlastung schaffen können, sagte der Kieler FDP-Fraktionschef. Wirklich problematisch sei das Einreiseverbot aber für die vielen Menschen im Südosten Schleswig-Holsteins, in deren Alltag die Landesgrenze mit ihrer ganz besonderen Geschichte eigentlich keine Rolle mehr gespielt habe. „Dieses pauschale Verbot ist sinnlos, unverhältnismäßig und schädlich.“

Vogt verband seinen Vorstoß mit einem Appell an die Koalitionspartner CDU und Grüne. „Ich wundere mich auch ein wenig über die große Zurückhaltung der anderen Parteien in dieser Frage“, sagte er. „Die Landesregierung muss hier endlich mehr Druck machen.“

Corona-Massentest in Hamburger Fitnesscenter

Nachdem bei einem Besucher das Coronavirus nachgewiesen wurde, haben sich am Donnerstag 150 Kunden eines Fitnesscenters in Steilshoop testen lassen. Sie waren als potenzielle Kontaktpersonen identifiziert worden. Zuerst berichtete die "Hamburger Morgenpost" über den Fall.

Das Bezirksamt Wandsbek hatte in dem Fitnessstudio eine Teststation eingerichtet. Die Untersuchung erfolgte auf freiwilliger Basis. Alle 150 Tests fielen negativ aus. "Damit hat sich der Fall für uns erledigt", sagte Jacob Löwenstrom vom Bezirksamt Wandsbek dem Abendblatt am Freitagnachmittag.

Corona: Grünes Licht für Hamburgs Regionalligaclubs

Mit gleich vier Clubs ist Hamburg in der kommenden Saison in der Fußball-Regionalliga Nord vertreten. Doch die starten mit einer deutlichen Hypothek: Seit Mittwoch ist Hamburg das letzte Bundesland, in dem wegen Corona noch Einschränkungen für Training und Spielbetrieb im Amateur-Ballsport gelten. Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) hatte am Wochenende entsprechende Lockerungen vom Senat gefordert – vergeblich.

Doch jetzt können die zweiten Mannschaften von HSV und FC St. Pauli sowie Altona 93 und Teutonia 05 Ottensen aufatmen: Sie dürfen ab sofort wieder mit voller Mannschaftsstärke spielen und trainieren. Das teilte der HFV am Freitag mit. Damit stehe dem für 4. September geplanten Saisonstart nichts mehr im Wege.

Die Ausnahmegenehmigung gilt auch für die Hamburger Teams in den Junioren-Bundesligen. Alle weiteren Hamburger Amateurmannschaften müssen weiter in Kleingruppen trainieren, auch Spiele sind auf Stadtgebiet nicht erlaubt.

Kurzarbeitergeld: Forderung von Hamburgs CDU-Chef

Hamburgs CDU-Chef Roland Heintze nimmt vor dem Hintergrund einer möglichen Verlängerung des Kurzarbeitergeldes von zwölf auf 24 Monate die beteiligten Unternehmen in die Pflicht. Diese Maßnahme sowie die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge durch die Bundesagentur für Arbeit sollten daran geknüpft werden, dass Betriebe ihre Kurzarbeiter weiterqualifizierten, so Heintzes Forderung.

Die Pandemie verändere die Wirtschaftsstrukturen und schaffe in vielen Branchen neue Qualifikationsanforderungen. „Deshalb müssen wir diese Krise auch als Chance begreifen, unsere Arbeitswelt weiterzuentwickeln“, sagte Heintze in einer Mitteilung von Freitag.

Das Kurzarbeitergeld sei bislang zwar „ein wirksames Mittel gegen die drohende Arbeitslosigkeit“, so Heintze. „Mit einer bedingungslosen Verlängerung dieser Maßnahme würden wir aber eine wichtige Chance verpassen, die Beschäftigten mit Instrumenten für die Arbeit von morgen auszustatten.“ Von qualifizierten Fachkräften profitierten insbesondere die Unternehmen. „Der Koalitionsausschuss sollte deshalb die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes an Bedingungen und Anreize für Investitionen in Weiterbildung knüpfen.“

Bußgeld: Hamburg nimmt 890.000 Euro ein

Hamburg hat seit Beginn der Corona-Verordnungen bereits 9929 Bußgeldbescheide erstellt und dabei 890.081 Euro eingenommen. Das geht aus einer Umfrage der Funke-Mediengruppe in zehn deutschen Städten hervor.

Nochmehr Einnahmen wurden demnach nur noch in München erzielt: Dort kassierte die Kommune mehr als 950.000 Euro durch rund 9500 Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen. Insgesamt laufen in den befragten Großstädten mehr als 20.000 Bußgeldverfahren.

Die große Mehrheit der Menschen halte sich an die Regeln, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy. Aber man beobachte auch, dass sich ein Teil über die notwendigen Corona-Beschränkungen hinwegsetze. Ordnungsbehörden und Polizei nähmen ihre Kontrollpflicht sehr ernst. „Sie verstärken ihre Kontrollen und verhängen Bußgelder, wo dies machbar und notwendig ist.“

30 neue Corona-Fälle in Hamburg

Die Zahl der registrierten Corona-Infizierten in Hamburg ist bis Freitag um 30 gestiegen. Am Vortag waren es 35 neue Fälle binnen eines Tages, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Seit Beginn der Pandemie wurden damit in Hamburg 6018 Menschen positiv auf das Virus getestet. Rund 5300 davon können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen angesehen werden.

Nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf sind in Hamburg bisher 232 Menschen im Zusammenhang mit dem neuartigen Virus gestorben.

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In Hamburger Krankenhäusern werden 18 Covid-19-Patienten behandelt, drei weniger als am Vortag. Neun von ihnen und damit einer mehr als am Vortag liegen auf Intensivstationen.

Hamburg liegt nach wie vor deutlich unter der Grenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, die neue Beschränkungen nach sich ziehen könnte. Am Freitag betrig der Wert 9,5 und war damit leicht höher als am Vortag, aber noch immer niedriger als am Mittwoch (10,1).

Corona-Gelder: Kiel zur Disziplin ermahnt

Schleswig-Holsteins Landesrechnungshof fordert von der Landesregierung Ausgabendisziplin. Die öffentlichen Haushalte seien stark von der Corona-Pandemie betroffen, heißt es im Jahresbericht der Behörde. „Sie geraten von zwei Seiten unter Druck: durch das Wegbrechen der Steuereinnahmen und durch die Corona-bedingten Mehrausgaben.“

Allein 2020 fehlten in der Landeskasse voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro, weil die Wirtschaft so stark eingebrochen ist. Den Prognosen zufolge seien bis 2024 jährlich rund 500 Millionen jährlich an Steuermindereinnahmen zu erwarten. „Diese fehlenden Einnahmen kann die Landesregierung nicht Jahr für Jahr nur durch neue Schulden finanzieren“, sagte Rechnungshof-Präsidentin Gaby Schäfer. „Sie muss vielmehr ihre Ausgaben an die geringeren Einnahmen anpassen.“ Das Land müsse bei den Ausgaben Schwerpunkte setzen, sagte Schäfer.

„Zu Recht weist der Landesrechnungshof darauf hin, dass angesichts der Corona-Pandemie große finanzielle Herausforderungen auf den Landeshaushalt zukommen“, sagte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne). „Die klaren Worte des Rechnungshofs sind hilfreich, um für die schwierige Haushaltssituation zu sensibilisieren.“

Hamburger Tourismus bricht weiter ein

Die Corona-Krise belastet den Hamburger Tourismus weiter deutlich. Auch im Juni ging die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um mehr als 68 Prozent auf 452.000 zurück, teilte das Statistikamt Nord mit. Damit blieben die negativen Folgen der Corona-Krise für das Hotelgewerbe bestehen, obgleich das Beherbergungsverbot für privatreisende Gäste bereits Mitte Mai ausgelaufen war. Nicht alle Hotels hatten jedoch wieder sofort geöffnet.

Ein Gast des Hamburger Hotels
Ein Gast des Hamburger Hotels "Europäischer Hof" in St. Georg zu Beginn der Corona-Krise. © Picture Alliance

Noch stärker als die Gesamtzahlen gingen die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland zurück – um 88 Prozent auf 44.000. Es kamen nur noch 18.000 Reisende aus dem Ausland, die meisten von ihnen aus den europäischen Nachbarländern Dänemark, Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Polen.

Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich damit für das Hamburger Hotelgewerbe ein Minus von 56,5 Prozent bei der Zahl der Gäste und von 55,5 Prozent bei den Übernachtungen.

Tourismus im Norden: Zwei Gewinner

Auch in Schleswig-Holstein hat der Tourismus zu Sommerbeginn weiter deutliche Einbußen hinnehmen müssen – aber nicht in allen Bereichen. Insgesamt sank die Zahl der Übernachtungsgäste im Juni mit 820.000 aber um 24,6 Prozent unter den Vorjahreswert. Die Zahl der Übernachtungen fiel um 10,8 Prozent auf fast 3,9 Millionen. Im ersten Halbjahr ging die Gästezahl um 43,3 Prozent auf 2,23 Millionen zurück. Bei den Übernachtungen bedeuteten 9,04 Millionen ein Minus von 37,9 Prozent zum gleichen Vorjahreszeitraum.

Während Ferienhäuser und Ferienwohnungen (plus 15,2 Prozent) und Campingplätze (plus 14,2 Prozent) im Juni sogar einen Anstieg der Gästeübernachtungen im Vorjahresvergleich verzeichneten, gab es für die übrigen Betriebsarten zum Teil deutliche Rückgänge. So sank das Übernachtungsaufkommen von Erholungs- und Ferienheimen sowie von Jugendherbergen jeweils um fast 80 Prozent.

Hotspots: Ostsee schlägt Nordsee

Die touristischen Hotspots an den Küsten knüpften im Juni aber sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen wieder an das Vorjahresniveau an. So gab es an der Nordsee in St. Peter-Ording (minus 1,7 Prozent) und in der Gemeinde Sylt (minus 5,5 Prozent) moderate Rückgänge bei den Übernachtungen.

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Tendenziell schnitt das Reisegebiet Ostsee besser ab als die Nordsee. In Timmendorfer Strand beispielsweise stieg die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Juni 2019 um 7,2 Prozent. Die Städte mussten hohe Einbußen hinnehmen. Die Juni-Statistik erfasste 3540 Beherbergungsstätten mit 226.000 Gästebetten und 273 Campingplätze.

Hamburger Hafen: Weiter Umschlagverluste

Der Hamburger Hafen hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zwölf Prozent seines Güterumschlags gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres eingebüßt. Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden nur 61,2 Millionen Tonnen geladen oder gelöscht, teilte die Marketing-Gesellschaft des Hafens mit. Der wichtige Containerumschlag ging um 12,4 Prozent zurück. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 4,1 Millionen Standardcontainer (TEU) über die Kaikanten gehoben.

Der pandemiebedingte Umschlagrückgang habe alle Häfen in Nordeuropa stark getroffen, sagte Axel Mattern, einer der Vorstände von Hafen Hamburg Marketing. Die globalen Lieferketten wurden im zweiten Quartal teilweise eingestellt oder liefen nur sehr verzögert; die Konjunktur war weltweit schwach. Der Import über den Hamburger Hafen ging noch deutlich stärker zurück als der Export, vor allem von Erz und Kohle.

Günther: Keine Aussage zu Fan-Rückkehr

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hält sich mit Aussagen über die Öffnung von Stadien und Hallen für Sportveranstaltungen in Corona-Zeiten zurück. „Ich vermag heute noch nicht zu sagen, zu welchem Zeitpunkt das möglich ist“, sagte er den „Kieler Nachrichten“. „Denken Sie an Fußballspiele – da geht es emotional zu, da lässt sich Nähe bei Gefühlsausbrüchen nur schwer verhindern. Wir sind über den Start der Bundesliga-Saison hinaus sehr zurückhaltend.“

Wenn, dann wäre so etwas nur mit eingeschränkter Kapazität möglich, meinte der Regierungschef weiter. „Wir stimmen uns darüber in Kürze mit den anderen Ministerpräsidenten ab.“ Günther und seine Kolleginnen und Kollegen wollen aller Voraussicht nach am kommenden Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel tagen und auch über das Vorgehen zur Rückkehr von Zuschauern in die Bundesliga-Stadien sprechen.

Die DFL hatte auf eine Teil-Rückkehr der Fans in die Stadien schon zum Saisonstart der Bundesliga und der 2. Bundesliga am 18. bis 21. September gehofft und ein Konzept dafür erarbeitet. Die Gesundheitsminister der Länder hatten gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Zuschauer-Comeback allerdings vorerst bis zum 31. Oktober ausgeschlossen.

21 neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen innerhalb eines Tages um 21 gestiegen. Wie die Landesregierung mitteilte, wurden bisher (Stand Donnerstagabend) 3872 Corona-Fälle im nördlichsten Bundesland registriert. Im Zusammenhang mit dem Virus starben 160 Menschen. Diese Zahl hat sich seit dem Vortag nicht erhöht. Im Krankenhaus werden zehn Corona-Patienten behandelt, das sind vier weniger als am Vortag. Rund 3400 der seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten gelten laut Landesregierung inzwischen als genesen.

Millionenspritze für Digitalisierung der Kultur

Angesichts der schweren Belastungen von Kultureinrichtungen durch die Corona-Krise soll ein millionenschweres Förderprogramm die Digitalisierung im Kulturbereich vorantreiben. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und die Kulturstiftung der Länder stellten das Programm „Kultur.Gemeinschaften“ vor, durch das kleinere, auch ehrenamtlich geführte Einrichtungen bei der Entwicklung digitaler Angebote unterstützt werden sollen. Insgesamt stehen dafür elf Millionen Euro zur Verfügung.

Davon stammen zehn Millionen Euro aus einem Paket, das der Bund Anfang Juli im Zuge der Corona-Krise auf den Weg brachte. Eine Million Euro steuert die Kulturstiftung der Länder bei. Ziel ist es, „den Aufbau digitaler In­frastrukturen in Kunst und Kultur zu beschleunigen“. Das Programm unterstützt Kultureinrichtungen und Projektträger demnach unter anderem bei der Anschaffung der notwendigen Technik zur Produktion digitaler Formate.

„Der Lockdown über Monate hinweg hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig digitale Formate auch in Kunst und Kultur geworden sind“, erklärte Grütters. Solche Angebote ermöglichten es den Einrichtungen, sich auch in Krisenzeiten mit ihrem Stammpublikum auszutauschen und zugleich neue Zielgruppen anzusprechen. „Das schafft Reichweite für ihre analogen Angebote – und die brauchen sie gerade jetzt, auch um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern“, erklärte Grütters.

Der Generalsekretär der Kulturstiftung, Markus Hilgert, wertete das Förderprogramm als „starken Schub für die digitale Transformation der Kultureinrichtungen“. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass viele Einrichtungen die Bedeutung digitaler Präsenz im Internet verstanden hätten. Es gebe aber Nachholbedarf.

Scientology: Corona für Kampagne genutzt?

Die Scientology-Organisation (SO) versucht nach Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes, die Corona-Pandemie für eine eigene angebliche Gesundheitskampagne zu nutzen. „Bei der Kampagne könnte zunächst auf ein sinnvolles Engagement geschlossen werden“, sagt Verfassungsschutzsprecher Marco Haase. Doch dahinter stehe die verfassungsfeindliche Scientology-Organisation und „sie versucht über das aktuell breit diskutierte Thema Corona und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen mit Menschen in Kontakt zu kommen“.

Hamburgs Verfassungsschutz warnt vor einer speziellen Corona-Masche von Scientology.
Hamburgs Verfassungsschutz warnt vor einer speziellen Corona-Masche von Scientology. © Picture Alliance

So seien in Hamburg zuletzt an Restaurants und Geschäfte Heftchen unter dem Titel „Wie Sie die Ausbreitung von Krankheiten durch Isolation verhindern“ verteilt worden. Die Broschüre sei eingebettet in eine größere Kampagne samt Internetauftritt unter dem Titel „Stay Well“ („Bleib gesund“). Wer solche Heftchen, Broschüren oder Flyer bekomme oder weitere Hinweise zur Scientology-Organisation geben wolle, könne sich per E-Mail (SO@Verfassungsschutz.hamburg.de) an den Verfassungsschutz wenden. Jeder Hinweis werde vertraulich behandelt.

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Scientology werde beobachtet, weil in einer von der Organisation angestrebten Gesellschaftsordnung zentrale Grundwerte wie die Menschenwürde sowie das Recht auf Gleichbehandlung eingeschränkt oder außer Kraft gesetzt würden. Die Zahl der Anhänger in Deutschland stagniert laut Verfassungsschutz bei 3500. Der Hamburger Scientology-Organisation wurden Ende 2019 etwa 300 Anhänger zugerechnet – nach 650 im Jahr 2010.

Schulleiter: WLAN fehlt weiterhin

In Niedersachsen haben einige Schulen noch immer kein WLAN. Das sagt die Vorsitzende des Schulleitungsverbands, Andrea Kunkel. „Wenn ich kein WLAN an der Schule habe, dann habe ich auch Schwierigkeiten, hier mit Tablets und so weiter zu arbeiten“. Zwar habe die Digitalversorgung an Schulen durch die Corona-Pandemie einen Schub erlebt. „Das ist aus unserer Sicht aber noch nicht zügig genug“, sagte Kunkel. Die Schulen in Niedersachsen starten kommenden Donnerstag wieder in voller Klassenstärke.

Für den Fall, dass Klassen weiterführender Schulen an einem Tag pro Woche virtuell unterrichtet werden müssen, ließen sich einige Formate aus der Zeit des Homeschoolings weiterführen. Das sei auch eine Möglichkeit, Selbstständigkeit zu schaffen, hänge aber von der technischen Ausstattung ab, sagte Kunkel.

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Besonders ist nach Kunkels Auffassung die Situation der Erstklässler. Schnuppertage in Schulen mussten ausfallen. „Von daher haben wir jetzt Schülerinnen und Schüler im ersten Schuljahr, die zum allerersten Mal unsere Schulen betreten“, sagte die Pädagogin. Viele hätten wegen geschlossener Kitas lange keine sozialen Kontakte in Gruppen gehabt. Das erfordere viel Fingerspitzengefühl.

Bürgerschaft: Aktuelle Stunde zu Corona und Schule:

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Hamburgs Werber meistern die Krise

In der Kreativhochburg Hamburg erlebten viele Werbeagenturen während des Lockdowns zwar eine kurze Flaute, doch inzwischen blicken sie wieder zuversichtlich auf ihre Geschäftszahlen. „Es gab einen kurzen Knick im März, als es mit Corona und den Ausgangsbeschränkungen in Deutschland losging“, sagt Jan Ritter, Kreativchef der ORCA Gruppe, zu deren Auftraggebern die Bundespolizei und Bertolli gehören. „Dann haben sich aber die meisten unserer Kunden schnell gefangen und aus dem Homeoffice weitergearbeitet. Unsere Umsätze sind im Vergleich zu den Vorjahren sogar etwas gestiegen.“

„Wir verzeichnen aktuell eine Delle im einstelligen Bereich bei unseren Honoraren, womit wir uns als inhabergeführte Agentur besser als die internationalen Networks entwickeln, die größere Einbußen verzeichnen mussten“, sagt eine Sprecherin von Jung von Matt über die Lage bei der Agentur, die etwa für Bosch und BMW Werbekampagnen entwickelt hat. Es habe Kunden gegeben, die stark in Marketingkommunikation investiert hätten, weil sie als systemrelevant galten und ihren Kunden Sicherheit vermitteln wollten. Andere Auftraggeber hätten sich zunächst in der Kommunikation zurückgehalten und starteten jetzt erst wieder richtig durch.

Eine positive Lage in der Branche sieht auch Nicolas Poppitz, Deutschland-Chef bei der Werbevermarktungsplattform Teads (u.a. Pampers, Renault): „Als Mitte März klar wurde, dass wir in Deutschland auf eine Art Lockdown zusteuern, hat sich das auch recht schnell in den Werbeausgaben unserer Kunden widergespiegelt. Viele haben komplett ihre Budgets eingefroren oder geplante Werbekampagnen ausgesetzt.“ Und weiter: „Seitdem es aber Lockerungen gibt und das gesellschaftliche Leben wieder zugenommen hat, wird auch wieder verstärkt Werbung gebucht. Wir sehen derzeit deswegen sogar ein Wachstum auf unserer Plattform.“

Martin Blach, Gründer und Chef der Hirschen Group, zu der in Hamburg etwa die Agenturmarken Zum goldenen Hirschen und ressourcenmangel gehören, beobachtet durch Corona zudem eine Änderung im Verhältnis mit dem Kunden: „Die Krise wirkt als Beschleuniger. Kommunikation findet zunehmend im digitalen Raum statt“, beschreibt Blach. Die Onlinenutzung steige noch stärker als zuvor.

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