Hamburg. Staatsanwälte aus Köln und Steuerfahnder suchen Büros an der Großen Elbstraße auf. Es geht um dubiose Aktiengeschäfte.
Am Dienstagvormittag ist erneut ein Hamburger Geldinstitut im Zuge von Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung mittels trickreicher Aktiengeschäfte durchsucht worden. Nach Informationen des Abendblatts fand die Razzia diesmal bei der Varengold Bank an der Großen Elbstraße statt. Gleichzeitig durchsuchten die Ermittler die Geschäftsräume einer süddeutschen Privatbank in München und Frankfurt.
Die Staatsanwaltschaft Köln, die hinter dem Ermittlungsverfahren wegen sogenannter Cum-Ex-Geschäfte und ähnlicher Transaktionen zulasten des Fiskus steht, bestätigte auf Abendblatt-Anfrage lediglich „Durchsuchungsmaßnahmen“ auch in Hamburg, nicht aber den Namen der betroffenen Bank. Neben Staatsanwälten aus Köln hätten Beamte der Steuerfahndung, des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen und des Bundeskriminalamts sowie EDV-Sachverständige teilgenommen. Eine Sprecherin der Varengold Bank wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern.
Cum-Ex: Ermittlungen laufen seit 2016
Dem „Handelsblatt“ zufolge sind die Beamten sogenannten Reverse Market Claims auf der Spur, dem Nachfolgemodell der Cum-Ex-Geschäfte, die der Gesetzgeber im Jahr 2012 unmöglich machte. Im Geschäftsbericht 2019 der Varengold Bank findet sich der Satz: „Im Zusammenhang mit Aktientransaktionen um den jeweiligen Dividendenstichtag der Jahre 2010–2013 laufen Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln gegen ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Bank wegen des Anfangsverdachts der Steuerhinterziehung.“
Die Varengold Bank wurde 1995 in Hamburg gegründet. Sie beschäftigt nach eigenen Angaben hier sowie in London und Sofia insgesamt rund 70 Mitarbeiter. Ein wesentliches Geschäftsfeld ist die Finanzierung von Start-ups aus der Finanzbranche; dazu gab man Mitte Mai eine „strategische Kooperation“ mit dem inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard bekannt.
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Im Januar 2016 hatten Ermittlungen gegen die Hamburger Privatbank M.M. Warburg wegen Cum-Ex-Geschäften mit einer Durchsuchung begonnen. Das Landgericht Bonn wies die Bank im März 2020 an, in diesem Zusammenhang 176 Millionen Euro Steuerschulden zu zahlen. M.M. Warburg hat gegen das Urteil Revision eingelegt.