Hamburg. Richtfest für Marriott-Häuser. Kaviar und Champagner gefragt: Gastronomie im Vier Jahreszeiten läuft besser als vor einem Jahr.
28 Grad und strahlend blauer Himmel. Besser hätten die Bedingungen für ein Richtfest nicht sein können. Doch das Bilderbuchwetter kann nichts daran ändern, dass in den Kühnehöfen in Altona am Mittwoch ein Bauprojekt gefeiert wurde, das vor einer schwierigen Zukunft steht. Denn dort entstehen zwei Hotels der US-Kette Marriott mit insgesamt 264 Zimmern und Appartements, für die es im Moment durch die Corona-Krise keinen Bedarf gibt. Die durchschnittliche Auslastung der Hotellerie lag im Juni in der Hansestadt bei gerade einmal 28,4 Prozent (wir berichteten). Das heißt: Fast 72 Prozent der Zimmer stehen leer, und viele Hotels kämpfen ums Überleben.
In den Kühnehöfen sollen im Mai 2021 die Marriott-Marken Moxy – ein Drei-Sterne-Designhotel mit 220 Zimmern – sowie das Residence-Inn-by Marriott eröffnen. Das Vier-Sterne-Haus mit 44 Appartements hat Langzeitgäste als Zielgruppe. Betreiber der Hotels mit einem Mietvertrag über 25 Jahre ist die Odyssey Hotel Gruppe mit Sitz in Offenbach. Sieben Häuser betreibt das Unternehmen, das seinen Ursprung in Holland hat, bislang in Deutschland. Jetzt kommen zwei in Altona dazu.
Baubeginn von Kongresshotel in der HafenCity verzögert sich
„Wir starten mit dem Hotelbetrieb in einer schwierigen Zeit, die Lage auf dem Markt hat sich durch Corona komplett verändert. Natürlich würden wir aktuell keine weiteren Hotelprojekte planen, aber diese beiden Häuser sind im Bau, und wir werden unsere Verpflichtungen erfüllen“, sagte Rick van Erp dem Abendblatt. Der Odyssey-Vorstandsvorsitzende geht davon aus, „dass wir erst Ende 2022 wieder die Auslastung in den deutschen Hotels erreichen werden, die wir vor der Corona-Krise hatten. Wichtig ist, dass die Zahl der Geschäftsreisenden zügig ansteigt.“
Und van Erp ist in ein weiteres Großprojekt involviert. In der HafenCity plant der Hamburger Projektentwickler ECE ein Kongresshotel mit 510 Zimmern, allein der große Saal des Hauses soll eine Kapazität für bis zu 1100 Personen haben (wir berichteten). Das Hotel soll unter der Marriott-Marke „AC“ firmieren. Zudem soll in dem 19-stöckigen Gebäudekomplex ein Hotel namens Residence by Marriott mit 145 Zimmern einziehen. Auch hier wurde als Betreiber die Qdyssey Hotel Gruppe ausgewählt. Eigentlich ist der Baubeginn für Herbst dieses Jahres geplant. Aber nach Abendblatt-Informationen kann dieser Zeitplan nicht eingehalten werden. Das wirkt sich jedoch auf die Pläne von van Erp nicht aus. „Wir wollen an diesem Projekt festhalten.“
Arbeiten am Gebäude sind sehr gut vorangekommen
Bauherr in den Kühnehöfen ist der Frankfurter Projektentwickler benchmark. Real Estate. Das Unternehmen investiert nach Abendblatt-Informationen rund 40 Millionen Euro in das Bauvorhaben. Der geschäftsführende Gesellschafter Martin Hantel setzt auf den Standort. „Auf ein ehemaliges Industrieareal in Altona bringen wir gleich zwei namhafte, internationale Marken in eine zentrale Stadtteillage. Das eröffnet beiden Häusern große Chancen, wenn sich der Hotelmarkt nach dem Abklingen der Pandemie wieder erholt.“
Coronavirus – die Fotos zur Krise
Auf der Baustelle läuft es rund. „Trotz Corona sind wir mit den Arbeiten am Gebäude in den vergangenen Monaten sehr gut vorangekommen. Durch die gute Zusammenarbeit liegen wir im Zeitplan“, sagte Kay Strehle, Prokurist und Projektleiter bei benchmark. Real Estate. Der Grundstein für die Hotels in den Kühnehöfen wurde im Oktober vergangenen Jahres gelegt – in einer Zeit, in der in der Branche in Hamburg noch Goldgräberstimmung herrschte: 2019 konnte mit rund 15,4 Millionen Übernachtungen ein neuer Rekord verkündet werden.
Zahl der Neueröffnungen reißt trotz der Corona-Krise nicht ab
Und die Zahl der Neueröffnungen reißt trotz der Corona-Krise nicht ab. Ein weiteres Moxy mit 291 Zimmern wird bereits Mitte September an der Anckelmannstraße in Borgfelde in Betrieb genommen. An der Fuhlsbüttler Straße in Barmbek-Nord eröffnet 2021 das Ibis Styles Hotel mit 188 Zimmern.
Aber es gibt auch gute Nachrichten aus der krisengeschüttelten Branche. Mit einer Auslastung von rund 45 Prozent im Juli nimmt das Hotel Vier Jahreszeiten einen Spitzenplatz im Luxussegment ein. „Wir hatten mit 300 Euro pro Zimmer eine höhere Durchschnittsrate als im gleichen Vorjahreszeitraum. Allerdings lag unsere Auslastung damals bei etwa 80 Prozent. Aber wir sind zufrieden, wie das Geschäft nach der Corona-Schließung wieder angelaufen ist“, sagte der geschäftsführende Direktor Ingo C. Peters dem Abendblatt.
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Vor allem in den drei Restaurants des Vier Jahreszeiten, der Wohnhalle und auf der Dachterrasse des Luxushotels am Neuen Jungfernstieg läuft das Geschäft auffallend gut: „Wir haben trotz weniger Platzes durch die Einhaltung des Mindestabstands in der Gastronomie im vergangenen Monat mehr Umsatz gemacht als im Juli 2019. Im Jahreszeiten Grill und im Nikkei Nine haben wir zwei Sitzungen eingeführt. Unser Gourmetrestaurant Haerlin ist aktuell 18 Tage im Voraus ausgebucht.“ Peters verrät: „Die Gäste gönnen sich etwas. Vor allem Kaviar und hochwertiger Champagner werden häufig geordert.“