Hamburg. Die Zimmerbelegung liegt nur bei 28,4 Prozent – trotzdem ist Hamburg damit Spitzenreiter der deutschen Großstädte.
Es ist ein Bestwert mit einem sehr faden Beigeschmack: Die durchschnittliche Zimmerauslastung der Hamburger Hotellerie lag im Juni bei durchschnittlich 28,4 Prozent. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – da lag die Auslastung bei 84 Prozent – erschreckend wenig. Aber trotzdem belegt die Elbmetropole damit Platz eins der deutschen Großstädte. Berlin liegt bei einer Auslastung von 20,9 Prozent, Frankfurt bei 19,2 Prozent und München sogar nur bei 18,7 Prozent. Das geht aus einer Studie der Engel & Völkers Hotel Consulting (EVCH) hervor, die sich auf Zahlen des Benchmarkanbieters Fairmas beruft.
„Im Gegensatz zu anderen deutschen A-Städten hat Hamburg in den vergangenen Jahren keinen hohen Anteil von internationalen Gästen gehabt, die diesen Städten coronabedingt jetzt fehlen. Hamburg hingegen hat weiterhin Gäste aus Deutschland und Europa, die nun nach und nach wieder reisen“, sagte EVCH-Geschäftsführer Andreas Ewald dem Abendblatt.
Hotels in Hamburg: Nähe zu Nord- und Ostsee von Vorteil
Der Branchenexperte sieht aber noch einen Grund dafür, dass Hamburg Spitzenreiter ist. „Die Nähe zur Nord- und Ostsee, dort sind die Unterkünfte gut gebucht, ist ein weiterer Vorteil. Denn es bietet sich für die Urlauber an, einen Zwischenstopp in Hamburg einzulegen.“ Ein Problem, das alle deutschen Metropolen trifft, ist, „dass der Tourismus in den Städten wieder einigermaßen gut anläuft, aber dass die Zahl der Geschäftsreisenden immer noch auf einem niedrigen Niveau ist. Das ist darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen aktuell noch auf Dienstreisen verzichten. Aber es ist davon auszugehen, dass diese Regelungen fortlaufend beurteilt werden und auf mögliche Lockerungen rasch reagiert wird.“ Im vergangenen Jahr verzeichneten die Hamburger Hotels eine durchschnittliche Auslastung von 78 Prozent. Es sei nicht absehbar, wann dieses Niveau wieder erreicht werde.
Lesen Sie auch:
- Das Tortue in den Stadthöfen öffnet wieder
- Tourismus: Hamburg verzeichnet erneut starke Rückgänge
- Urlaub in Corona-Zeiten: Einblicke aus dem In- und Ausland
Nach wie vor ist die Belegung etwa im Fünf-Sterne-Superior-Hotel Elysée an der Rothenbaumchaussee äußerst gering. „Der Juni war sehr schwach mit einer Belegung von lediglich 12 Prozent. Die Auslastung entwickelt sich im Juli etwas besser und liegt aktuell bei rund 15 Prozent. Wir stellen fest, dass die Anfragen erst drei bis fünf Tage vor der geplanten Anreise erfolgen.
Die Gäste sind zurückhaltend und entscheiden sehr kurzfristig“, sagte Direktor André Vedovelli. Zuversicht herrscht im Grandhotel Atlantic an der Außenalster. „Den Juni haben wir mit etwa einem Viertel der Auslastung zum Vorjahr abgeschlossen. Die zukünftigen Buchungszahlen entwickeln sich mit geringerer Geschwindigkeit, aber stetig“, so ein Sprecher.
Raten in Hamburg sind dramatisch gesunken
Dramatisch ist eine andere Entwicklung: Die durchschnittliche Rate pro Zimmer, die in Hamburger Hotels im Juni erzielt wurde, lag laut EVCH bei rund 93 Euro. Das sind 28 Prozent unterhalb des Vorjahreswertes. „Hamburg hat auch in den vergangenen Jahren geringere Raten erzielt als A-Städte wie Frankfurt oder München“, sagt Ewald. Zum Vergleich: In München lag die durchschnittliche Rate im Juni bei 101 Euro.
Interaktiv – Deutschlands Urlaubsgebiete im Corona-Vergleich:
Wer nach Hamburg kommt, der kann selbst im Vier-Sterne-Hotel günstig übernachten. Eine Abendblatt-Recherche hat ergeben, dass zum Beispiel am kommenden Wochenende eine Übernachtung im Holiday Inn in der City Nord für 63 Euro im Doppelzimmer für zwei Personen angeboten wird. Auch die Luxushotellerie in der Hansestadt ist erschwinglich. Im Fünf-Sterne-Superior-Fraser-Suites-Hotel am Rödingsmarkt werden am kommenden Wochenende zwei Übernachtungen im Doppelzimmer für 277 Euro offeriert. Das sind 138,50 Euro pro Nacht.
Finanzierung neuer Hotelprojekte wird schwieriger
Der Grund, warum in Hamburg in einigen Segmenten ein Preisdruck herrscht, ist das zunehmende Angebot. Im Hotelmarktbericht 2020 kommt EVCH zu der Erkenntnis, „dass nachdem sich 2018 das Angebot erstmals stärker als die Nachfrage entwickelt hat, dieses Phänomen auch im Jahr 2019 zu beobachten war.“ In den vergangenen Jahren herrschte ein regelrechter Bauboom für Hotels, vor allem in den Stadtteilen Hammerbrook und in der HafenCity.
Aber wie entwickelt sich der Markt nach der Corona-Pandemie weiter? „Es ist davon auszugehen, dass Hotels, die sich bereits im Bau befinden, mit kleinen coronabedingten Verzögerungen fertiggestellt werden. Aber es wird schwieriger, Projekte zu finanzieren, die für die nächsten Jahre geplant sind, weil diese darauf ausgerichtet waren, dass der Tourismus in Hamburg wie in den vergangenen Jahren weiterwächst“, sagte Ewald. Doch nun müssten erst mal die bestehenden Hotels mit dieser schwierigen Situation am Markt umgehen und Betreiber und Eigentümer gemeinsam Lösungen für den Fortbestand finden, so Ewald.
Unterdessen haben fast alle Hotels – zahlreiche Häuser hatten von Mitte März bis Mitte Mai geschlossen, weil in diesem Zeitraum wegen Corona keine Touristen beherbergt werden durften – in Hamburg wiedereröffnet.