Hamburg. Hundekontrolldienst und Hamburger Tierschutzverein beschlagnahmen Hundebabys von unseriösem Welpenhändler.

Der behördliche Hundekontrolldienst und der Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HTV) haben mehrere Hundewelpen von einem skrupellosen Verkäufer gerettet. Die elf Mischlinge waren erst sechs Wochen alt und damit noch zu jung, um von der Mutter getrennt zu werden.

"Ihre Rettung kam gerade noch rechtzeitig", sagt HTV-Tierschutzberaterin Sina Hanke. Alle Welpen mussten sofort tierärztlich behandelt werden. "Drei Hundekindern ging es auffallend schlecht. Eines von ihnen befindet sich derzeit noch in einer externen Tierklinik." Die Tiere seien unter katastrophalen hygienischen Zuständen aufgewachsen.

Tierschutzverein: Welpen-Handel steigt in Corona-Zeiten an

"Es gibt aktuell besonders viele und dramatische Fälle von Welpenhandel in Hamburg", sagt Sina Hanke. Das Geschäft boome gerade in Corona-Zeiten. Viele hätten mehr Zeit und wünschten sich einen Hund - ein lukratives Geschäft für unseriöse Händler. Zudem käme es immer wieder zu Todesfällen unter den massenhaft gezüchteten und schlecht versorgten Welpen.

Kein Einzelfall, das bestätigt auch Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, wo der Hundekontrolldienst angesiedelt ist. "Es ist ein dauerhaftes Problem", sagt sie. Es gebe Händler, denen es nur um das Geld gehe und die dafür das Leid der Tiere in Kauf nehmen.

Gerettete Welpen "wären sonst vermutlich gestorben"

Die elf Welpen hatten Glück. Sie wurden am 27. Juni in einer sprichwörtlichen Nacht- und Nebelaktion vom Hundekontrolldienst sichergestellt. "Sie wären sonst vermutlich gestorben", sagt Sina Hanke. Ihnen fehlten Impfungen und tierärztliche Kontrollen, sie litten an Durchfall. "Ihre Körper waren durch den hohen Flüssigkeitsverlust ausgezehrt."

Drei der Welpen litten zudem an Parvovirose. Diese Viruserkrankung ist bei Welpen, die aus schlechter Haltung stammen, verbreitet. Sie schwächt das Immunsystem und führt unbehandelt zum Tod. Zudem ist Parvovirose hochansteckend. "Der Virus kann sogar für alte Menschen und Menschen mit schwachem Immunsystem gefährlich sein", sagt Sorina Weiland.

Trotz Verbot: Welpenhändler verkauft weiter

Der Welpenhändler ist bei den Tierschützern bereits bekannt. Der HTV hatte ihn den zuständigen Behörden bereits 2017 gemeldet. Immer wieder fingierten die Tierschutzberater Kaufinteresse, um den Machenschaften dieses Händlers auf die Spur zu kommen und die Behörde einschalten zu können. "Am 16. Juni 2020 wurde ihm dann endlich ein Tierhaltungsverbot auferlegt – das er aber missachtet", sagt Sina Hanke.

Das rät das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beim Kauf eines Welpen:

  • Bei Herkunft aus einem anderen EU-Land muss ein Welpe über einen EU-Heimtierausweis, einen Mikrochip und eine Tollwutimpfung verfügen. Auch ein amtliches Gesundheitszertifikat ist vorgeschrieben.
  • Wird Deutschland als Herkunftsland angegeben, sollte der Welpe zumindest einen Impfpass besitzen, dessen Einträge von einem in Deutschland tätigen Tierarzt stammen sollten. Ein Chip ist zu begrüßen, aber nicht verpflichtend.
  • Nicht "aus dem Kofferraum" kaufen. Das Angebot des Verkäufers, den Welpen an einen beliebigen Ort zu liefern, kann ein Hinweis auf schlechte Aufzuchtbedingungen sein. Vor dem Kauf das Muttertier und den Wurf ansehen.
  • Ein Preis deutlich unterhalb des üblichen Marktpreises kann auf ein unseriöses Angebot hinweisen.
  • Kein verantwortungsbewusster Züchter oder Händler würde ein krankes Tier verkaufen. Zu auffälligen Krankheitssymptomen, die auch von einem Laien erkannt werden können, zählen allgemeine Schwäche, Augen- und Nasenausfluss, Husten und Lahmheiten.

Immer wieder nahm und nimmt der HTV beschlagnahmte Tiere im Tierheim Süderstraße auf. Dort werden sie aufgepäppelt und vermittelt. Auch das Trio Tony, Sky und Enno gehört dazu; vermutlich auch Jacky, der zwei Tage später in Handtuch und Decke gewickelt gefunden und ins Tierheim gebracht wurde.Alle vier Welpen fanden mithilfe des HTV ein neues Zuhause.

Dunkelziffer beim illegalen Welpenhandel hoch

Trotz aller Einsätze – der Welpenhandel bleibt ein lukratives Geschäft, denn mit schmerzhaften Strafen müssen die skrupellosen Händler nicht rechnen. "Strafbar wird der Handel mit Welpen nur, wenn gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wird", sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Welpen zu früh von der Mutter getrennt werden. Das darf frühestens im Alter von acht Wochen geschehen.

Die Dunkelziffer beim illegalen Welpenhandel ist hoch. Die Polizei wird nicht bei jedem Einsatz des Hundekontrolldienstes hinzugezogen, nur wenn zum Beispiel zu erwarten ist, dass der Händler handgreiflich wird. "Statistisch haben im vergangenen Jahr 13 Straftaten gegen das Tierschutzgesetz registriert, bei denen die Staatsanwaltschaft ermittelte", so Ritterskamp. So gelang der Hamburger Polizei unter anderem im März 2019 in Neugraben und Heimfeld ein Schlag gegen mutmaßliche Hundewelpen-Schwarzhändler.

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Welpen werden mit Drogen kurzzeitig "fit gemacht"

Laut Tierschutzverein werden die Welpen vor dem Verkauf nicht selten mit Drogen kurzzeitig fit gemacht. So erkennen Käufer Krankheiten erst nach einigen Tagen. Der Hamburger Tierschutzverein appelliert eindringlich, keine Tiere online zu kaufen. "Auch nicht aus Mitleid, da das letztendlich die brutale und leidvolle Produktionsmaschinerie der Welpenmafia ankurbelt", so Sina Hanke.

Hinweise auf Tierschutzverstöße nimmt die Tierschutzberatung telefonisch unter 040/21 11 06 25 (montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr) oder per E-Mail unter tierschutzberatung@hamburger-tierschutzverein.de entgegen.