Hamburg. Homeoffice und Kontaktverbot lassen Nachfrage steigen. Kaum noch Welpen zu haben. Was Interessenten beachten sollten.

Zu Hause arbeiten, auf soziale Kontakte verzichten, Abstand halten – die seit Wochen bestehenden Maßnahmen zur Corona-Eindämmung gehen manchen Menschen aufs Gemüt. Doch nicht nur, um Einsamkeit und Langeweile ein Schnippchen zu schlagen, sondern auch, weil sie endlich die Zeit dafür haben, wollen sich viele einen Hund anschaffen. Hamburger Züchter verzeichnen eine deutlich höhere Nachfrage als sonst, Welpen sind kaum noch zu haben. Auch der Hamburger Tierschutzverein hat bereits viele Hunde wegen der hohen Nachfrage abgegeben.

„Ich habe in diesem Jahr sicher dreimal so viele Anfragen wie sonst“, sagt Boxer-Züchterin Gesa Grelck, die derzeit einen Wurf von zehn Boxerwelpen betreut. Bis auf einen Rüden sind alle Hunde schon vergeben – zwei von ihnen an Interessenten, die explizit auf ihre durch Corona veränderten Lebensumstände hingewiesen haben. Hätten sich die anderen Interessenten nicht überwiegend schon im vorigen Jahr gemeldet, wären dies noch mehr gewesen. „Manche, die sehr enttäuscht waren, habe ich an andere Züchter verwiesen. Aber egal, wo man anruft: Die Welpen sind weg.“

Häufig wirkt das Interesse nur halbherzig

Sabine Knapp wird eine der Interessenten, die einen „Corona-Hunde“ bekommen, wie sie selber es nennt. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen Welpen aufzunehmen und einzugewöhnen“, sagt die Hummelsbüttlerin, die schon früher zwei Boxer hatte. Das neue Familienmitglied haben sie bislang nur durch Videos kennengelernt, die Gesa Grelck ihnen geschickt hat. Einige Wochen werden sie noch darauf warten müssen. Sabine Knapp rechnet fest damit, dass sie selbst, ihre Tochter und ihr Mann auch in den kommenden Wochen noch überwiegend im Homeschooling und Homeoffice lernen und arbeiten – und dem Welpen gerade in der wichtigen Anfangsphase viel Zeit widmen können.

Doch was passiert, wenn alle Familienmitglieder in Schulen und Büros zurückgekehrt sind? „Ich lasse mir im Zweifel einen Betreuungsplan erstellen“, sagt Hundezüchterin Grelck, die ihre Welpen bestmöglich umsorgt wissen will. Einer jungen Frau wird sie aus diesem Grund den kleinen Rüden, den diese sich ausgesucht hatte, nicht geben. „Ihre Partnerschaft ist zerbrochen und sie wäre bei der Betreuung auf Freunde angewiesen. Das ist einem jungen Hund nicht zumutbar.“

Weil sie alles sehr genau wissen will, erfährt Gesa Grelck viel über die Familiengeschichten der künftigen Hunde­besitzer. Und so hat sie auch viele, die einen ihrer Welpen haben wollten, abgewiesen: Ihr Interesse wirkte halbherzig und wenig durchdacht.

Ein Interessent bot 5000 Euro

„Manche haben mir sogar deutlich mehr Geld geboten, als ein Welpe bei mir kostet“, so die Züchterin, die pro Hund 1600 Euro nimmt und davon 200 Euro beiseitelegt, um sich an späteren medizinischen Routine-Untersuchungen der Welpen zu beteiligen. Auch der Labrador-Züchterin Sylvia Mnich wurde viel Geld geboten: 5000 Euro wollte ein Interessent für Nala vom Niendorfer Gehege zahlen, eine junge Hündin, die sie bewusst aus dem jüngsten Wurf behalten hatte. „Ich züchte seit 17 Jahren Labradore und kenne das ,Bewerberverhalten’ potenzieller Hundebesitzer inzwischen“, sagt die Niendorferin. Seit ein paar Wochen kämen jedoch so viele Anfragen, dass sie nicht immer wisse, wie ernst es die Bewerber wirklich meinen.

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    „Viele denken leider nicht zu Ende“, sagt auch Beagle-Züchterin Beate Quast aus Finkenwerder, die ebenfalls ein deutlich höheres Interesse als sonst bemerkt. „Ein Welpe ist kein unterhaltsamer Zeitvertreib für Kinder. Er erfordert weit mehr Aufmerksamkeit, als oft gedacht wird.“ Wer sich jetzt einen Hund anschaffe, müsse auch überlegen, wer für ihn sorge, wenn die Zeiten von Homeoffice und Reisebeschränkungen wieder vorbei seien.

    Sorge der Hundezüchter

    Eine Sorge der Hundezüchter ist, dass sich Interessenten, die keinen Zuchthund mehr bekommen, über das Internet an ominöse Züchter wenden. „Die aktuell starke Nachfrage befeuert das Thema ,Wühltischwelpen‘, die im Ausland produziert und hier dann angeboten und verkauft werden“, sagt Gesa Grelck. Sie rät Interessenten, sich unbedingt an einen Züchter zu wenden, der nach den Regeln des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) oder eines anderen Zuchtverbandes züchtet.

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    Auch Sven Fraaß, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins, appelliert an Interessenten, den Internethandel zu meiden: „Dahinter verbirgt sich oft Tierleid und Tierausbeutung.“ Wer einen Welpen haben wolle, sollte auch dessen Eltern kennenlernen – das sei in der Regel bei legitimierten Züchtern der Fall. Noch lieber sehe es der Tierschützer natürlich, wenn Hunde nicht aus der Zucht gekauft, sondern aus dem Tierheim adoptiert würden. Erfreulicherweise hätten das in den letzten Wochen mehr Hamburger als sonst getan. Viele Hunde habe man jedoch an andere Tierheime geben können. Denn auch anderswo sei die Nachfrage gestiegen.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden