Bispingen. Eisenbahnanlage In Bispingen wird am 1. Juli eröffnet. Brüder Braun vom Miniatur Wunderland schauten sich die Freiluft-Attraktion an.

Am Hygienekonzept wird immer noch gefeilt, ehe die Modellbauwelten Bispingen am 1. Juli endgültig eröffnet werden, aber für frische Luft ist auf jeden Fall gesorgt. Die insgesamt 20 Kilometer Gleise verlaufen nämlich unter der Skihalle des Snow Dome und sind damit überdacht, aber eben kein geschlossener Raum. Ein großer Vorzug in Zeiten der Corona-Pandemie, in der sich viele Menschen nicht so gern drinnen aufhalten. Eine Maskenpflicht gibt es nicht, aber die Besucher müssen Abstand halten.

„Was letztes Jahr noch in weiter Ferne lag, wird jetzt Wirklichkeit“, sagte Geschäftsführer Frank Blin erleichtert. „Nach 16 Monaten Bauzeit gehen alle Beteiligten auf dem Zahnfleisch“, aber nun gehe es endlich los, sagte er, ehe er am Donnerstag die neue Touristenattraktion ausgewählten Gästen vorstellte. Vor Beginn der Corona-Pandemie im März hätten 60 Modellbauer an der Fertigstellung gearbeitet, darunter viele Menschen aus Italien, Griechenland und sogar aus Brasilien. Nach dem Shutdown hätten nur noch zehn bis 12 weitergearbeitet. Und auch deshalb musste die ursprünglich für April geplante Eröffnung verschoben werden.

Größte Modellbaueisenbahn der Welt mit der Spurweite G

Mit dem Prädikat „größte Modellbaueisenbahn der Welt mit der Spurweite G“ wirbt Blin. Die Modellbauwelten sind Teil des Berg & Tal Abenteuerresorts an der Autobahn 7 in Bispingen, die Blin gemeinsam mit seinem österreichischen Geschäftspartner Alois Haider betreibt. Auf dem 12 Hektar großen Areal verteilt liegen Indoor- und Outdoor-Abenteuerwelten, der ganzjährig geöffnete Snow Dome, die Automobilen Zeitzeugen, eine Autoaustellung mit Fahrsimulatoren und Carrerabahnen, ein Golf-Par, ein Dreisterne-Superior-Blockhüttendorf und jede Menge Gastronomie. Das Viersterne-Hotel, das im September eröffnet werden soll, wird gerade noch fertiggestellt.

Bispingens Bürgermeister Jens Bülthuis brachte ein Verkehrsschild aus dem Bauhof als Geschenk mit
Bispingens Bürgermeister Jens Bülthuis brachte ein Verkehrsschild aus dem Bauhof als Geschenk mit © Roland Magunia

Die Unternehmer haben in den vergangenen Monaten elf Millionen Euro in das Resort investiert und das erklärte Ziel, die Anlage ganzjährig als Besuchermagneten in der Lüneburger Heide zu etablieren. Denn der Snow Dome ziehe im Sommer zu wenig Besucher an, sagt Blin. Daher die Idee mit der Modelleisenbahn als Sommerangebot.

Auf 12.000 Quadratmetern fahren 500 Züge

„In den Modellbauwelten ist alles so weit fertig, es fehlen nur noch Kleinigkeiten.“, sagt Frank Blin. Auf einem Areal von 12.000 Quadratmetern fahren 500 Züge durch unterschiedliche Themenwelten wie die Alpen, den Himalaya, Italien, Tansania, England und Schottland, Kanada, Island, Indien und Ägypten. Wer Detailverliebtheit wie im Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt erwartet, könnte enttäuscht sein. Denn natürlich sind die Größen der Häuser und Figuren den Loks und Zügen angepasst. Die Lokomotiven sind bis zu eineinhalb Meter lang und 60 Kilo schwer, die Züge bis zu 30 Meter lang. Eine Modelleisenbahn im XXL-Format eben.

Gerrit Braun, mit seinem Bruder Frederik Gründer des Miniatur Wunderlands, war Blins Einladung ebenfalls gefolgt. „Mein Bruder kommt später auch noch“, sagte Gerrit Braun. Er und Blin waren sich vorher noch nie persönlich begegnet, einigten sich aber gleich auf das Du. Die beiden Unternehmer spazierten gemeinsam über das Gelände.

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„Wir fahren erst seit zwei Tagen“, erklärte Blin seinem speziellen Gast. Und manchmal liege noch Staub auf den Schienen, mit dem Ergebnis, dass die Züge dann streiken. Der typische Vorführeffekt eben. An den beiden Außenseiten des Areals, wo Wind und Regen auch mal ganz kräftig in die Anlage reinpfeifen können, bilden echte Pflanzen die Kulisse, denn die Witterung setzt ihnen weniger zu. Blin hat sich für den sogenannten Garten-Maßstab 1:22,5, die sogenannte Spurweite G entschieden. Das sei rund dreimal größer als die „klassische“ Spurweite H0.

Gerrit Braun: "Die Anlagen sind nicht vergleichbar"

„Es ist eine völlig unterschiedliche Faszination“, beschrieb Gerrit Braun seinen ersten Eindruck, „es hat beides seinen Reiz.“ Die Anlagen seien überhaupt nicht vergleichbar. Die Braun-Brüder hatten sich im vergangenen Sommer noch einmal ihrer Spitzenposition versichert und den Weltrekordtitel für die „maßstabsübergreifend größte Modellbahnanlage der Welt“ verliehen bekommen. Sie haben zwar ein etwas kleineres Streckennetz (knapp 16 Kilometer), aber deutlich mehr Züge, etwa 1100. Persönlich sei ihm der Weltrekord nicht so wichtig, sagte Gerrit Braun, aber um international als Rekordhalter im Gespräch zu bleiben, bedeute es doch sehr viel. Denn das sorge für anhaltendes Interesse. Und davon profitiere auch die Stadt Hamburg enorm.

In den Modellbauwelten in Bispingen gibt es keine Maskenpflicht, aber die Besucher müssen Abstand halten.
In den Modellbauwelten in Bispingen gibt es keine Maskenpflicht, aber die Besucher müssen Abstand halten. © Roland Magunia

Für die Region um Bispingen ist die neue Attraktion ebenfalls von Bedeutung. Jens Bülthuis, Bispingens Bürgermeister, brachte Frank Blin ein nagelneues Verkehrsschild, das einen herannahenden Zug zeigt, mit. Wenn Blin Bedarf an alten Andreaskreuzen habe, müsse er nur Bescheid sagen, sagte der Bürgermeister. Das Mitbringsel der Unter- nehmensgruppe Willke, die auf Gleisbau spezialisiert ist, fiel etwas größer aus. Sie stellte „Emma“, eine fast sieben Meter lange und 24 Tonnen schwere etwa 60 Jahre alte Rangierlok bereit. „Sie war bei uns vorher auf dem Betriebsgelände im Einsatz“, sagte Niklas Willke. Emma hat nun am Eingangsbereich der Modellbauwelten einen dauerhaften Platz gefunden.

„Wir können es kaum abwarten, endlich offiziell öffnen zu dürfen und freuen uns riesig auf die Reaktionen unserer Gäste“, sagte Frank Blin. Er hofft für diesen Sommer auf mindestens 100.000 Besucher im Abenteuerresort.

Der Eintritt in die Modellbauwelten (ab dem 1. Juli) kostet für Erwachsene 15 Euro, für Kinder (3 bis 12 Jahre) 7,50 Euro. Geöffnet: Mo–Fr 11–21 Uhr, Sa/So 9–21 Uhr. Weitere Infos www.abenteuer-resort.de, Horstfeldweg 9, 29646 Bispingen