Hamburg. Auch in Planung: Ort für Konzerte, Hotel und Sporthalle – der FC St. Pauli mietet die Fläche allerdings nicht mehr an.
Es zählt zu den ambitioniertesten Bauvorhaben der Stadt: die Aufstockung und Begrünung des früheren Flakbunkers an der Feldstraße. Die Visualisierungen zeigen eine fast dschungelartige Bepflanzung, einen monumentalen Dachgarten, wie es ihn noch nicht gegeben hat. Und so wandern die Blicke der Passanten an der Feldstraße derzeit immer wieder neugierig nach oben. Doch da oben ist außer Baustelle bisher noch wenig zu sehen.
Die zuständige Immobilienverwaltung EHP bestätigt, dass es nicht immer ganz so schnell vorangeht wie geplant: „Das Wetter, insbesondere der zuletzt häufig starke Wind, stellt uns vor Herausforderungen“, sagt Sprecher Frank Schulze.
Er verweist darauf, dass vor dem eigentlichen Beginn der Aufstockung zunächst eine nicht absehbare und von der Stadt Hamburg als Eigentümerin angeordnete Betonsanierung anstand. „Diese dauert wegen diverser unvorhersehbarer Komplikationen noch an. Trotz allem halten wir aber weiterhin wie geplant an der Fertigstellung 2021 fest“, so Schulze weiter.
Flakbunker an der Feldstraße ist auch Gedenkort
Und auch das Bürgerbeteiligungsprojekt Hilldegarden, das für die gemeinschaftliche Nutzung und Gestaltung zuständig ist, zeigt sich zufrieden: „Wir werden ziemlich genau die Quadratmeterzahl bekommen, die uns zugesichert wurde“, sagt Vorstandssprecherin Urte Ußling. Der gemeinnützige Verein mit 80 aktiven Mitgliedern plant neben einer Gemeinschaftsküche und Kunstgalerie auch einen Informations- und Gedenkort, der die Geschichte des Bunkers auch in seiner Ambivalenz aufarbeiten soll.
„Der Bunker war schließlich nicht nur ein Schutzort. Von oben wurde auch geschossen“, so Ußling weiter. Ursprünglich sollte der Gedenkort an der historischen Radarstellung auf dem „Level 0“, also auf der Ebene zwischen jetzigen Dachabschluss und der ersten Ebene des neuen Aufbaus, entstehen. „Doch bei den Entkernungsarbeiten stellte sich heraus, dass von den geplanten circa 170 Quadratmetern nur etwa 33 Quadratmeter stehend zugänglich sind“, so Ußling weiter.
Gedenkort wird zweigeteilt – Bürgerbeteiligungsprojekt Hilldegarden zufrieden
„In den vergangenen Monaten mussten wir also wieder neu verhandeln. Nun steht fest, dass der Gedenkort zweigeteilt wird. Der kleinere Teil wird an dem ursprünglich geplanten Ort umgesetzt, weitere 120 Quadratmeter entstehen im fünften Obergeschoss des Bestandsbaus.“ Für die inhaltliche Gestaltung arbeitet Hilldegarden mit den gwf-Ausstellungen zusammen, welche bereits die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gestaltetet haben.
Eine Lösung, mit der Hilldegarden zufrieden ist. Die besagte Fläche im fünften Obergeschoss nutzt der Verein schon seit einiger Zeit als Vereinssitz, als Ort zum Austausch mit Interessieren und auch, um schon mal zu „üben“. „Wir haben schon begonnen, die Räumlichkeiten so zu nutzen, wie wir es später auch im Neubau machen wollen. 16 Ausstellungen haben hier bereits stattgefunden, und mit jeder lernen wir dazu“, so Ußling weiter. Grundsätzlich würde das Projekt längst nicht mehr so kritisch gesehen werden wie am Anfang.
Massive Kritik aus Anwohnerschaft und Zerwürfnis mit Investor
„Je näher es rückt, desto sichtbarer wird auch, dass das kein Luftschloss ist, sondern dass wir jetzt wirklich anfangen können, im Detail zu planen“, sagt Paul Jossa, Kassenwart bei Hilldegarden. „Inzwischen kommen zu den offenen Treffen auch Menschen, die wir hier noch nie gesehen haben und die ihre Ideen jetzt einbringen wollen.“
Dass das Projekt nun auf einem guten Weg zur Fertigstellung ist, war lange ungewiss. Zunächst lag einfach kein Segen auf dem Vorhaben: Neben massiver Kritik aus der Anwohnerschaft kam es 2017 zu einem Zerwürfnis zwischen Investor Thomas Matzen und dem damaligen Planungsbüro. Der Fall landete vor Gericht und wurde mit einem Vergleich beigelegt.
FC St. Pauli sprang ab, jetzt soll Gymnasium die Sporthalle nutzen
Auch nach dem Rechtsstreit wollte vieles einfach nicht rund laufen: Der FC St. Pauli, der Interesse bekundet hatte, die geplante Sporthalle zu nutzen, sprang wieder ab, später folgten Schlagzeilen, nach denen ein Luxushotel in den Bunker einziehen würde. Zuletzt sorgte dann ein Wasserschaden für Ärger. Das meiste hat sich nun geklärt.
Der Wasserschaden soll weitestgehend behoben sein, statt Luxushotel zieht – wie berichtet – die NH Hotel Gruppe ein, und laut EHP-Angaben wird das Struensee-Gymnasium die Halle für den Schulsport nutzen. „An 38 Tagen im Jahr werden außerdem Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden“, ergänzt Paul Jossa von Hilldegarden. Den Betrieb werde unter anderem der Chef des Clubs Uebel und Gefährlich übernehmen, der ebenfalls im Bunker ansässig ist.
4700 Pflanzen für grünen Bunker an der Feldstraße gepflanzt
Bis es so weit ist, gibt es allerdings noch viel zu tun. „Aktuell wird das Bunkerdach eingeschalt. Im nächsten Schritt wird dann das erste Level der Aufstockung betoniert. Das wird in den nächsten Wochen passieren“, so Sprecher Frank Schulze.
Während an der Feldstraße also erst mal noch gebaut wird, wachsen rund 20 Kilometer entfernt rund 4700 Pflanzen in der Baumschule von Ehren heran, die den Bunker einmal begrünen sollen. Darunter unter anderem Feldahorn, Weißer Winterglockenapfel und Strauch-Waldkiefer, dazu Großsträucher bis zu sechs Metern Höhe, Kletterpflanzen, Hecken, Rosen und überhängende Gehölze.
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Mit der Fertigstellung soll der Bunker laut Frank Schulze übrigens tatsächlich schon annähernd so grün wie in der Visualisierung sein. „Die Bäume, Gehölze und Sträucher haben bereits jetzt eine beeindruckende Größe. Und natürlich werden sie an ihrem neuen Standort noch mal höher und breiter.“ Und was ist im Winter? „Auch da wird der Bunker grün sein, da es sich zu einem Großteil um immergrüne Pflanzen handelt. Denn auch im Winter müssen von der gesamten Begrünung ca. 80 Prozent grün sein“, ergänzt Urte Ußling von Hilldegarden.