Hamburg. Für 55 Millionen Euro entsteht der Alster-Bille-Elbe-Grünzug. Geplant sind auch eine Brücke und ein Tunnel – doch der ist knifflig.
Hamburg rühmt sich bereits, eine „grüne Stadt am Wasser“ zu sein. Tatsächlich ist die Bebauung in der Hansestadt weniger dicht und dafür der Grünanteil höher als in vielen anderen Metropolen. Damit das trotz des Wachstums der Einwohnerzahl und des damit verbundenen Drucks, neue Wohnungen und Arbeitsplätze zu schaffen, so bleibt, hat der rot-grüne Senat jetzt ein spektakuläres Projekt beschlossen: Zwischen Alster und Elbe soll für 55 Millionen Euro ein vier Kilometer langer Park entstehen.
Der „Alster-Bille-Elbe-Grünzug“, so der Arbeitstitel, soll vom Ostufer der Außenalster über den Lohmühlenpark in St. Georg bis zum Anckelmannplatz am Berliner Tor führen. Weiter geht es von dort entlang des Hochwasserbassins in Hammerbrook, über eine neue Brücke über die Bille hinweg nach Rothenburgsort, wo der Grünzug schließlich in den Elbpark Entenwerder mündet.
Attraktive Verbindung zwischen Alster und Elbe
„Hamburg bekommt eine neue grüne Magistrale“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) bei der Vorstellung der Pläne im Rathaus. „Unsere Planungen widmen sich dabei einer eher rauen und verdichteten Stadtlage, der bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das ändern wir jetzt und schaffen mit dem Alster-Bille-Elbe-Grünzug erstmals eine attraktive Verbindung zwischen Alster und Elbe in citynaher Lage.“
Insgesamt gehe es um eine Fläche von 19 Hektar, von denen elf bereits mehr oder weniger „grün“ seien, so Kerstan. Nun gehe es darum, diese Inseln miteinander zu verbinden und ein durchgehendes grünes Band zu schaffen – und das erfordert erheblichen Aufwand. So soll der Lohmühlenpark mit dem Grünzug an der Außenalster verbunden werden, es sollen neue Bäume gepflanzt werden und eine Promenade entstehen – allein dafür sind acht Millionen Euro eingeplant.
Herzstück wird ein Grünzug in Hammerbrook
„Herzstück“ des langgezogenen Parks, so Kerstan, solle der Grünzug entlang des Kanals in Hammerbrook mit dem schlichten Namen „Hochwasserbassin“ sein. Unter anderem muss dafür ein Recyclinghof der Stadtreinigung weichen – der Abriss läuft bereits. Die Arbeiten an diesem Teil des Parks, in die rund 11,5 Millionen Euro fließen, gelten auch als Startpunkt des Projekts, das Schritt für Schritt realisiert werden soll.
Auf einen Fertigstellungstermin wollte sich die Umweltbehörde noch nicht festlegen. Das liegt auch an bei den kniffligen Punkten im weiteren Verlauf: So soll über die Bille hinweg eine komplett neue Brücke errichtet werden, die ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sein soll – ebenfalls ein Millionenprojekt. Und in Rothenburgs-ort stößt der Grünzug an den Bahndamm der Güterumgehungsbahn – den Kerstan am liebsten untertunneln wurde. Dieser geplante „Durchstich“ sei „mit Sicherheit die größte Herausforderung“, so der Umweltsenator. Eine Machbarkeitsstudie solle jetzt zunächst klären, inwiefern so ein Tunnel technisch machbar ist. Rund zehn Millionen Euro sind dafür aber schon grob eingeplant.
Anwohner in Planung des Alster-Elbe-Bille-Grünzugs eingebunden
Kerstan verwies darauf, dass im Zuge des Konzepts „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ in der östlichen HafenCity, in Hammerbrook und in Rothenburgsort gut 8000 Wohnungen gebaut werden. Das solle nicht zulasten des Grüns in der Stadt gehen, sondern im Gegenteil sollten neue Grünanlagen für die Anwohner immer von Anfang „mitgedacht“ werden. Auch in die Planung des Alster-Elbe-Bille-Grünzugs seien die Anwohner mit eingebunden – unter anderem über die Arbeitsgemeinschaft „HALLO:Parks“, die für den ehemaligen Recyclinghof bereits Nutzungs- und Gestaltungsideen entwickelt. Auch in diesem Jahr werde es „einen bunten Projektmix aus Urban Gardening, Off-Kultur und Street-Kulinarik“ geben, so die Umweltbehörde.
Es komme nicht so oft vor, dass eine Stadt in ihrem Zentrum einen neuen Park anlege und dafür 55 Millionen Euro zur Verfügung stelle, sagte Kerstan mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Während Grüne und SPD drei Wochen vor der Wahl derzeit mehr als Konkurrenten denn als Regierungspartner auftreten, gab es in diesem Fall auch aus dem Lager der Sozialdemokraten Zustimmung: „Der Senat steht zu seinem Wort: Wo Wohnungen und Arbeitsplätze im großen Stil geschaffen werden, finden zugleich auch neue Grünanlagen ihren Platz“, sagte Monika Schaal, umweltpolitische Sprecherin der SPD. „Am Alster-Bille-Elbe-Grünzug bricht Rot-Grün alte Versiegelungen auf und macht bisher unzugängliche Wasserlagen erlebbar. So wird der neue Grünzug zu einem echten Juwel unserer Stadtnatur“, so Schaal. „Ich bin sicher, dass gerade der Zugang zum Wasser der neuen ‚Magistrale für die Stadtnatur‘ einen besonderen Charme verleihen wird.“