Hamburg. Stadt musste einen Teil des Grundstücks auf St. Pauli erwerben. Wohnungsmiete soll bei 7 Euro liegen, die weiteren Details.

Jahre des Wartens und acht Ausschreibungen sind ins Land gegangen, jetzt gibt es endlich eine Lösung für den Bau des Paloma-Viertels. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) verkündete am Donnerstag, der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) und die Bayerische Hausbau hätten sich über den Erwerb des Baufelds 5 am Spielbudenplatz geeinigt. Geplanter Baubeginn: Anfang 2021.

„Diese Planung ist für St. Pauli, dafür, wie wir soziale Stadtentwicklung in unserer Stadt gewährleisten wollen, so wichtig, dass wir nicht wollten, dass es scheitert“, sagte Dressel in seiner Erklärung. Deshalb habe man sich entschieden den LIG mit den Verhandlungen über einen Kauf zu beauftragen, die jetzt auch erfolgreich waren.

„Es soll das fertige Haus angekauft werden, damit gibt es dann die Möglichkeit geförderten, bezahlbaren Wohnraum zu beziehen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Das Paloma-Viertel solle mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern und den sozialen und kulturellen Angeboten zu einem lebendigen Treffpunkt mitten in diesem quirligen Quartier werden.

Das ist der Plan für das Paloma-Viertel

Den Bau des Gebäudes übernimmt die Bayerische Hausbau, die das Areal 2009 gekauft hatte. Die Kosten dafür wurden noch nicht beziffert. Am Ende der etwa vierjährigen Bauzeit soll das Paloma-Viertel über knapp 200 Wohnungen, Gewerbeflächen und Kulturangebote verfügen. 2013 waren die Esso-Häuser auf dem Grundstück wegen Einsturzgefahr geräumt worden, im Jahr darauf wurden die Gebäude abgerissen.

Die Simulation zeigt die bisherigen Pläne für das Paloma-Viertel.
Die Simulation zeigt die bisherigen Pläne für das Paloma-Viertel. © Bayerische Hausbau | blaetter-luehrsch

Nach langen Protesten einigten sich Stadt und Bayerische Hausbau schließlich darauf, bei der Planung mit der PlanBude zusammenzuarbeiten – dem Büro, das bereits das Projekt Park Fiction organisiert hat. Nach Bürgerbefragungen, bei denen die ehemaligen Bewohner des Esso-Hauses und Gewerbetreibende besonders befragt wurden, hatte die PlanBude über 2300 Anregungen erhalten und ein Konzept erarbeitet und vorgestellt.

Entstehen soll ein gemischtes Areal, inklusive einem Hotel mit 150 Zimmern, Läden, einem großen Supermarkt und Kulturangeboten. Außerdem wurde entschieden, dass 40 Prozent des Wohnraums öffentlich gefördert werden, 40 Prozent frei finanziert und die verbleibenden 20 durch Baugemeinschaften genutzt werden sollten. Für Baugemeinschaften war Baufeld 5 vorgesehen, doch selbst nach acht Ausschreibungen fand sich keine, die die finanzielle Herausforderung des Projekts annehmen wollte. Weil dem Projekt deshalb das Ende drohte, schaltete die Stadt den LIG ein.

Paloma-Viertel stand auf der Kippe

Seit Jahren eine Brache: Hier standen früher die Esso-Hochhäuser.
Seit Jahren eine Brache: Hier standen früher die Esso-Hochhäuser. © HA | Roland Magunia

Die Verhandlungen waren nach Angaben der Beteiligten nicht immer einfach, doch schließlich hätten sich beide Seiten geeinigt. Thomas Schuster, der Geschäftsführer des LIG, sagt dazu: „Die Stadt hat sich bewegt, die Bayerische hat sich bewegt und am Ende ist es ein Erfolg.“ Solche Maßnahmen sollten aber die Ausnahme bleiben, wie sowohl Stapelfeldt als auch Dressel betonten.

Außerdem ist vorgesehen, dass das Gelände Teil des kulturellen Lebens des Stadtteils wird. „In diesem Nachbarschaftscluster sollen die Menschen, die in der Umgebung wohnen dazukommen, sich treffen und austauschen können.“, sagte Stapelfeldt.

Zu diesem Cluster gehört der Plan für eine Nachbarschaftskantine, Studioräume für Musikproduktion und soziale Einrichtungen. Auf dem Dach der Gebäude sollen Ballsportfelder, eine Skateboardanlage sowie Kletterwände errichtet werden.

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Baubeginn im Paloma-Viertel für 2021 geplant

Der Baubeginn liegt trotz der Einigung erst im nächsten Jahr, weil zuvor noch das Baugenehmigungsverfahren abgeschlossen werden muss, weitere Planungen seien auch noch nötig, sagte Bodo Hafke, Baudezernet im Bezirk Mitte. Diese könnten erst jetzt durchgeführt werden, da Besitzverhältnisse und Finanzierung des Projekts sicher seien.

Auch die Einigung mit einem Nachbarn steht noch aus, es muss eine Lösung für die Lärmbelastung gefunden werden. Diese könnte besonders für das Operettenhaus ein Grund zur Besorgnis sein. Hier zeigt sich die Stadt aber optimistisch, dass schnell eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden wird.

Wohnungen für 7 Euro pro Quadratmeter

Dressel betonte, dass die Stadt den Kauf nur tätige, weil er sich auch rechne. Die Wohnkosten sollen mit 7 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter niedrig sein, dennoch soll es sich über die 30 Jahre, die die Stadt das Gebäude mindestens behalten will, rechnen. Diese Art der Einigung solle aber nicht Modell werden, sagte Dressel. Ein Eingreifen der Stadt solle die Ultima Ratio bleiben, Projekte sollten so geplant werden, dass sie auch ohne Eingriff der Stadt finanzierbar sind.

Die Opposition hat Zweifel. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Jörg Hamann, sagt: „Es bleibt zu konstatieren, dass der rot-grüne Senat nur eine Lösung zu kennen scheint: Der Steuerzahler zahlt – und damit der Normalverdiener!“