Hamburg. Zum 1. Januar fielen 95 der 120 neuen U-Bahnen aus. Es fahren Kurzzüge mit Verspätungen. Und: Automat druckt Ticket für 2040.
Die Hamburger Hochbahn hat Probleme mit dem Jahreswechsel von 2019 auf 2020: 95 der insgesamt 120 neuen DT5-Fahrzeuge sind ausgefallen. Die Hochbahn bestätigte eine entsprechende Anfrage von Abendblatt.de und erklärte, es sei "ein Fehler aufgetreten, der die Fahrzeuge nach dem Wenden nicht mehr starten ließ". Deshalb müsse für die DT5-U-Bahnen ein Update der Software vorgenommen werden.
Ein Informant hatte zuvor mitgeteilt, dass die Züge das neue Datum zum Jahreswechsel nicht vertragen hätten. Laut Hochbahn mussten kurzzeitig sogar alle DT5-Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden. Mittlerweile sind 25 Triebwagen wieder flott. Bis zur Behebung des Fehlers auch an den 95 noch stehenden Triebwagen fahren laut Hochbahn jetzt überwiegend Züge des Typs DT4 sowie Verstärker der DT3-Reihe.
Hochbahn setzt nun Kurzzüge bei der U-Bahn ein
Unklar blieb, ob es insbesondere auf der Linie U3 zu größeren Verspätungen oder Zugausfällen kam. Laut Hochbahn konnte "der Takt gehalten werden", Fahrgäste hatten andere Erfahrungen gemacht.
Die U3 konnte demnach seit dem 1. Januar den 5-Minuten-Takt zwischen 12 und 20 Uhr nicht gewährleisten. Aufgrund der Panne setzt die Hochbahn auch auf anderen Linien verstärkt Kurzzüge ein. Erklärende Durchsagen zu den Zugausfällen hat es nicht gegeben. Laut Hochbahn war dies nicht nötig, da die "vereinzelten" Verspätungen "vertretbar" gewesen seien.
Während Fahrgäste auch übervolle Waggons beklagten, erklärte die Hochbahn, dass sich der Einsatz von Kurzzügen "aufgrund des geringen Fahrgastaufkommens problemlos" gestalte. Am Wochenende sollen die ausgefallenen DT5-Triebwagen sämtlich wieder einsatzfähig sein.
Heftige Kritik von CDU und FDP wegen U-Bahn-Panne
„Auch wenn sich die jüngste Betriebsstörung künftig hoffentlich nicht wiederholt, zeigen die massiven Zugausfälle der neuesten Baureihe und die erneuten Verzögerungen gleich zu Jahresbeginn, dass SPD und Grüne in Sachen Pünktlichkeitsoffensive und höhere Taktfrequenzen bei Bus und Bahn Ankündigungsweltmeister sind“, sagte der CDU-Fraktionsvize in der Bürgerschaft, Dennis Thering. „An der Umsetzung scheitert es dann. Es wird Zeit, dass Mobilität in Hamburg neu ausgerichtet und die von Verspätungen und Stau geplagten Hamburger endlich entlastet werden.“
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Ewald Aukes: „Einmal mehr rächt sich, dass der rot-grüne Senat sich in der Verkehrspolitik zu stark mit den Plänen von morgen und übermorgen befasst und dabei die Probleme von heute vernachlässigt. Unsere Stadt braucht keine grüne Ideologie und nicht einlösbare Zukunftsvisionen, sondern krisenfeste Verkehrssysteme und eine transparente Informationspolitik. Es ist unerklärlich, dass sämtliche 120 neuen DT5-Triebwagen aufgrund eines Updates ausfallen und die Hochbahn dies nur auf Nachfrage einräumt. Der Senat muss sich endlich um eine bedarfsgerechte Verkehrspolitik kümmern, die den Bürgern eine krisenfeste Mobilität bietet und Funktionsstörungen unmittelbar kommuniziert. Denn eine transparente Informationspolitik hilft den Bürgerinnen und Bürgern bei der Planung ihrer Verkehrswege und schafft Vertrauen bei den Fahrgästen.“
U-Bahn-Probleme: SPD und Grüne beschwichtigen
Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Es kann passieren, dass ein Software-Update nicht einwandfrei funktioniert. Das ist ärgerlich, aber eine einmalige Panne, die überall auftreten kann. Bisher sind die neuen Triebwagen zuverlässig gefahren. Zum Glück sind in Hamburg noch Ferien, die U-Bahnen also nicht so voll. Im Übrigen verfolgen wir bei der Hochbahn eine langfristige Strategie, so dass beim Fahrzeugbestand immer Reserven vorhanden sind.“
Dorothee Martin, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Natürlich ist es ärgerlich, wenn Züge durch einen Softwarefehler auf dem Abstellgleis landen. Doch dies lässt sich in der Regel schnell beheben. Die Hochbahn hat angekündigt, mit Hochdruck an einer Lösung zu arbeiten und ich sehe keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln. Die Hamburger Hochbahn steht wie kein anderes Unternehmen für Qualität im ÖPNV. Daran wird auch ein einmaliger Softwarefehler zum Jahreswechsel nichts ändern.“
Wissenswertes über die U3 der Hamburger Hochbahn:
- Die Linie U3 umfasst 25 Stationen, Barmbek wird dabei zweimal angefahren
- Sie führt als Ringlinie durch das Zentrum von Hamburg
- Die Strecke hat eine Länge von knapp 20,7 Kilometern und die komplette Fahrt dauert zwischen 44 und 45 Minuten
- Die Kennfarbe der U3-Linie ist Gelb
- Die U-Bahn-Linie wurde 1912 eröffnet
Rückschlag für "Hamburg-Takt" und den Weltkongress
Die Panne ist ein Rückschlag für den sogenannten "Hamburg-Takt", den der Senat angekündigt hat. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember hatte er die zweite Stufe seiner "Angebotsoffensive" gestartet, die bis Ende 2020 umgesetzt werden soll.
So sollen U-Bahnen und wichtige Metrobusse in kürzeren Takten verkehren, zusätzliche Buslinien werden eingerichtet., darunter Expressbusse für eine schnellere Verbindung in die Innenstadt und Quartiersbusse, die Stadtteile in den Außenbezirken erschließen sollen. Im Jahr 2020 sollen 210 neue Stellen geschaffen werden, auch im IT-Bereich.
Eigentlich wollte Hamburg mit seinem ÖPNV jetzt international glänzen. Denn im Oktober 2021 ist die Hansestadt Ausrichter des ITS-Weltkongresses. Das Treffen der Experten dient dem Austausch über Intelligent Transport Systems (ITS) und präsentiert innovative Verkehrskonzepte auch für den Personennahverkehr.
2017 hatte sich die Stadt mit einigen Anstrengungen gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt und den Kongress nach Hamburg geholt. Nicht zuletzt, um im Vorfeld des Experten-Kongresses Rückenwind für die Verkehrswende zu bekommen.
DT5-Züge der U-Bahn sind komfortabel und umweltfreundlich
Das Besondere am DT5-Zug: Das Fahrzeug läuft ruhig und die Akustik im Inneren ist angenehm leise. Außerdem sind die Wagen moderner gestaltet, sie sind miteinander verbunden und klimatisiert. Ein Clou in den Bahnen: Es gibt eingebaute USB-Ladebuchsen und ein Infotainmentsystem.
Das DT steht für "Doppeltriebwagen", jedes der 40 Meter langen dreitteiligen Fahrzeuge bietet 96 Sitz-, 240 Steh- und zwei Rollstuhlplätze. Die DT5-Züge, so die Hamburger Hochbahn, seien besonders umweltfreundlich. Sie bestehen zu 95 Prozent aus recyclingfähigem Material, statt einer Lackierung sind die Triebwagen zum Wetterschutz außen mit Edelstahl beplankt.
Weitere Panne: Automat vergibt Fahrschein für das Jahr 2040
Ein Fahrgast hat dem Abendblatt seinen weit voraus eilenden Fahrschein für eine Busfahrt am Neujahrstag geschickt: Das Ticket war nicht für den 1. Januar 2020 sondern für den 1. Januar 2040 ausgestellt. Der Automat hatte sich um ein paar Jahre vertan.
"Schade", schrieb der Hamburger dem Abendblatt, "es wäre schön gewesen, wäre der Fahrschien nicht für den 1. Januar 2040, sondern bis zum 1. Januar 2040 gültig gewesen." Nach Lage der Dinge ist der Fahrgast deshalb wohl mit einem ungültigen Fahrschein schwarz unterwegs gewesen.