Hamburg. In einem eindringlichen Brief fordert Magdalena Benjamin Stefan Heße dazu auf, die katholischen Schulen zu retten.
Uns erreichte dieser eindringliche Brief einer ehemaligen Schülerin, in dem sie Erzbischof Stefan Heße mahnt, die Schließung der katholischen Schulen zu überdenken.
Sehr geehrter Herr Erzbischof,
ich bin Magdalena Benjamin (18) und eine ehemalige Schülerin des Niels-Stensen-Gymnasiums in Harburg. Eine der katholischen Schulen, die geschlossen werden sollen. Meine Eltern, aramäische Christen, wuchsen in der Türkei auf, in der sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Christentum und ihrer Muttersprache unterdrückt wurden. Das so Traurige an der Flucht der Christen aus dem Orient ist, dass dieser den Ursprung des Christentums darstellt. Aramäisch ist die Sprache Jesu. In diesen Ländern: in Syrien, im Irak, der Türkei und vielen Teilen Afrikas werden Kirchen enteignet bzw. zerstört. Und hier in Deutschland, in einem christlich geprägten Land, sollen katholische Schulen und damit Kirchen einfach geschlossen, zerstört werden und das nicht von Fremden, nicht von Religionsgegnern oder Ähnlichen, sondern von der höchsten katholischen Macht in Hamburg, dem Erzbistum?
Dabei liegt es doch gerade in unserer christlichen Verantwortung, in der Verantwortung eines Erzbistums, diesen Menschen zumindest einen Raum für unseren gemeinsamen Glauben zu gewährleisten. Der Glaube, auf dessen Werten das Grundgesetz verfasst wurde und der liebe und friedvolle Menschen hervorbringt. In diesem Zusammenhang würde eine ehemalige Mitschülerin von mir ihre Geschichte gerne teilen: „Mein Name ist Sandy (Alqas Botros (20)). Ich komme aus dem Irak und bin 2015 nach Deutschland geflüchtet. Am Anfang hatte ich wie jeder andere Geflüchtete Schwierigkeiten, mich zu integrieren. Mir war von Anfang an klar, ich wollte Abitur machen und dann studieren. Doch nach anderthalb Jahren war jeder Versuch, meine Zeugnisse bei der Schulbehörde anerkennen zu lassen, gescheitert. Die katholische Schule war die erste, die mich nicht ablehnte, sondern mich kennenlernen wollte.
Sie gab mir eine Chance! Diese Chance zu haben ist besser als keine, das war mein Gedanke, mit dem ich jeden Tag die drei Stunden Schulweg aus Poppenbüttel verbracht habe. Die Lehrer waren von Anfang an sehr nett, ich habe sehr viel Aufmerksamkeit bekommen und sowohl schulische als auch psychische Unterstützung. Was für mich als geflüchtete Christin das Niels-Stensen-Gymnasium auszeichnet, ist das Gefühl, willkommen zu sein und dass ich meinen Glauben weiter ausüben kann mit SchülernInnen, die mit mir den Glauben teilen und leben.“
Lieber Erzbischof, wir bitten nicht um viel. Wir bitten darum, dass Sie aufwachen. Heute beginnt und findet der Großteil des katholischen Lebens in katholischen Schulen statt. Mit der geplanten Schließung aller weiterführenden katholischen Schulen in Harburg werden die SchülerInnen (spätestens) nach der Grundschule aus diesem Leben gerissen. Bitte schließen Sie nicht die Tür zu Gottes Wort! Bitte vertreiben Sie nicht Ihren eigenen Nachwuchs! Bitte machen Sie sich bewusst, dass diese katholischen Schulen so viel mehr bedeuten als Schule für viele Menschen – sie leisten einen starken Beitrag zur Integration, bilden überdurchschnittlich gute SchülerInnen aus, vermitteln christliche Werte; sie halten die Werte und Traditionen am Leben, die unser Land stark machen.
Lassen Sie uns die katholischen Schulen in Harburg erhalten, lieber Herr Erzbischof! Nehmen Sie die Schulschließungen zurück! Die katholischen Schulen sind die Zukunft des Erzbistums, es liegt in Ihrer Hand. Sprechen Sie mit uns, bieten Sie endlich eine Lösung an.