Hamburg. Rückschlag: Die Sophienschule in Barmbek wird nicht erweitert. Das Erzbistum plant eine deutliche Erhöhung des Schulgeldes.

Erneuter Rückschlag für die katholischen Schulen: Der Plan, die Sophienschule in Barmbek um einen Stadtteilschulzweig zu erweitern, ist endgültig vom Tisch. Ob am Standort an der Elsastraße die bestehende Grundschule erhalten werden kann, ist weiterhin offen. Aus finanziellen Gründen hatte das Erzbistum Hamburg bereits sechs der 21 katholischen Schulen geschlossen. Diese Schulen dürfen keine neuen Schüler mehr aufnehmen.

Für die Sophienschule und die Katholische Schule Harburg soll sich bis Anfang 2020 entscheiden, ob sie weiterbetrieben oder auch geschlossen werden. Rund 80 Schülerinnen und Schüler aus Harburg zogen am gestrigen Dienstag vom Hauptbahnhof zum Rathausmarkt, um für den Erhalt ihrer Schule zu kämpfen und um Sponsoren zu werben. Das Erzbistum unterstützt die Solidaritäts- und Spendenaktion und sucht seinerseits externe Kooperationspartner für den Weiterbetrieb beider Standorte.

Sechs katholische Schulen werden bereits geschlossen

Lehrer, Eltern und Schüler hatten an die zunächst ins Kalkül gezogene Erweiterung der Sophienschule große Hoffnungen geknüpft. Da mit der Franz-von-Assisi-Schule in Barmbek und der Domschule in St. Georg bereits zwei katholische Stadtteilschulen schließen, dürfte es Bedarf für ein solches Angebot in Citynähe geben. Allerdings hätte für die Erweiterung der Grundschule ein benachbartes städtisches Grundstück einbezogen und auf der Fläche ein Neubau errichtet werden müssen. Das Erzbistum hatte die Kosten für Sanierung oder Neubau der Grundschule sowie den Erweiterungsbau mit rund 25 Millionen Euro angegeben.

Schon jetzt ist offensichtlich absehbar, dass diese Summe auch mithilfe externer Kooperationspartner oder Sponsoren nicht aufzubringen ist. „Die große Lösung für Barmbek ist vom Tisch“, bestätigte Bistumssprecher Manfred Nielen dem Abendblatt. „Mit großer Enttäuschung müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Generalvikar Ansgar Thim der Sophienschule mitgeteilt hat, dass von einem Ausbau der Schule abgesehen wird“, heißt es in einer Erklärung der Gesamtelternvertretung der katholischen Schulen. Nach Angaben des Erzbistums geht es nun darum, ob wenigstens ein Neubau für die Grundschule mit Hilfe externer Geldgeber finanzierbar ist.

Eltern begrüßen Fundraising, aber...

Laut Erzbistum beträgt die Investitionssumme für die Katholische Schule Harburg knapp 20 Millionen Euro. Das Aus für die beiden anderen katholischen Schulen im Süden, das Niels-Stensen-Gymnasium und die Katholische Schule Neugraben, ist bereits beschlossen. „Wir halten es für unerlässlich, mit der Katholischen Schule Harburg zumindest einen Standort im Süden Hamburgs sicherzustellen“, heißt es in der Erklärung der Gesamtelternvertretung.

Die Eltern begrüßen die Fundraising-Initiative des Erzbistums für die Sophienschule und die Katholische Schule Harburg, für die das Moratorium bis Anfang 2020 läuft. „In der jetzigen Situation halten wir es für besonders wichtig, dass die Finanzierung des Erhalts der beiden Schulen sichergestellt wird. Wenn die Maßnahmen zum Fundraising nicht zu den gewünschten Erfolgen führen, halten wir es für geboten, dass das Erzbistum andere Finanzierungsmöglichkeiten für die beiden Schulen erschließt“, schreiben die Eltern, ohne konkreter zu werden.

Das Erzbistum hat für alle sechs von der Schließung betroffenen Schulen – auch die Grundschule St. Marien in Altona und die Grund- und Stadtteilschule Altona zählen dazu – die Garantie ausgesprochen, dass alle Schüler ihre Schullaufbahn an dem jeweiligen Standort auch beenden können. „Wir werden das Erzbistum daran festhalten, dass diese Garantie eingehalten wird“, schreibt die Gesamtelternvertretung. Die Väter und Mütter forderten das Erzbistum auf, die sechs Standorte „in ihrer schwierigen Lage nicht allein zu lassen, sondern nach allen Kräften zu unterstützen“.

Das Schulgeld könnte zum Teil fast verdoppelt werden

Die Gesamtelternvertretung hat keinen Frieden mit der Schließung der sechs Standorte gemacht, die das Erzbistum am 20. Mai per öffentlicher Bekanntmachung besiegelt hatte. „Wir sind überzeugt: Die katholischen Schulen brauchen keinen Abbruch, sondern einen Aufbruch“, schreiben die Eltern.

Für Unruhe an den verbliebenen katholischen Schulen sorgt darüber hinaus die Absicht des Erzbistums, zur Verbesserung der prekären Finanzlage das Schulgeld zu erhöhen. Bistumssprecher Nielen bestätigte entsprechende Überlegungen. Noch sei allerdings keine Entscheidung getroffen worden.

Nach Informationen des Abendblatts kursiert an den Schulen bereits ein Entwurf für eine neue Schulgeldtabelle, der eine zum Teil deutliche Erhöhung des finanziellen Beitrags der Eltern für den Schulbesuch ihrer Kinder bedeuten würde. So soll der Höchstbetrag, der für Familien mit einem Jahreseinkommen von mehr als 75.000 Euro fällig wird, fast verdoppelt werden. Für das erste Kind würde ein monatliches Schulgeld von 180 Euro fällig, bislang 100 Euro. Mit 180 Euro läge das Schulgeld bereits in der Nähe des Betrages von 200 Euro, der als Obergrenze gilt, damit das Sonderungsverbot eingehalten wird. Das Grundgesetz schreibt vor, dass der Besuch von Schulen in privater Trägerschaft allen Kindern möglich sein muss, unabhängig von den Einkommen der Eltern.

Das Erzbistum plant auch weiterhin, das Schulgeld einkommensabhängig zu staffeln. Derzeit müssen Familien mit einem Jahreseinkommen zwischen 35.000 und 45.000 Euro monatlich 40 Euro für das erste Kind bezahlen, für das zweite Kind 20 Euro und jedes weitere nichts. Wer weniger als 25.000 Euro jährlich verdient, zahlt bislang zehn Euro für das erste und nichts für weitere Kinder. Bislang liegt das Schulgeld für die katholischen Schulen – durchschnittlich 53 Euro – am unteren Ende der Skala der Privatschulen.