Hamburg. Auch Immobilienbestand muss reduziert werden. Schüler demonstrieren vor Hamburger Rathaus für den Erhalt ihrer Katholischen Schule.

Das Erzbistum Hamburg will seinen vor zwei Jahren eingeschlagenen strikten Sparkurs fortsetzen. Dabei sollen "die Aufgaben die Ausgaben bestimmen", sagte Erzbischof Stefan Heße am Dienstag in Hamburg. Durch bereits umgesetzte Reformen und Schwerpunktsetzungen hätte das für 2021 prognostizierte Überschuldungsrisiko von minus 350 Millionen Euro auf die neue Prognose von jetzt minus 260 Millionen Euro reduziert werden können. Ende 2017 betrug die Überschuldung 87 Millionen Euro.

"Noch haben wir Zeit, entscheidende Weichen zu stellen", sagte Heße. Die jüngst von der Freiburger Universität vorgelegte Mitgliederstudie bescheinige dem Erzbistum einen Rückgang der Kirchenmitglieder um 40 Prozent bis zum Jahr 2060. Das bedeute auch einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen – laut Heße "die wesentliche Einnahmequelle". Doch daher gelte es jetzt auch, Verantwortung wahrzunehmen: "Kirche ist auch Kirche mit weniger Geld."

Schüler demonstrieren für Erhalt ihrer Katholischen Schule

Als Schutzengel verkleidet kämpfen die Fünftklässlerinnen Abigail, Maria und Narine für ihre Katholische Schule Harburg.
Als Schutzengel verkleidet kämpfen die Fünftklässlerinnen Abigail, Maria und Narine für ihre Katholische Schule Harburg. © Christoph Schommer

"Schweren Herzens" habe sich das Erzbistum Anfang 2018 entschließen müssen, nicht alle 21 katholischen Schulen in Hamburg weiterführen zu können. Dabei werde es bleiben, sagte Heße. 13 Schulen sollen jedoch erhalten und "profiliert weiterentwickelt" werden. Dafür sollen in den kommenden Jahren mehr als 100 Millionen Euro investiert werden. Für zwei weitere Schulen – in Barmbek und Harburg – werden externe Finanzierungshilfen gesucht. Sechs Schulen müssten allerdings aufgegeben werden.

Harburger Schüler demonstrierten am Dienstag vor dem Hamburg Rathaus für den Erhalt ihrer Katholischen Schule. Mehr als 60 Grund- und Stadtteilschüler der Katholischen Schule Harburg machten sich mit Schulleiter Michael Stüper auf den Weg quer durch die City, um Unterstützer für ihre Schule zu gewinnen.

Erzbischof Heße in Gesprächen mit Hamburger Persönlichkeiten

Passend zum Motto„Schutzengel gesucht!“ hatten sich die Fünftklässler Abigail, Maria und Narine als Engel verkleidet, um ihr Anliegen zu verdeutlichen. „Denn genau das brauchen wir ja: ganz viele Schutzengel“, sagte Maria. Was ein Schutzengel tun soll? „Na, spenden! Oder jemanden finden, der spendet.“

Fast 20 Millionen Euro sollen die Zusammenführung von Vor-, Grund- und Stadtteilschule am Standort des heutigen Niels-Stensen-Gymnasiums in der Hastedtstraße mit den notwendigen Erweiterungsbauten kosten. Geld, das dem Erzbistum Hamburg aufgrund der wirtschaftlichen Lage fehlt. Erzbischof Heße und sein Team prüfen derzeit nach eigenen Angaben in Gesprächen mit Hamburger Persönlichkeiten alle Möglichkeiten, um externe Unterstützung zu erhalten und so die Entwicklung der KSH zu ermöglichen.

Heße: Auch Gemeindehäuser kommen auf Prüfstand

Auch der Immobilienbestand des Erzbistums muss nach Heßes Worten reduziert werden. Neben 198 Kirchen gebe es weitere rund 600 Gebäude, die auf den Prüfstand müssten. Dazu zählten auch Gemeindehäuser und Wohnungen von Pfarrern. Die Immobilienreform soll laut Heße in enger Abstimmung mit den Pfarreien des Erzbistums in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg geschehen. Dafür sei eigens eine Steuerungskommission eingesetzt worden. "Neben den Schulen und den Immobilien nehmen wir auch unsere Krankenhäuser in den Blick", sagte Heße.

Gelungen sei in den vergangenen Jahren die Strukturreform bei der Caritas. Aus den rechtlich selbstständigen vier Caritasverbänden in den drei Bundesländern und auf Bistumsebene sei ein einziger Caritasverband entstanden. "Aufgaben können jetzt besser verteilt werden und viele Dienste besser unterstützt werden", sagte Heße.

Auch für die 58 Kindertagesstätten des Erzbistums seien entscheidende Verbesserungen erzielt worden, so der Erzbischof. Bis heute hätte die Hälfte der Kitas das Angebot des Erzbistums angenommen, den Betrieb der Kitas mit allen personellen, wirtschaftlichen und operationellen Entscheidungen zu übernehmen. Diese Maßnahme habe die Pfarreien entlastet, ohne dass sie die Trägerschaft für die Kitas verloren hätten.