Hamburg. Die Stadt sieht keine Notwendigkeit, die vom Bundesbeauftragten geforderte Stelle auf Landesebene einzurichten.
Hamburg wird keinen eigenen Missbrauchsbeauftragten für den Stadtstaat einsetzen. Ende März hatte der von der Bundesregierung eingesetzte Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, gefordert, dass die Bundesländer zügig ebenfalls Missbrauchsbeauftragte installieren sollen. Hamburg sehe keine Notwendigkeit für ein solches Amt, sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich. "Hamburg hat ein seit Mitte der Neunzigerjahre gut ausgebautes Netz von Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt."
In den vergangenen Jahren sei dieses Netz durch die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel weiterentwickelt und ausgebaut worden, erklärte Helfrich weiter. Auch habe Hamburg beispielsweise als eines der ersten Bundesländer am Programm des UBSKM "Schulen gegen sexuelle Gewalt" teilgenommen und schon 2015 alle Kitas aufgefordert, Schutzkonzepte zu entwickeln. "Diese und viele weitere Maßnahmen sind ohne einen Missbrauchsbeauftragten auf Landesebene entstanden", betonte der Sprecher.
Missbrauchsbeauftragter beklagt "unkoordinierte" Arbeit
Rörig hatte Ende März erklärt, bislang gebe es auf Länderebene keinen einzigen Missbrauchsbeauftragten mit einer starken Struktur wie im Bund. "Viele Zuständigkeiten im Bereich der Prävention, im Bereich der Intervention liegen ja auf der Landesebene. Und da läuft vieles im Moment noch sehr unkoordiniert", kritisierte er.
Zwischenzeitlich erhöhte der Bundesbeauftragte den Druck auf die Länder, ebenfalls solche Stellen zu schaffen. Rörig schrieb dazu die Regierungschefs aller 16 Länder an. "Nach Ostern rechne ich mit ersten Rückmeldungen", sagte er. "Mit Blick auf die neueste Polizeiliche Kriminalstatistik und die nach wie vor riesige Dimension von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wünsche ich mir von den Landesregierungen, dass sie dem Thema aufgeschlossen begegnen und bereit sind, entsprechend zu handeln. Das erwarte ich eigentlich."