Hamburg. HIAS soll Persönlichkeiten aus aller Welt anziehen. Über Auswahl der Gastwissenschaftler entscheidet prominent besetztes Präsidium.
Es war schon 2017 angekündigt worden, sollte eigentlich Mitte 2018 eröffnen. Doch die „Konzeptphase“ dauerte länger als geplant – wohl auch deshalb, weil sich so viele Hamburger Unterstützer einig werden mussten über die prestigeträchtige neue Wissenschaftseinrichtung. Nun aber soll das Hamburg Institute for Advanced Study (HIAS) endlich Fahrt aufnehmen, ein Wissenschaftskolleg nach dem Vorbild etwa des renommierten Institute for Advanced Study (IAS) in der US-Stadt Princeton, das bis heute mehr als 8000 Gastwissenschaftler beherbergt hat – unter ihnen 34 Nobelpreisträger.
Während an dem 1930 gegründeten US-Institut pro Jahr 200 Forscher auf Zeit arbeiten dürfen und das 1981 gegründete Berliner Wissenschaftskolleg jedes Jahr immerhin 40 „Fellows“ einlädt, wird der in Hamburg geplante Begegnungsort für Top-Forscher aus aller Welt zwar eine Nummer kleiner ausfallen: Zunächst fünf bis sieben Gastwissenschaftler werde das HIAS im ersten Halbjahr 2020 benennen, 15 Fellows pro Jahr sollen es ab 2022 sein, die „Zielgröße“ seien 25 herausragende Gelehrte pro Jahr, sagt der Sprecher des Präsidiums, Juraprofessor Wolf-Georg Ringe von der Uni Hamburg. Doch auch das HIAS soll international herausragen. Der Anspruch sei, interdisziplinäre Spitzenforschung zu ermöglichen, sagt Ringe. „Davon wird auch unsere Stadt als Ganzes profitieren.“
Große inhaltliche Bandbreite der Mitgliedsinstitutionen
TU-Hamburg-Präsident Hendrik Brinksma, Vorsitzender des HIAS-Vorstands, sagt: „Die große inhaltliche Bandbreite der Mitgliedsinstitutionen, von den Ingenieurwissenschaften über die Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften bis zur Bildenden Kunst und der Musik, stellt in der Landschaft der deutschen Wissenschaftskollegs ein Alleinstellungsmerkmal dar.“
Die hohen Ansprüche umsetzen sollen bestens vernetzte Persönlichkeiten, die mit Ringe das Präsidium bilden und über die Auswahl der Gastforscher entscheiden werden: Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina, der weltweit ältesten Gelehrtenversammlung der Neuzeit, Margret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, und Prof. Lorraine Daston, ehemalige Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. Träger des HIAS sind alle fünf staatlichen Hamburger Hochschulen sowie die Akademie der Wissenschaften und die Bucerius Law School.
Ausschreibung im Frühjahr
Für die Plätze am HIAS soll es im Frühjahr eine Ausschreibung geben. Zudem wird das Präsidium selbst nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten suchen. Am HIAS sollen Gastforscher bis zu zehn Monate lang frei von den Zwängen ihres Berufs an selbstgewählten Projekten arbeiten. Hochrangige Hamburger Wissenschaftler sollen als „Tandempartner“ der Fellows fungieren, um sie in die Hamburger Wissenschaftsgemeinschaft einzuführen und den Austausch auch mit Nachwuchsforschern zu fördern.
Eine wichtige Rolle spielen soll zudem der Austausch mit der Gesellschaft: So ist das HIAS Partner der etwa von der Körber-Stiftung geförderten Konferenz „Hamburger Horizonte“, die am Donnerstag und Freitag zum dritten Mal stattfindet und dieses Mal die Zukunft des Gesundheitswesens und die Digitalisierung der Medizin thematisiert. Unter anderem in diesem etwa von der Körber-Stiftung geförderten Rahmen könnten künftig auch HIAS-Fellows Vorträge halten und an Debatten teilnehmen.
Repräsentatives Gebäude gesucht
Für die Arbeit der Gastforscher sucht das HIAS nun ein „möglichst repräsentatives“ Gebäude. Für die Unterbringung der Fellows sind Wohnungen im Gästehaus der Uni reserviert. Die Kosten wird das HIAS tragen. Das Gehalt der Forscher sollen möglichst deren Heimatinstitute weiterzahlen.
Die Bürgerschaft hatte 2017 und 2018 für das HIAS bereits eine Anschubfinanzierung über je 500.000 Euro bereitgestellt. Diese Mittel blieben wegen der Verzögerung weitestgehend ungenutzt. Nun hat die Wissenschaftsbehörde als Anschubfinanzierung zunächst rund 60.000 Euro für 2019 und rund 400.000 Euro für 2019 bereitgestellt. Für die Zeit danach müsste das Budget wachsen. Allerdings sei auch geplant, Drittmittel etwa von Stiftungen einzuwerben, sagt Vorstandsmitglied Anna Neubauer, Kanzlerin der Hochschule für bildende Künste Hamburg.