Hamburg . Beteiligte sind sich uneins darüber, wer das Prestigeprojekt leiten soll. Die Wissenschaftsbehörde gibt sich wortkarg.

Eigentlich sollte es längst gestartet sein: Hamburgs erstes Wissenschaftskolleg für herausragende Gastforscher aus aller Welt. Doch ein Jahr nach der Ankündigung lässt die Gründung des Hamburg Institute for Advanced Study (HIAS) auf sich warten.

Dem Vernehmen nach sind sich die Beteiligten etwa uneins darüber, wer die Leitung des Prestigeprojekts übernehmen soll. Die Wissenschaftsbehörde gibt sich auf Nachfrage wortkarg: „Geplant ist, dass sich der künftige Vorstand zeitnah der Hamburger Öffentlichkeit vorstellt und die Arbeit des HIAS im kommenden Jahr beginnen kann.“

Anschubfinanzierung steht

Dabei hatte die Bürgerschaft bereits eine Anschubfinanzierung in den Haushaltsjahren 2017 und 2018 über je 500.000 Euro bereitgestellt. Die Konferenz „Hamburger Horizonte“, die erstmals im November 2017 im Rathaus und im KörberForum stattfand, sollte den Auftakt für die Gründung des Wissenschaftskollegs bilden, hieß es damals. „Daran hängt die Glaubwürdigkeit einer Stadt, die sich ja stärker auf die Wissenschaft konzentrieren will“, sagte Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg. „Die internationale Sichtbarkeit Hamburgs als Wissenschaftsmetropole würde dadurch wesentlich gestärkt werden“, erklärte Edwin Kreuzer, Präsident der Akademie der Wissenschaften.

War zunächst geplant, das HIAS unter dem Dach der Akademie zu gründen, getragen auch von der Uni und der Wissenschaftsbehörde, soll nun ein Verein gegründet werden, dem die sechs staatlichen Hamburger Hochschulen und die Bucerius Law School angehören könnten. Davon erhoffe sich die Behörde eine bessere Vernetzung der Hochschulen und eine höhere Verbindlichkeit für das Engagement der Akteure, heißt es aus dem Kreis der Beteiligten.

Vorbild ist Princeton

Vorbild für das HIAS ist insbesondere das 1930 gegründete Institute for Advanced Study (IAS) in der US-Stadt Princeton. Es hat bis heute 8000 Gastwissenschaftler beherbergt – unter ihnen 34 Nobelpreisträger. Vielerorts entstanden ähnliche Institute, in denen Forscher eine Zeit lang frei von den Zwängen ihres Berufs arbeiten und sich gegenseitig inspirieren sollen. Einen sehr guten Ruf genießt auch das 1981 gegründete Wissenschaftskolleg zu Berlin.

An dem Kolleg in Princeton arbeiten 200 Gastforscher, am Berliner Kolleg 40 Fellows pro Jahr. Das Hamburger Kolleg werde zunächst bis zu 15 Gastforscher aufnehmen und auch Intellektuelle aus Kunst, Musik und Gesellschaft einbeziehen, hieß es vor einem Jahr.

Nun rückt die zweite „Horizonte“-Konferenz am 22. und 23. November näher. Bereits am 17. November begeht die Akademie der Wissenschaften ihre Jahresfeier. Den Festvortrag dort hält die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger, Rektorin des Berliner Wissenschaftskollegs. Sie dürfte den Hamburgern einige Tipps geben können.