Hamburg. Vierbeiner brauchen viel Bewegung – und Zweibeinern tut sie auch gut. Bewegung gibt es auf diesen Stadtspaziergängen reichlich.

Die Stadtspaziergänge stammen aus dem unterhaltsamen Hamburg-Führer für Hundebesitzer, den Holger Wetzel und Frank Erpinar geschrieben haben. Das Beste: Start- und Endpunkt der Wanderungen sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Dazu gibt es Tipps, was bei der Ernährung von Hunden zu beachten ist.

Entenwerder
„Was soll ich denn da?“, antworten noch die neugierigsten Hamburger mit hochgezogener Augenbraue auf die Frage, ob sie schon einmal (freiwillig) in Tiefstack aus der S 2 oder der S 21 gestiegen sind? Die Antwort: Von hier ist man im Nullkommanix auf der wunderschönen Halbinsel Entenwerder und nur wenige Hundert Meter vom Wasserkunstpark Kalte­hofe entfernt.

Es geht also vom S-Bahnhof im vermeintlichen Niemandsland in Richtung Ausschläger Allee und dann links herum bis zur Tiefstacker Brücke. Von dort führt, nach rechts abzweigend, der Ausschläger Elbdeich gut zwei Kilometer immer am Wasser entlang bis zum Traunspark, den wir ebenfalls durchqueren.

Wasserkunst Kalte­hofe lohnt einen Besuch

Linker Hand führt der Entenwerder Stieg im Kreis um das gleichnamige Halbinselchen, von dem aus sich berückend schöne Ausblicke auf den Hafen bieten. Die, die hierherkommen und im Entenwerder Fährhaus (das gute, alte Hamburg mit selbst gerollten Frikadellen und hausgemachtem Kartoffelsalat, das irgendwann vom hippen Hamburg verdrängt sein wird) oder im Café Entenwerder 1 (sehr hip mit feiner Küche, tollem Ausblick, aber leider drauf und dran, Institutionen wie dem Fährhaus das Wasser abzugraben) einkehren, lassen sich in keine Schublade stecken, außer dass sie das Wasser lieben und sich gerne eine frische Brise um die Nase wehen lassen.

Wir lassen das Fährhaus links liegen und überqueren das Sperrwerk Kaltehofe, um gleich dahinter rechts auf den Deich abzubiegen. Und hier ist nun wirklich tiefe Ruhe! Auf den nächsten gut vier Kilometern kommen einem vielleicht zwei Handvoll Spaziergänger und Hundebesitzer entgegen, einige davon unterhalten sich über ihren Besuch des Industriedenkmals Wasserkunst Kalte­hofe, das ganzjährig geöffnet hat (außer montags) und mit angeleintem Hund betreten werden darf, um dort viel Wissens­wertes über Hamburg und sein Wasser zu erfahren.

Am Ende noch etwas Großstadtflair

Wo der Wanderweg, auf dem wir die vergangene Dreiviertelstunde gegangen sind, wieder auf den Moorfleeter Hauptdeich trifft, geht es scharf links zurück, um gleich darauf rechts in den Kneidenweg einzumünden. Dem Weg folgen wir bis zum Vorlandsring, halten uns rechts und am Moorfleeter Deich (nicht zu verwechseln mit dem Hauptdeich!) wieder links. Dem kleinen Sträßchen folgen wir erst unter dem Autobahnkreuz hindurch und gleich danach weiter, wo es nach links abknickt.

Nach 2,75 Kilometern ist das Ende der Straße erreicht – auf der gegenüberliegenden Wasserseite reckt sich das Kraftwerk Tiefstack in den Hamburger Himmel. Jetzt gibt es ein bisschen Großstadtflair, weil wir ein Stückchen die Andreas-Meyer-Straße nach links entlanggehen müssen, um an der ersten Ampel hinter der Andreas-Meyer-Brücke nach links auf die Ausschläger Allee abzubiegen. Nun sind es noch knapp 600 Meter bis zum S-Bahnhof Tiefstack, wo unser ausdauernder Rundweg begonnen hat und auch endet.

Kellinghusenstraße
Eingefleischte Pendler, U-Bahn-Fahrer und Umsteiger zwischen der blauen U 1 und der gelben U 3 nennen den Startpunkt für diesen Stadtspaziergang, die U-Bahn-Station Kellinghusenstraße, schlicht und einfach „Kelle“. Wir verlassen die Kelle nach Nordosten über die Kunhardtstraße in Richtung Alster, bis zum Seelemannpark. Die Büste, die wir am südlichen Eingang des Parks passieren, zeigt Samuel Heinicke. Er stellt das Bindeglied zwischen dem Park und der nebenan gelegenen St.-Johannis-Kirche dar, die im Volksmund auch „Eppendorfer Hochzeitskirche“ genannt wird. Hier erlangte der Pädagoge als Begründer der „Deutschen Methode“ in der Gehörlosenpäd­agogik Bekanntheit.

Weiter geht es um die Kirche herum, rechts vom gegenüberliegenden Alma Hoppes Lustspielhaus direkt ans Wasser und am Ufer weiter bis in den Hayns Park. Hier teilt sich das Gewässer: Während uns von rechts die Alster entgegenkommt, öffnet sich nach links der von der Tarpenbek gespeiste Eppendorfer Mühlenteich. Dort überwintern die Alsterschwäne, nachdem sie jedes Jahr am ersten Dienstag im November in Booten vom Schwanenvater an der Rathausschleuse eingesammelt und dann zum Mühlenteich gefahren werden.

Schöne Station

Wir umrunden den Teich in einem großzügig bemessenen Bogen, um dann nach etwas mehr als anderthalb Kilometern auf der gegenüberliegenden Seite des Hayns Parks die Alster zu überqueren und hinter der Bebelallee nach rechts abzubiegen. Durch den Grünzug geht es bis zur Grundschule Alsterdorfer Straße. Dort führt der nach rechts abzweigende Winterhuder Kai wieder ans Wasser und weiter an der Komö­dien­spiel- stätte Winterhuder Fährhaus vorbei den Leinpfad entlang.

Das direkt an der Winterhuder Brücke gelegene Café Leinpfad ist eine schöne Station, um kurz anzuhalten, den Hund mit einer Schüssel Wasser zu versorgen und sich selbst die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen zu lassen. An den teilweise hochherrschaftlichen Villen vorbei, die an dieser Straße allesamt einen Wasser­zugang vom hinter dem Haus liegenden Garten haben, geht es weiter bis zur Kreuzung Klärchenstraße/Goerne­straße. Die Klärchenstraße ist nach der zweiten Frau des Großgrundbesitzers Adolph Sierich benannt.

Die Straße, die seinen Namen trägt und parallel zum Leinpfad verläuft, ist übrigens die einzige Hauptstraße in Europa, die je nach Tageszeit die Verkehrsrichtung wechselt: Morgens geht es in die Stadt hinein, ab mittags hinaus. Neben Klärchen finden sich in Winterhude auch noch die nach Mitgliedern der Familie benannte Doro­theenstraße (Sierichs Mutter), die Maria-Louisen-Straße (seine erste Frau), die Agnesstraße (eine Schwester seiner zweiten Frau Klärchen) und die Willi­straße (ein Sohn aus seiner zweiten Ehe). Die Klärchenstraße lassen wir allerdings links liegen und erreichen über die nach rechts abzweigende Goernestraße wieder die „Kelle“, unseren Startpunkt.

Kupferteich – Mellingburger Schleuse
Für diese 16 Kilometer lange Tour, die eher eine Wanderung als ein Spaziergang ist, empfiehlt es sich, mit dem Auto direkt zum Poppenbüttler Markt zu fahren, um nach der Wanderung einen in wohliger Erschöpfung vor sich hindösenden Hund direkt nach Hause fahren zu können. ÖPNV-Nutzer nehmen die S 1 bis zur Endhaltestelle Poppenbüttel, verlassen den Bahnhof in Richtung AEZ, um am Antje-Denkmal vorbei in den Kritenbarg zu gehen. Am Ende der Straße geht es direkt hinter der Poppenbüttler Landstraße nach rechts auf den Alsterwanderweg, bis zum Schleusenteich.

Hier startet auch die Tour für die Autofahrer. Nun geht es am rechten Alsterufer für einen guten Kilometer stadtauswärts am Hennebergpark vorbei, bis sich der Weg teilt. Wir halten uns links, an den Hohenbuchen-Teichen vorbei, bis wir nach 600 Metern direkt auf die Alster stoßen. Dieser folgen wir nach links bis zum Mellingstedter Stieg, wo wir die Lemsahler Landstraße überqueren und unseren Weg über den Parkplatz des Golfhotels Treudelberg in Richtung Kupferteich fortsetzen.

1,5 Kilometer führt der Weg am Rande des Golfplatzes bis zum Eichelhäherkamp entlang. Hier biegen wir kurz rechts ab, um die nächste Abzweigung ebenfalls nach rechts zu nehmen (Kobberdiekskoppel). Der über den Golfplatz führende Weg zweigt nach 750 Metern scharf links ab, heißt Ödenweg und zweigt kurz vor dem Erreichen der Hauptstraße für gut 400 Meter noch einmal nach links ab. Auf dem Eichelhäherkamp geht es nach rechts, über die Hauptstraße hinüber, bis zum Redderbarg. Hier halten wir uns links bis zur Lemsahler Dorfstraße, die in den Diekbarg übergeht, den wir in der leichten Rechtskurve nach links in den Wald hinein verlassen.

Im Kleinhuis sind Hunde und Halter willkommen

Nach 300 Metern biegen wir rechts in den Sarenweg ein, um wenige Schritte weiter links ins Rodenbeker Quellental zu gelangen. Für Hunde und Halter ist das Gebiet ein Paradies, weil es (gefühlt) weit abgelegen ist von jeglicher Zivilisation und man auch am Wochenende nur selten Zwei- und Vierbeiner trifft. Einen Kilometer folgen wir dem Weg bis zur Straße Hasel­knick, an der wir rechts und nach 200 Metern erneut rechts abbiegen. Nach 100 Metern wird aus dem asphaltierten Haselknick ein Waldweg, dem wir für einen weiteren Kilometer bis zum Rodenbeker Teich folgen. Über die Straße Trilup hinweg geht es nun wieder für 1,5 Kilometer den Alsterlauf entlang, bevor wir den Flusslauf queren, um ihm bis zur Mellingburger Schleuse entspannt zu folgen.

Im Kleinhuis, einem hübschen Fachwerkhaus direkt am Alsterlauf, sind Hunde und Halter täglich ab 12 Uhr mittags zu einer Rast willkommen. Von hier aus geht es quer über den Mellingburgredder hinweg den Alsterlauf weiter stadteinwärts entlang, bis wir am Hohenbuchenpark wieder auf den vom Hinweg bekannten Teil des Weges stoßen. Wir halten uns rechts und erreichen nach knapp 700 Metern den Poppenbüttler Markt. S-Bahn-Fahrer gehen über die Bäckerbrücke, den Alsterwanderweg und den Kritenbarg wieder zurück zum S-Bahnhof Poppenbüttel.