Hamburg. Lustiger Ausgleich zum Alltagsstress. Der Spaß steht dabei im Vordergrund. Wann der nächste Termin in Hamburg ist.

Auch das noch. Mit den Händen im Liegestütz fest an den Boden gepresst, das Gesäß nach oben und die Fersen aktiv nach unten gebracht – da kommt eine Hundezunge und schlabbert durchs Gesicht. Das ist aber auch zu reizvoll, wenn das Frauchen im „herabschauenden Hund“ (Yogaübung) ist und sich gegen solche Liebesbekundungen nicht wehren kann. Willkommen beim Yoga mit Hund, beim Doga.

Wieder so etwas Verrücktes aus den USA? Dort kommt Yoga mit Hund ursprünglich her. Klingt abgedreht, ist es aber nicht. Doga (Dog-Yoga) heißt lediglich: Der Mensch macht Yogaposen, und sein Hund ist dabei. Der Hund darf, muss aber nicht mitmachen.

Diese Yogastunde ist witziger als herkömmliche

Die Dogarunde mit den vier Teilnehmerinnen an diesem Sonntagabend im Hammer Park ist etwas mopslastig mit den Möpsen Lotta, Alex und Maybe. Und wer diese Rasse kennt, kann sich vorstellen, dass diese Yogastunde witziger wird als herkömmliche. Mit ihrer Fröhlichkeit peppen die Kleinen die Runde schnell auf.

„Es geht nicht darum, dem Hund etwas beizubringen. Wir sind keine Hundetrainer“, sagt Jenny Harre. Gemeinsam mit Yogalehrerin Jasmin Fust betreibt sie Dogakurse seit Mitte dieses Jahres in Hamburg. Die beiden Frauen bieten mit ihrer Firma Petmosphere außerdem Verhaltensberatung und Wohlfühlbehandlung für Tiere an. Demnächst soll es Doga auf Krankenschein geben.

Die Hunde können sich frei bewegen

„Es geht um den Menschen in Verbindung mit seinem Hund“, sagt Tierpsychologin Jenny Harre. Eine Art medizinische Tiertherapie, von der Mensch und Tier profitieren können. „Die Entspannung überträgt sich dann auf den Hund. Doga fördert die Bindung zwischen Mensch und Tier.“ Tatsächlich stünden beim Doga aber gar nicht die Hunde im Mittelpunkt. Theoretisch nicht.

Tun sie dann natürlich doch. Mopshündin Lotta findet es langweilig bei ihrer Halterin Esther Scheb und schlabbert Wasser aus dem Napf. Möpsin Maybe frisst die ganze Zeit Gras und schmatzt dabei lautstark. Alex lässt sich ein bisschen widerwillig von Sontje, zehn Jahre, bei diversen Übungen festhalten. Wichtig: Die Hunde können sich frei bewegen, werden zu nichts gezwungen.

Spaß steht im Vordergrund

Der Spaß steht im Vordergrund. „Wir gehen nicht verbissen ran“, sagt Jenny Harre. Der Kern von Yoga sei es ohnehin, dass jeder das macht, was er kann. Auch beim Doga. Ohne Leistungsdruck, ohne Wettbewerb. Dass laute afrikanische Klänge von der Wiese nebenan die Dogasession begleiten, ist vielleicht nicht perfekt, aber man arrangiert sich damit.

„Wir versuchen, Außengeräusche nicht wahrzunehmen. Atmet schön tief ein und durch den Mund wieder aus“, sagt Jasmin Fust in ruhigem Ton. Brav sitzen die Hunde bei ihren Menschen. „Als Nächstes wäre es gut, wenn ihr euren Hund zu euch ruft.“ Die Hunde sollen mit beiden Beinen umschlossen werden, der Rücken dabei gerade bleiben. Es funktioniert, alle machen mit. „Umarmt euren Hund und genießt die Bindung.“

Gutes für Körper und Geist

Gutes für Körper und Geist tun und dabei Zeit mit dem Tier verbringen. Das sind die Gründe für Doga. Darum sind die drei Frauen und die zehnjährige Sontje dabei. „Ich habe vier Hunde und selten Zeit für einen allein“, sagt Ester Scheb, die sich heute auf Lotta konzen­trieren kann. Ihre Tochter Sontje hält währenddessen Axel im Arm. Melanie Wagner und Möpsin Maybe sind ebenfalls Wiederholungstäter. „Es ist ein Ausgleich zum Stress im Alltag, und Maybe ist hinterher immer völlig k. o.“, sagt die 35-Jährige.

Nina Nur hat ein gemeinsames Hobby mit Mischlingshündin Happy gesucht. Und gefunden. „Das tut uns beiden gut“, sagt sie. „Happy muss lernen, Sachen auszuhalten, ruhig und bei sich zu bleiben.“ Und das klappe beim Doga besser als gedacht. Die Menschen-Hunde-Teams erinnern an Rückbildungsgymnastik mit Säuglingen nach der Schwangerschaft – die einen turnen, die anderen sind dabei und hinterher sind alle erschöpft. Alles ein wenig chaotisch hin und wieder, aber wohl wirkungsvoll.

Fitnesskette Meridian Spa denkt über Doga nach

Auch die Fitnesskette Meridian Spa überlegt, Doga anzubieten. Geschäftsführerin Christin Lüdemann: „Fitness ist sehr vielfältig und findet überall statt. Wir wollen den Hund als Trainingspartner mit einbeziehen. Ob wir das in unser reguläres Programm aufnehmen werden, entscheidet die Nachfrage.“

Beim „Krieger“ stemmt Melanie Wagner Möpsin Maybe fest in die Hüfte. Die anderen versuchen es ebenfalls. Das mag mit diesen kleinen Hunden gut gehen. Was aber ist, wenn ein Bernhardiner zum Doga kommt? „Wir haben für große Hunde immer Alternativübungen“, sagt Jenny Harre.

Die Frauen sind entspannt

Dann legt die Dogge eben nur ihren Kopf auf die Hüfte, ein anderer nur den Oberkörper. Froschposition, neutraler Vierfüßlerstand und die „Katze“. Bekannte Yogaübungen, nur mit Hund. „Und sanft euren Kopf auf den Hund ablegen“, sagt Jasmin Fust. Die Hunde mögen das. Happy ist so entspannt, dass sie fast einschläft. Maybe dagegen stöhnt – ein Grashalm steckt im Hals fest.

„Ärger gibt es in den Runden nie, auch wenn die Hunde sich nicht kennen“, sagt Jenny Harre. „Sobald die Stunde anfängt, sind die Hunde auch bei der Sache.“ Mitmachen kann jeder. Nur Welpen und junge Hunde seien dann doch noch zu wuselig. „Wir gehen davon aus, dass der Halter es einschätzen kann, ob Doga etwas für seinen Hund ist.“

Teilnahme ist auch ohne Hund möglich

Harmonisch und ruhig geht die Stunde zu Ende. Die Frauen sind entspannt, und das überträgt sich auf die Hunde, so soll es sein. Manchmal, sagen die Trainerinnen, höre man am Ende auch die Hunde schnarchen.

Wer Doga machen möchte, kann das heute um 17 Uhr auf der Michelwiese tun. An­dreas Bleek, Yoga-Trainer und Hundeliebhaber: „Der Spaß steht im Vordergrund, Doga ist ein super Ganzkörpertraining.“ Teilnahme ist auch ohne Hund möglich. Auch dabei: Hundetrainerin Melanie mit einem Bewegungsparcours. Jenny Harre und Jasmin Fust sind am 18. August auf der Hundewiese in Hummelsbüttel. Infos: www.petmosphere.net .