Hamburg. Café-Betreiber sieht sich in seiner Existenz bedroht. Es geht um den barrierefreien Umbau der U3 – und zwei gläserne Fahrstühle.
Aufstand an der Mönckebergstraße: Mehrere Geschäftsleute an Hamburgs beliebter Einkaufsmeile fürchten aufgrund des geplanten barrierefreien Umbaus der dortigen U-Bahn-Haltestelle um ihre Existenz. "Insbesondere der Bau von zwei gläsernen Fahrstühlen vor dem Levantehaus und vor der Barkhof-Passage stellt eine Bedrohung des Geschäftsbetriebs der betroffenen Läden und Gastronomieunternehmen dar", sagte Citymanagerin Brigitte Engler dem Abendblatt am Freitag.
Wie berichtet, hatten mehrere Anrainer gegen den Planfeststellungsbeschluss zum barrierefreien Umbau der Haltestelle der Linie U3 geklagt und einen Eilantrag eingereicht, um die Arbeiten in der jetzt vorgesehenen Form zu verhindern. Zu den Klägern zählen nicht nur die Grundeigentümer der Barkhof-Passage und des Levantehauses, sondern auch das Roncalli Grand Café. Die Hochbahn hatte nach dem Einreichen der Klage angekündigt, erst einmal nicht mit den bauvorbereitenden Maßnahmen zu beginnen.
Roncalli: Zwei Drittel aller Außenplätze weg
"Für die Bauvorbereitungen hätten wir zum 15. September unsere kompletten Sitzplätze an der Mönckebergstraße räumen müssen", sagt der Geschäftsführer des Roncalli Grand Cafés, Timur Weilbier, dem Abendblatt. "Langfristig würden durch die gläsernen Fahrstühle zwei Drittel unserer 80 Sitzplätze in der Außengastronomie wegfallen", so der 30-Jährige weiter. "Dazu kämen noch Staub und Lärm durch die Bauarbeiten über Jahre. Das alles zusammengenommen ist existenzbedrohend für uns."
Seit 2015 betreibt Weilbier das Roncalli Café im Levantehaus. Die Terrassenfläche auf dem Bürgersteig ist so etwas wie das Aushängeschild seines Betriebs. 61.000 Menschen hat der Gastronom dort im vergangenen Jahr bewirtet. "Wenn wir kaum noch Plätze an der Straße anbieten können, kommen auch weniger Gäste ins Café im ersten Stock", fürchtet er.
Fahrstühle als Fremdkörper in der Einkaufsstraße
„Meine Mandanten befürworten natürlich den barrierefreien Ausbau der Haltestelle, aber nicht an den beiden geplanten Standorten", betont Rechtsanwalt Michael Günther, der sowohl die Grundeigentümer als auch das Roncalli Café vertritt. Die Glasaufbauten der Fahrstühle würden nicht nur Sitzplätze kosten, sie seien auch ein Fremdkörper auf der Haupteinkaufsstraße und würden zudem die Sichtachsen beeinträchtigen.
Der Baurechtsexperte weist zudem daraufhin: „Wenn sich Schlangen vor den Fahrstühlen bilden, dann würden dadurch auch andere Fußgänger beeinträchtigt.“ Günther schlägt einen Standort im Bereich des Mö-Grill für einen Fahrstuhl vor, der andere solle dann gegenüber auf der anderen Straßenseite inklusive Zugang sein.
Probleme für die Außengastronomie
Was den Geschäftsleuten und Grundeigentümern nach den Worten von Citymanagerin Engler zudem fehlt, ist ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Mönckebergstraße. Diese investierten im Rahmen des Business Improvement Districts (BID) selbst mehr als zehn Millionen Euro in neue Lichtkonzepte, Stadtmöbel und ähnliches.
Das Oberverwaltungsgericht Hamburg prüft derzeit den Eilantrag der Kläger. Wird diesem stattgegeben, dann kommt es auch offiziell zu einem vorläufigen Baustopp. Zunächst haben Hochbahn und Stadt aber Gelegenheit, zu dem Antrag Stellung zu nehmen.
Der U-Bahnhof Mönckebergstraße wurde vor mehr als 100 Jahren gebaut und liegt auf der historischen Ringlinie 3. Eigentlich sollte der barrierefreie Ausbau Ende 2021 abgeschlossen sein. Im Zuge des Umbaus sollte auch die Haltestelle Mönckebergstraße saniert werden. Die Bahnsteige sollten den niveaugleichen Ein- und Ausstieg ermöglichen, sowie Orientierungssysteme für sehbehinderte und blinde Menschen erhalten.