Hamburg. Stadt greift gegen Fluggäste durch, die mit ihren Autos Wohnstraßen blockieren. 350 Fahrzeuge wurden abgeschleppt.
Für die Anwohner am Hamburger Flughafen sind sie ein Riesenärgernis: Passagiere, die mit ihren Autos teilweise wochenlang die kostenlosen Parkflächen in den Wohnstraßen blockieren, um die hohen Parkgebühren am Airport Hamburg zu sparen. Seit Mitte Juni gibt es deshalb fünf neue Bewohnerparkgebiete rund um den Flughafen – und offenbar wird im Akkord abgezettelt.
Wie aus der Senatsantwort auf eine kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering und Richard Seelmaecker hervorgeht, haben Mitarbeiter des Landesbetriebs Verkehr (LBV) bis Ende Juli exakt 7442 Knöllchen verteilt. Davon entfielen die mit Abstand meisten auf die Zone Ahornkamp (2578 Verstöße), gefolgt von der Etzestraße (1484), Bergkoppelweg (1328), Flughafenstraße (1257) und Olendörp (795).
Polizei ließ 350 Fahrzeuge abschleppen
Die Stadt dürfte dadurch binnen sechs Wochen mindestens 77.000 Euro und maximal rund 223.000 Euro eingenommen haben – zumal solche Parkverstöße mit Bußgeldern zwischen zehn und 30 Euro geahndet werden. Darüber hinaus hat die Polizei 350 Fahrzeuge abschleppen lassen. In rund zwei Drittel der Fälle wurden die Autos in angrenzende Straßen umgesetzt – vor allem in den Brombeerweg, in den Maienweg und die Alte Landstraße.
Während Abschleppunternehmen und die Behörden für das Umsetzen rund 200 Euro verlangen, schlägt das Abschleppen zur Verwahrstelle an der Ausschläger Allee zusätzlich mit mindestens 80 Euro zu Buche. Allein bis Ende Juli landeten dort 93 Fahrzeuge.
Knöllchen sind billiger als Parkgebühren
Seelmaecker, dessen Wahlkreis auch Fuhlsbüttel und Langenhorn umfasst, berichtet vom Fall eines mutmaßlichen Urlaubers mit dänischem Kennzeichen, der sein Auto in der neuen Zone geparkt hatte. An der Windschutzscheibe hätten Mitarbeiter des Parkraum-Managements innerhalb von drei Wochen vier Strafzettel hinterlassen. Abgeschleppt worden sei das Auto jedoch nicht. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der LBV dem Parksünder das nach den Regelsätzen höchste Bußgeld von 30 Euro pro Knöllchen aufgebrummt hat, hätte er im Vergleich zu den Gebühren am Flughafen noch etwas Geld gespart.
So kostet direkt an den Terminals ein Platz im Parkhaus 85 Euro pro Woche. Allerdings werden bei einer Parkdauer von drei Wochen nur rund 130 Euro fällig. Und wer damit leben kann, dass sein Auto rund 1,5 Kilometer von den Terminals entfernt steht, zahlt sogar nur 110 Euro. Insgesamt gibt es am Flughafen 12.000 Stellplätze – genug für alle Flugreisenden, so Seelmaecker. Umso „konsequenter“ müssten Parkverstöße verfolgt werden. „Vier Strafzettel hintereinander bei wochenlang abgestellten Wagen reichen hier nicht aus.“
Die neuen Parkzonen grenzen an das seit 1991 bestehende Bewohnerparkgebiet N100 zwischen Flughafen und Alsterkrugchaussee. Nach einer Studie des LBV (Juli 2018) war in mehreren flughafennahen Straßen rund die Hälfte der Parkflächen durch (auswärtige) Dauerparker belegt. Seit dem 17. Juni gilt auch in den fünf neuen Zonen zwischen 9 und 20 Uhr eine Höchstparkdauer von drei Stunden. Anwohner, die über einen Bewohnerparkausweis verfügen, sind von der Regelung ausgenommen. Bis Ende Juli seien 3450 (kostenpflichtige) Ausweise ausgestellt worden, so der Senat.
CDU: Flugtickets inklusive HVV-Ticket
Unklar ist, ob der erhöhte Kontrolldruck das Problem nur in Gebiete außerhalb der Bewohnerparkzonen verlagert. Zwar beobachten die Behörden die weitere Entwicklung. Belastbare Aussagen hierzu seien jedoch „frühestens Mitte 2020“ möglich, so der Senat.
Um das Parken am Flughafen grundsätzlich attraktiver zu machen, „müssen die hohen Parkpreise reduziert werden“, fordert CDU-Politiker Dennis Thering. „Denkbar wäre, dass in den Flugtickets ein Ticket des HVV inklusive wäre. So würden mehr Flugreisende ihr Auto zuhause stehen lassen und mit der S-Bahn und dem Bus zum Flughafen fahren.“
Mehr als 200 Autos rund um den Flughafen beschädigt
Seit Mitte Juli wurden rund um den Flughafen in Fuhlsbüttel immer wieder Autos mit zerstochenen Reifen und zerkratztem Lack der Polizei gemeldet – mehr als 200 Fahrzeuge mit auswärtigen und ausländischen Kennzeichen wurden beschädigt.
Am 31. Juli hatte die Polizei mehrere Park-and-Fly-Unternehmen und Privatwohnungen durchsucht. Die Firmen bieten Fluggästen einen Parkservice abseits der offiziellen Parkhäuser und -Parkplätze an und versprechen eine sichere Stellfläche.
Einige Unternehmen sollen aber gar nicht über ausreichende Flächen verfügen und die Autos im öffentlichen Raum abstellen. In Medien wurde spekuliert, dass die Taten im Zusammenhang mit Konflikten unter konkurrierenden Anbietern stehen könnten.
Razzia bei Park-and-Fly-Firma in Bönningstedt
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