Hamburg/Bönningstedt. Am Mittwoch durchsuchten Beamte ein Firmengelände in Bönningstedt. In letzter Zeit wurden Hunderte Urlauber-Autos zerkratzt.

Das Auto am Flughafen abgeben und wenn der Urlaub vorbei ist, wird das eigenen Fahrzeug an den Terminal gefahren. Diesen sogenannten Park-and-Fly-Service bieten inzwischen viele Kleinunternehmen rund um den Hamburger Flughafen an. Und es ist ein offenbar stark umkämpfter Markt, bei dem sich die Protagonisten regelrecht bekämpfen und dabei auch zu rabiaten Mitteln greifen – so zumindest der Verdacht der Polizei. Diese hat am Mittwochmorgen mehrere Unternehmen und Privathäuser der Anbieter durchsucht. Zudem setzten die Ermittler eine Belohnung von 1500 Euro für Zeugenhinweise aus, die zur Aufklärung der Tatserie führen.

Seit Mitte Juli wurden rund um den Flughafen in Fuhlsbüttel immer wieder Autos mit zerstochenen Reifen und zerkratztem Lack der Polizei gemeldet. Die Ermittler gehen derzeit von 237 beschädigten Autos aus. Fast alle betroffenen Fahrzeuge hatten ein auswärtiges Kennzeichen, darunter auch Autos aus Dänemark. Wie hoch der Schaden ist, ist bislang noch unklar.

Ermittlungen nun in offener Phase

"Mit dieser konzertierten Durchsuchungsaktion treten die Ermittlungen in eine offene Phase ein", sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp. Zivilbeamte der Ermittlungsgruppe "Auriga" durchsuchten am Mittwochmorgen neun Gebäude in Hamburg, Norderstedt sowie Bönningstedt. Konkret richte sich die Razzia zunächst gegen einen Tatverdächtigen. Der 23 Jahre alt Deniz A. betreibt einen Parkservice in Bönningstedt.

Die Polizei durchsuchte auch die Firmen und Privathäuser anderer Betreiber. Sie gelten als Zeugen, wobei nicht ausgeschlossen werde könne, dass auch sie nach Auswertung des Beweismaterials ebenfalls als Beschuldigte gelten. "Die Ermittler haben Mobiltelefone, Speichermedien und mögliche Tatwerkzeuge sichergestellt", sagt Ritterskamp.

Firma verlangt 57 Euro für eine Woche

Polizeiintern heißt es, dass ein Preiskampf Grund für den nun eskalierten Streit im "Park-and-Fly-Milieu" sei. In diese Richtung führen zumindest jetzt die Ermittlungen der Soko Auriga. Denn die Autos der Urlauber wurden in den Wohngebieten rund um den Flughafen beschädigt. Für Park-and-Fly-Anbieter ist das Abstellen der Fahrzeuge an Straßen eine äußerst kostengünstige Methode, von der die Kunden oft nicht wüssten. Sie glaubten, ihr Fahrzeug stehe auf einem bewachten Parkplatz außerhalb des Flughafens.

So wie in Bönnigstedt. Der beschuldigte Deniz A. bietet Kunden dort einen Parkplatz, der videoüberwacht und abgesperrt ist – damit wirbt der Geschäftsmann auf seiner Internetseite. Die Kunden würden per Shuttle-Bus zum Flughafen gefahren und wieder abgeholt. Ein Service, für den das Unternehmen 57 Euro für eine Woche und 77 Euro für zwei Wochen in Rechnung stellt.

Polizei vernimmt Deniz A.

Ob Deniz A. mutwillig Autos von Urlaubern beschädigt hat oder beschädigen ließ, die die Konkurrenz in Wohngebieten abgestellt hatte, ist noch unklar. A. wurde am Mittwoch von der Polizei vernommen und anschließend wieder entlassen. Um die Taten aufklären zu können, bitten die Ermittler um Hinweise. Polizeisprecher Ritterskamp: "Für Hinweise, insbesondere auch in Form von Videoaufzeichnungen aus Überwachungskameras in den betroffenen Gebieten, die zur Aufklärung der Tat und zur Ermittlung oder Ergreifung der Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg inzwischen eine Belohnung in Höhe von 1.500 Euro ausgesetzt."

Erst am Montag kontrollierte die Soko Auriga am Flughafen Fahrer von Park-and-Fly-Unternehmen im Abflugbereich des Flughafens. Nach Angaben der Polizei wurde geprüft, ob die Anbieter behördliche Vorschriften einhalten und beispielsweise einen Personenbeförderungs- und Gewerbescheine vorzeigen konnten.

Hinweise werden an allen Polizeidienststellen, über das Hinweistelefon unter 040/4286-56789 oder per E-Mail an egauriga@polizei.hamburg.de entgegen genommen.