Hamburg. Jens Kerstan (Grüne) plädiert für mehr Lärmschutz, kritisiert die SPD und gibt im Gespräch mit dem Abendblatt “Sünden“ zu.

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat neue Steuern gefordert, die sich auch stark auf die Preise für Flugreisen auswirken würden. „Wir brauchen endlich eine Kerosinsteuer, bisher wird das Fliegen ja quasi bezuschusst, weil anders als auf Benzin oder Diesel keine Steuern erhoben werden“, sagte Kerstan im Abendblatt-Interview.

„Eine solche Regelung müsste am besten europaweit gelten, doch wir müssen auch ernsthaft schauen, was national geht. Das würde Menschen dazu bringen, auf unnötige Flüge zu verzichten.“ Zudem solle Deutschland „schnell eine sozial gerecht gestaltete CO2-Steuer einführen, das ist ein sehr vernünftiger Ansatz“, so der 53-Jährige.

Lärm am Hamburger Flughafen soll "gedeckelt" werden

Kerstan forderte auch eine Lärm-Deckelung für den Hamburger Flughafen. „Der Flughafen muss, wenn er weiter wachsen will, zusichern, dass er insgesamt nicht lauter wird“, so der Umweltsenator. Allerdings stoße er mit dieser Forderung „auf Granit“.

Dem Koalitionspartner SPD warf Kerstan vor, wirksame Maßnahmen zum Schutz der Menschen vor gesundheitsgefährdendem Lärm zu verhindern. „Wir wollen als Grüne neue und konkrete Maßnahmen vereinbaren, aber für manche Behörden spielt Lärmschutz leider keine wichtige Rolle“, so Kerstan mit Blick auf die von der SPD geführten Behörden. „Bei der Erarbeitung des neuen Plans gibt es mit dem Koalitionspartner bisher nur an drei von 47 Lärm-Brennpunkten eine Einigung auf Maßnahmen.“ Weil die Gespräche so „zäh und mühsam“ seien, liege der neue Lärmaktionsplan auch mit einem Jahr Verspätung noch nicht vor.

Jens Kerstan: Meine Klimasünden

Der Senator warnte davor, in der Klimadebatte dem Einzelnen die alleinige moralische Verantwortung zuzuschieben – und sprach auch über eigene Klimasünden wie seine häufigen Mallorca-Flüge und seinen Fleischkonsum. Für mögliche Koalitionen nach der Bürgerschaftswahl 2020 macht er eine klare Ansage.