Hamburg. Luftsicherheitsbehörde hat Überprüfung von 25 Riesenjets angeordnet – als erstes muss ein A380 von Emirates inspiziert werden.

Das größte Passagierflugzeug der Welt macht Airbus erneut Sorgen. Die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA hat eine sogenannte Lufttüchtigkeitsanweisung für den A380 herausgegeben. Bei einigen Flugzeugen seien Haarrisse an den Tragflächen festgestellt worden. Betroffen seien beide Flügel zwischen den Rippen 33 und 49. Werden diese Haarrisse nicht entdeckt und beseitigt, könne das die Struktur der Tragflächen schwächen, heißt es in dem Schreiben der EASA weiter.

„Wir bestätigen, dass kleine Risse an den äußeren Flügelholmen früh produzierter A380-Flugzeuge gefunden wurden“, sagte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath dem Abendblatt. Das Problem sei identifiziert und ein Inspektions- und Reparaturplan entwickelt worden. Dabei möchte die EASA, dass auch Ultraschallgeräte eingesetzt werden.

Zwei der Airbus-Riesenjets fliegen bereits nicht mehr

Insgesamt lieferte Airbus bisher 238 Exemplare des größten Passagierflugzeugs der Welt aus. Betroffen von der EASA-Anweisung sind die 25 Maschinen, die zuerst gebaut wurden. Überprüft werden müssen sie spätestens 15 Jahre nach der Montage der Flügelbox. Das geschah zwischen dem 1. August 2004 und dem 4. Juni 2007.

Bei zwei Maschinen ist die Überprüfung nicht mehr notwendig. Sie gehören dem Fondshaus Dr. Peters, das nach Auslaufen des Leasingvertrags mit der Fluggesellschaft Singapore Airlines keinen neuen Betreiber fand. Daher sind die Maschinen auf dem Flughafen in Tarbes (Frankreich) geparkt und werden in Einzelteilen zu Geld gemacht – vulgo: verschrottet.

A380 von Emirates steht ganz oben auf der Inspektionsliste

Als erste Maschine muss laut EASA-Liste ein A380 von Emirates inspiziert werden. Ein Unternehmenssprecher sagte auf Abendblatt-Anfrage, dass die Sicherheit immer oberste Priorität habe. „Wir kennen die EASA-Direktive und haben bereits die zusätzlichen Inspektionen an den betroffenen Flugzeugen geplant und begonnen. Bisher ergaben die Untersuchungen nichts Außergewöhnliches.“ Der größte Betreiber des A380 wird insgesamt neun Maschinen zusätzlich überprüfen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Airbus beim A380 mit diesem Problem kämpft. Anfang 2012 wurden bei einer Maschine der australischen Fluglinie Qantas Haarrisse in Metallklammern entdeckt, die die Flügelrippen mit der Außenhaut verbinden. Alle 68 damals im Dienst stehenden Maschinen mussten daher auf EASA-Anweisung auf solche Risse überprüft werden.

Airbus-Sprecher betont: Die A380-Flotte ist sicher

Sicherheitsanweisungen der EASA gehören zum normalen Tagesgeschäft in der Luftfahrt. Als schärfstes Mittel wird dann zum sofortigen Grounding gegriffen, Flugzeuge dürfen also nicht mehr starten. So weit ist es in diesem Fall aber nicht. Airbus-Sprecher Schaffrath betonte denn auch, dass der Betrieb der A380-Flotte weiterhin sicher sei.

Der Lufthansa gehört ein A380, der unter die Lupe genommen werden muss. Allerdings hat sie dafür noch drei Jahre Zeit. Am Dienstag teilte Europas größte Fluglinie mit, dass sie zwei weitere A380 in München stationiert. Im Sommer 2020 sollen dort sieben Riesenjets stehen, sieben weitere bleiben in Frankfurt. Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister: „Unsere Kunden und auch unsere Crew lieben das Flugerlebnis im A380.“

Airbus gelingt Punktsieg gegen Boeing – 737 Max ist schuld

Im Dauerwettstreit mit dem Erzrivalen Boeing fuhr Airbus unterdessen im ersten Halbjahr einen Punktsieg ein. Die Europäer lieferten 389 Maschinen aus – ein Plus von 28 Prozent. Die US-Amerikanern konnten nur 239 Flugzeuge (minus 37 Prozent) an Airlines übergeben.

Das lag vor allem an dem weltweiten Flugverbot für die 737 Max, nachdem zwei Maschinen des Typs abgestürzt waren. Das Firmengelände nahe Seattle steht voll mit fertigen Flugzeugen, die nicht ausgeliefert werden dürfen. Das könnte sich im zweiten Halbjahr ändern.