Hamburg. Reifen zerstochen, Lack zerkratzt. Fast alle Fahrzeuge haben fremde Kennzeichen. Geschah es aus Wut auf Urlauber?

Viele Flugreisende müssen sich auf eine wenig entspannte Rückkehr aus dem Sommerurlaub einstellen: Bislang unbekannte Täter haben im Umfeld des Hamburger Flughafens etliche Autos mutmaßlicher Ferienparker beschädigt. Bis zum Mittwochmorgen sind der Polizei 210 Fälle von Vandalismus bekannt: Mal wurden Reifen zerstochen oder Ventile geöffnet, mal der Lack zerkratzt. Der Schaden wird mit mehreren Zehntausend Euro beziffert.

210 Autos mit auswärtigen Kennzeichen beschädigt

Die Zahl der beschädigten Fahrzeuge gilt weiter als vorläufig: Gerade, weil es sich in vielen Fällen um Ferienparker handeln soll, geht die Polizei davon aus, dass noch weitere Anzeigen eingehen werden.

Der Schwerpunkt des Vandalismus liegt in Groß Borstel und Langenhorn. Angegriffen wurden etwa abgestellte Wagen an den Straßen Weg beim Jäger, Alsterkrugchaussee und Holtkoppel. Die Täter wählten fast ausschließlich Autos mit auswärtigen Kennzeichen aus. Die meisten beschädigten Pkw wurden von der Polizei entdeckt. Über das Motiv der Täter gibt es noch keine Erkenntnisse.

Immer wieder Beschwerden von Airport-Anwohnern

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Beschwerden von Airport-Anwohnern über auswärtige Fluggäste gegeben, die mit Autos anreisen und diese nicht auf den kostenpflichtigen Parkplätzen an den Terminals abstellen, sondern in den Straßen der Umgebung. Viele fühlten sich dadurch um ihre Parkgelegenheiten gebracht. Ob der Vandalismus damit zusammenhängt, ist allerdings unklar. Bis gestern Nachmittag wurden auch in Poppenbüttel und Hummelsbüttel 16 ähnlich beschädigte Autos entdeckt. Auch in Winterhude sollen Autos betroffen sein. Viele Eigentümer sind offenbar im Urlaub. Deshalb könnten in den nächsten Tagen und Wochen noch weitere Schäden gemeldet werden.

Vermutlich begannen die Zerstörungen in der Nacht zu Montag. Die Polizei hofft, die Täter über die Auswertung von Videomaterial zu ermitteln.

Dass Urlaubsparker für Anwohner, auch im weiteren Umfeld des Flughafens, ein Ärgernis sind, ist seit Jahren bekannt. Im großen Stil parken Urlauber öffentliche Stellplätze zu, um so die hohen Parkgebühren am Flughafen zu sparen. Die sind nicht unerheblich. Selbst auf Parkplätzen, die sechs Kilometer vom Flughafen entfernt sind, kostet eine Woche parken mindestens 79 Euro.

Alle beschädigten Fahrzeuge stehen außerhalb der Anwohnerparkzonen

Die Behörden hatten bereits 1991 reagiert und durch eine Anwohnerparkzone östlich der Zeppelinstraße versucht, die Urlaubsparker fern zu halten. Erst Anfang Mai dieses Jahres wurden fünf weitere Anwohnerparkzonen eingeführt und das Gebiet für Anwohnerparken deutlich vergrößert. Hintergrund war eine Parkraumuntersuchung des Landesbetriebs Verkehr, bei der festgestellt wurde, dass in einigen Bereichen in der Urlaubszeit rund die Hälfte der öffentlichen Parkplätze durch Urlaubsparker belegt sind, und eine Anwohnerbefragung mit 1200 Teilnehmern, von denen sich 75 Prozent für das Anwohnerparken ausgesprochen hatten. Autofahrer, die keinen Anwohnerparkschein haben, müssen in den betroffenen Bereichen Parkscheiben ins Fahrzeug legen und dürfen höchstens drei Stunden einen Parkplatz belegen.

Die Polizei hofft jetzt den oder die Täter durch die Auswertung von Aufnahmen aus Überwachungskameras ermitteln zu können. „Es ist ein sehr großes Gebiet, dass betroffen ist. Entsprechend viele Kameras dürften dort sein“, so ein Beamter. Zu den Ermittlungen sollen auch die Stadtteilpolizisten hinzugezogen werden, die sich gut in den Betroffenen Bereichen auskennen und wissen, wo private Überwachungskameras installiert sind.