Hamburg. Verkehrssenator Michael Westhagemann übt beim Krisengipfel massive Kritik an der S-Bahn. So sollen Probleme beseitigt werden.
Mit sehr deutlichen Worten hat Hamburgs Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Donnerstag die S-Bahn kritisiert. Bei einem Krisengipfel mit Hamburgs S-Bahn-Chef Kay Arnecke betonte Westhagemann, dass die Probleme auf einigen S-Bahn-Strecken den Kunden nicht zuzumuten sind.
S-Bahn schafft keinen einzigen Pünktlichkeitswert
„Auf der Strecke S21 und S2 ist die Qualität nicht zufriedenstellend. Auch auf der S3-Strecke gibt es Probleme“, monierte der Verkehrssenator. "Das kann man den Kunden nicht zumuten", sagte er. "Es kann nicht sein, dass die Fahrgäste morgens früher aus dem Haus gehen müssen, weil sie schon wissen, dass die S-Bahn nicht pünktlich kommt." Westhagemann kündigte an, dass es einen Runden Tisch mit der Deutschen Bahn geben solle, um mit Hochdruck an den Problemen zu arbeiten.
Insgesamt habe es die S-Bahn, die täglich von mehr als 750.000 Fahrgästen genutzt wird, in diesem Jahr in keinem Monat geschafft, den vertraglich vereinbarten Pünktlichkeitswert zu erreichen. Auf den Linien S2 und S21 kommen die Züge sogar nur in 90 Prozent der Fälle pünktlich.
Senator droht S-Bahn mit finanziellen Kürzungen
Sollte die Pünktlichkeitsqoute von 94 Prozent nicht eingehalten und die Qualität nicht gesteigert werden, dann werde die Stadt die Zuwendungen an die S-Bahn kürzen, stellte Hamburgs Verkehrssenator klar. "Deshalb wird jede Woche genau geschaut, welche Performance die S-Bahn bringt."
Auf Abendblatt-Nachfrage sagte der Senator: „Es könnte sich bei diesen Kürzungen durchaus um mehrere Millionen Euro handeln.“ Die Stadt zahlt der S-Bahn jährlich 96 Millionen Euro für die Abwicklung des S-Bahn-Verkehrs.
Der Senator betonte auch, dass die Information der Fahrgäste besser werden muss. Westhagemann: "Wenn einer im Gleis steht, dann muss das auch so kommuniziert werden.“
Grünen-Verkehrsexperte: So kann es nicht weitergehen
Kritik hagelte es auch von der Grünen-Bürgerschaftsfraktion . „So wie es im S-Bahn-Betrieb läuft, kann es nicht weitergehen", sagte der Grünen-Verkehrsexperte Martin Bill. "Wir müssen uns auf dieses Verkehrsmittel verlassen können." Der Ärger vieler Hamburger über ständige Ausfälle und Verspätungen – wie etwa am Chaos-Dienstag – sei nur allzu verständlich. Deshalb sei es höchste Eisenbahn, dass sich etwas tut.
"Wir haben uns dafür eingesetzt, dass immer mehr S-Bahnen mit mehr Wagen fahren". sagte Bill. Er und seine Fraktionskollegen wollten den S-Bahnverkehr auch zukünftig ausbauen und seien bereit, dafür Geld in die Hand zu nehmen. "Doch in bestellten Zügen auf dem Papier kann man längst noch nicht fahren", sagte der Grünen-Politiker. Zudem betonte auch er, dass die Kommunikation mit den Fahrgästen dringend verbessert werden müsse. "Denn nur so können Störungen im Betrieb mit weniger Ärger im Bauch überstanden werden.“
CDU: Langzüge gegen "Sardinenbüchsen" in den Hauptverkehrszeiten
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion bezeichnete die S-Bahn als "Sorgenkind" unter den Öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg. "Bei der Bekämpfung der S-Bahn-Probleme ist es allerhöchste Eisenbahn", warnte Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. "Fahrgäste, die vorgestern vergeblich auf ihre S-Bahn gewartet oder gestern in einer hoffnungslos überfüllten S-Bahn stehend vor sich hin geschwitzt haben, können ein Lied davon singen. Lippenbekenntnisse reichen hier nicht."
Der CDU-Politiker plädiert für Langzüge gegen "Sardinenbüchsen" in den Hauptverkehrszeiten. "Und auch in der Zeit von 9 bis 16 Uhr müssen es mindestens Vollzüge mit sechs Wagen sein", so Thering. Diese Erkenntnis sei nicht neu, müsse nun von vom Senat und vom Betreiber aber auch endlich umgesetzt werden. "Wichtig ist auch, dass die Bahn die Hamburger S-Bahn nicht weiter austrocknen lässt. Die Investitionen in Schienen und Technik müssen massiv erhöht werden.“
Erneut Probleme im S- Und U-Bahn-Verkehr
Auch am Donnerstag lief es für die Pendler, die mit Bussen und Bahnen in Hamburg unterwegs waren, nicht rund. Eine technische Störung und ein kurzzeitiger Rettungseinsatz am S-Bahnhof Harburg-Rathaus hatten morgens für Verspätungen auf den Linien S31 und S3 gesorgt. Auch auf der U1-Strecke kam es zwischenzeitlich erneut zu Problemen. Der Grund: ein schadhafter Zug.