Bispingen/Hamburg. Die Anlage in Bispingen soll die in der HafenCity überflügeln. Der Macher ist in Hamburg kein Unbekannter. Was das “Original“ sagt.

Bekommt Hamburgs beliebteste Sehenswürdigkeit Konkurrenz? Die Betreiber der Skihalle Snow Dome in Bispingen wollen dort die größte Modelleisenbahnanlage der Welt aufstellen – und Konkurrenten zum Hamburger Miniatur Wunderland in der HafenCity werden. Schon im kommenden Juni solle die Anlage fertig sein, berichtete die Lüneburger „Landeszeitung“. Geplant seien bis zu 50 sogenannte Themenwelten, wie sie auch das Miniatur Wunderland in Hamburg zeige.

Insgesamt sollen in Bispingen 500 Züge fahren. Entstehen soll die Anlage unter dem auf Stelzen stehenden Teil der Skihalle an der Autobahn A 7 zwischen Hamburg und Hannover, die Fläche ist rund 10.000 Quadratmeter groß.

„Inhaltlich ist das so richtig“, sagte Snow-Dome-Geschäftsführer Frank Blin am Donnerstag. Frank Blin hat in Hamburg große Gastro-Projekte (Hofbräuhaus) realisiert. Er ist der Sohn der Hamburger Box-Legende Jürgen Blin. Sein Vater kämpfte 1971 in Zürich gegen Muhammad Ali und verlor durch K.o.

Neben der Modelleisenbahn soll ein Hotel entstehen

Für die geplante Anlage mit einer Gleisstrecke von 16 Kilometern und ein ebenfalls geplantes Hotel solle eine Summe im zweistelligen Millionenbereich investiert werden, hieß es in dem Bericht weiter. Der Bauausschuss der Gemeinde habe am Donnerstag einer entsprechenden Änderung zugestimmt. Die Baugenehmigungen für das Hotel und die Anlage sollten möglichst bald verabschiedet werden, hieß es im Rathaus.

Derzeit ist das Miniatur Wunderland in Hamburg laut Guinnessbuch die weltweit größte Modelleisenbahn. Die Baukosten werden auf der Homepage mit 21 Millionen Euro angegeben. Anders als in Hamburg und im Miniaturland in Leer soll in Bispingen statt der klassischen Spurweite H0 im Maßstab 1:87 eine mehr als doppelt so breite Spurweite genutzt werden.

Investor Blin wollte sich eigentlich zurückziehen

Das Millionenprojekt von Frank Blin kommt überraschend. Noch im Mai vergangenen Jahres hatte der Gastronom im Hamburger Abendblatt erklärt, beruflich herunterzuschalten und seine Anteile an den Hofbräuhaus-Unternehmen zu verkaufen. „Ich bin vom Kopf her ausgebrannt, habe nicht mehr so den Spaß an der Arbeit.“

Blin, Anfang 50, hatte zwar damals schon angekündigt, den Snow Dome, der ihm zur Hälfte gehört, weiterzubetreiben und zu einem Familienunternehmen auszubauen. Von einer Modelleisenbahn war allerdings nicht die Rede gewesen. Ein Hotel wolle er bauen, sagte er damals, eine einstellige Millionensumme solle das kosten.

Wettrennen mit dem Miniatur Wunderland?

Die nun bekannt gewordenen Pläne haben eine ganz andere Dimension. Mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich will der Gastronom offenbar in die erste Liga der Modelleisenbahnanlagen vorstoßen und den Titel der weltgrößten Anlagen an sich reißen. Damit dürfte es zu einem spannenden Wettrennen mit dem Miniatur Wunderland in der HafenCity kommen.

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Bei diesem Rennen müsste man sich wohl zunächst auf eine Begriffsdefinition einigen. Was genau bedeutet im Zusammenhang mit einer Modelleisenbahn das Prädikat „größte“? Blin will auf einer Fläche von 10.000 Qua­dratmetern bauen – diese Fläche hat auch das Miniatur Wunderland zur Verfügung. Blin plant mit einer Gleisstrecke von 16 Kilometern, in der HafenCity sind es derzeit 15,4 Kilometer. Beim Endausbau des Miniatur Wunderlands, der 2028 erreicht werden soll, werden es 20 Kilometer sein. Blin will 500 Züge fahren lassen, in Hamburg sind es derzeit 1040.

Doch das Miniatur Wunderland reagierte gelassen. Wie ein Sprecher dem Abendblatt sagte, habe es zahlreiche Versuche von Investoren gegeben, "in den USA, in Berlin oder Korea" eine noch größere Anlage aus dem Boden zu stampfen. "Alle bislang gescheitert." Man sei tief entspannt. Denn: "Es geht nicht um Größe, es geht um Detailliebe."