Bispingen/Hamburg. In Bispingen entsteht eine Art zweites Miniatur Wunderland. Dem Kampf um die weltgrößte Anlage begegnen die Chefs mit einem Trick.
Es ist ein Titel, den das Hamburger Miniatur Wunderland wohl nur höchst ungern abgeben würde: größte Modelleisenbahn der Welt. Doch vor den Toren Hamburgs gibt es jemanden, der es auf denselben Titel abgesehen hat. Die Rede ist von Frank Blin, der im kommenden Jahr seine Modelleisenbahnanlage neben dem Snow Dome in Bispingen eröffnen will.
Modellbahn-Chefs werden bei Guinness vorstellig
Jetzt haben sich die Chefs beider Anlagen vor Ort in Bispingen getroffen. Dass dabei von echter Konkurrenz keiner reden wollte, liegt wohl vor allen Dingen daran, dass sie das Wichtigste vorab schon mal geklärt hatten: Es werden einfach beide den Titel „größte Modelleisenbahn“ führen können.
Wie das geht? Sie konnten Guinness in London davon überzeugen, dass es einfach zwei Weltrekorde geben soll. Einen für die tatsächliche Länge der ausgelegten Schienen und einen für die maßstabgetreue Umrechnung auf echte Kilometer.
In Bispingen ist alles größer als im Wunderland
Und so gibt es bei diesem Treffen nur Gewinner. Es ist bereits das zweite Mal, dass Frederik Braun sich auf der Anlage in Bispingen umsieht, die im Frühling 2020 hier neben dem Snow Dome an der A 7 eröffnen wird. Braun, der Frank Blin seit Langem kennt, betont: „Es handelt sich um zwei ganz unterschiedliche Ansätze.“ Was Braun damit meint, wird bei dem Rundgang über die Anlage schnell deutlich, auch wenn vieles hier noch Baustelle ist.
Im Vergleich zum Miniatur Wunderland in der HafenCity ist hier einfach alles deutlich größer. Die Berglandschaften, durch die die Gleise führen, sind tatsächlich meterhoch, genau wie der Cristo, der in der Miniaturwelt über Rio de Janeiro thront. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes einfach ein anderer Maßstab, und zwar 1:22,5 im Vergleich zu 1:87 im Miniatur Wunderland in der HafenCity. „Für mich sind diese Dimensionen hier genial. Hier kann man in den Himmel bauen. Wir bei uns sind ja immer beschränkt, allein schon durch die Deckenhöhe“, sagt Frederik Braun.
Bispinger Anlage bleibt im Winter geschlossen
Die Deckenhöhe stellt in den Modellbauwelten Bispingen tatsächlich keine relevante Begrenzung dar. Die gesamte Anlage liegt im Freien und ist nur durch ein hohes Hallendach geschützt – das ist auch der Grund dafür, weswegen die Anlage im Winter witterungsbedingt geschlossen bleiben wird.
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Die Modelleisenbahn ist nur ein Baustein eines Großvorhabens, das Blin, der auch den Snow Dome betreibt, hier auf die Beine stellen will. Auf demselben Areal soll außerdem ein Hotel entstehen, dazu ein Automuseum und viele Angebote für Kinder. „Anfangs wurde ich für meine Idee belächelt“, sagt Blin. Das sei inzwischen längst vorbei.
Zahlen und Fakten zur Modellbahn Bispingen:
- Die Investitionen in den Freizeitpark samt Hotelneubau beziffert „Abenteuer-Resort“ -Geschäftsführer Frank Blin mit „mehr als 10 Millionen Euro“.
- Die Modelleisenbahn hat die Spurweite G, was dem Maßstab 1:22,5 entspricht. Zum Vergleich: Die gängige H0 im Maßstab 1:87 ist deutlich kleiner. Die Anlage wird mit 24 Volt betrieben, die Steuerung ist digital. Der Stromverbrauch liegt bei 120 Ampere.
- Der „Snow Dome“ wird als Teil der Modelleisenbahnanlage auf einer Fläche von elf mal vier Metern von einer Hamburger Firma nachgebaut
- Besucher der Modelleisenbahn werden die Möglichkeit erhalten, mit einer VR-Brille (Virtual Realitiy) durch die Modellwelten „mitzufahren“. Die Loks werden mit speziellen Kameras ausgestattet.
- Die Besucherzahl des Freizeitparks soll sich nach der Erweiterung von 300.000 auf bis zu 600.000 Gäste im Jahr erhöhen.
- Das Kombiticket (mit Ski, Automuseum und Modelleisenbahn) soll etwa 15 Euro für Erwachsene kosten, Kinder zahlen 8 Euro.
- Die Modelleisenbahn wird voraussichtlich im April 2020 eröffnen.
- Während der kalten Jahrezeit (Ende Oktobr bis Mitte April) bleibt die Modellbahn geschlossen.
Wunderland-Chef von Bispingen beeindruckt
Auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern entstehen in der Miniaturwelt derzeit rund 40 Landschaftseinheiten. Von der Arktis, über China, Skandinavien bis nach Südamerika. Als Braun zuletzt hier war, sei das alles nur zu erahnen gewesen. Bei seinem Besuch heute führt ihn ein sichtlich stolzer Frank Blin schon durch zum Teil fertiggestellte Abschnitte.
„Das, was die hier in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt haben, ist einfach unfassbar“, sagt Braun. Er ist sich sicher: „Besonders die Amerikaner werden diesen großen Maßstab lieben.“
Eine Zielgruppe, die für die Region wichtig sei. „Es kommen sicher 20.000 Amerikaner pro Jahr wegen des Miniatur Wunderlandes nach Hamburg“, sagt Braun. „Und die werden sich bei der Gelegenheit ganz sicher auch die Bahn in Bispingen anschauen“, sagt er.
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Braun: "Nicht so detailfreudig wie im Wunderland"
Ob er glaubt, dass es Besucher gibt, die ganz nach Bispingen abwandern? Braun sagt schmunzelnd: „Selbst wenn 10.000 rüberwechseln, würde das bei uns nur zu kürzeren Schlangen führen. Es müssten schon sehr viel mehr sein, damit wir das wirklich spüren würden.“
Neben dem Maßstab sei auch die Detailgenauigkeit in Bispingen anders. „Ganz so detailfreudig wie im Miniatur Wunderland ist es hier nicht, aber das ist in dieser Größenordnung auch einfach nicht so wichtig“, sagt Braun.
Modellbahn Bispingen soll im April 2020 eröffnen
Während die beiden über die Anlage schlendern, laufen in und hinter den Kulissen die Arbeiten auf Hochtouren, damit im April wie geplant eröffnet werden kann. „Jetzt, wo es kälter wird, ist das Arbeiten in den Modelllandschaften schwieriger“, sagt Frank Blin. Und so wurden einige Arbeiten nach drinnen verlegt und ein paar Einheiten durch Zelte geschützt.
Frederik Braun genießt den Rundgang sichtlich, schaut sich viele Details an, stellt Fragen zur Technik und Streckenführung. „Mein Traum war es eigentlich immer, das Miniatur Wunderland mal unvoreingenommen wie ein Gast bestaunen zu können“, sagt er. Diese Möglichkeit habe er sich dadurch genommen, dass er das Wunderland selbst gebaut hat. „Aber hier habe ich nun auch mal die Möglichkeit, einfach als Besucher eine richtig schöne Modellbahn anzuschauen.“