Hamburg. Kassenärztliche Vereinigung will die größte Notaufnahme entlasten. Kritik an Asklepios, Prüfer-Storcks – und neuer Internet-Service.

Die niedergelassenen Ärzte in Hamburg eröffnen in diesem Sommer eine große Praxis am UKE, um die Notaufnahme dort von Patienten mit leichteren Erkrankungen zu entlasten. Sie wollen außerdem Hamburgern in Zukunft auf einer Internet-Plattform die Möglichkeit geben, Termine bei Ärzten einzusehen und zu vereinbaren.

Und sie wehren sich heftig dagegen, dass Großinvestoren und Krankenhauskonzerne wie Asklepios in Hamburg immer mehr Praxen aufkaufen. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Walter Plassmann, im Gespräch mit dem Abendblatt an.

Die neue Praxis am UKE wird an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet sein. „Das ist tagsüber die Hausarztpraxis von Professor Scherer und abends unsere Notfallpraxis. Das UKE hat die meisten Notfallpatienten, liegt sehr gut, und wird zeigen: Was bringt eine Portalpraxis überhaupt in Hamburg?“

Diese Portalpraxen sollen die Patientenströme lenken: die schwerwiegenden Fälle ins Krankenhaus, die dringend behandlungsbedürftigen zum Arzt vor Ort, die minder schweren Fälle in eine Praxis mit einer Überweisung für den nächsten Tag.

Hamburger Ärzte: Neuer Terminservice im Internet

Der geplante Termindienst im Internet soll den Service verbessern: „Sie geben ein, welchen Arzt Sie wollen, vielleicht noch die Region, und erhalten konkrete Termine, die Sie buchen können“, so Plassmann. Der Ärztechef ging auch Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) hart an, die eigenständig Arztsitze verlegen will. Die Senatorin wolle vor der Bezirkswahl und der Bürgerschaftswahl suggerieren, die Politik tue etwas für die medizinische Versorgung.

Dem Krankenhauskonzern Asklepios und Private Equity Firmen, die in Hamburg über 100 Arztsitze aufgekauft haben, warf Plassmann vor: Sie würden sich mit Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) nur gewinnbringende Fachgebiete wie Augen-Operationen und Radiologien heraussuchen. Durch diese Marktposition sei die Kassenärztliche Vereinigung „fast schon erpressbar“. Um die Patienten nicht in die Irre zu führen, forderte der KV-Chef, dass auf Praxisschildern stehen müsse, wenn ein Konzern der Inhaber ist.