Hamburg. Die einstige “Astor“ diente unter anderem als Kulisse für das ZDF. Aber es gab auch Exzesse auf dem DDR-Dampfer.

Heute verabschiedet sich ein Stück Hamburger Schifffahrtsgeschichte: Am Kreuzfahrtterminal Altona hat am Nachmittag die „Saga Pearl II“ angelegt. Es ist der vermutlich letzte Besuch der betagten "Lady" an ihrem Geburtsort, bevor sie einer ungewissen Zukunft entgegenschippert. Mehrere Hundert britische Touristen kommen auf der "Saga Pearl II" zu Weihnachtsshopping und Glühwein in die Hansestadt.

Drehort für das ZDF-"Traumschiff

Das 164 Meter lange Schiff wurde 1980 unter dem Namen "Astor" bei den Howaldtswerken-Deutsche Werft AG in Hamburg gebaut. Erster Eigner war die HADAG Seetouristik und Fährdienst AG. Zeitweise wurden in den 80er-Jahren auf der "Astor" die ersten Folgen der beliebten ZDF-Serie "Traumschiff" gedreht.

Doch weil das Hamburger Unternehmen finanziell angeschlagen war, stand die Zukunft des Urlaubsdampfers unter keinem guten Stern. Erst wurde er an eine südafrikanische Reederei verkauft – und danach ausgerechnet in die DDR. Der Arbeiter- und Bauernstaat wollte seinen linientreuen und zahlungskräftigen Bonzen auch Traumschiffreisen wie im Westen ermöglichen.

Aus "Astor" wurde in der DDR "Arkona"

Im Auftrag des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) wurde die damalige Astor 1985 von der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock übernommen. Aus der "Astor" wurde – Kap Arkona auf der Insel Rügen lässt grüßen – die "Arkona". Der West-Bau ersetzte die betagte DDR-"Völkerfreundschaft".

Als Ziele steuerte das letzte Traumschiff der DDR die kommunistische Karibikinsel Kuba und die Ostsee an, zum Teil machten auch westliche Gäste auf dem Schiff Urlaub. Die DDR brauchte deren Devisen. Auch für die DDR-Fernsehserie "Luv und Lee" diente die "Arkona" als Kulisse für eine maritime Fernweh-Reihe.

Exzesse an Bord

In der DDR wurde das Schiff aber auch für zweifelhafte Touren genutzt. So wurden zum Beispiel die Olympiasieger und Trainer auf eine Kreuzfahrt mit Ziel Kuba eingeladen. Sie mussten aber, wie Teilnehmer dem Abendblatt bestätigten, auch die Anwesenheit der Funktionäre ertragen. Die für das Dopingsystem mitverantwortlichen Staatsangestellten haben sich nach Teilnehmerangaben so danebenbenommen, dass es peinlich war. Trink- und andere Exzesse der "Bonzen" waren an der Tagesordnung auf dem DDR-Dampfer.

Nach dem Ende der DDR fuhr das Schiff wieder als "Astoria" unter bundesdeutscher Flagge und wurde schließlich an den heutigen Eigner nach England verkauft. Da die Reederei 2019 einen Neubau erwartet, wird das Schiff aus der Flotte ausscheiden, wie die Sprecherin von Hamburg Cruise Net dem Abendblatt sagte. "Das weitere Schicksal ist noch offen. Vermutlich wird es der letzte Besuch des Schiffes in der Hansestadt sein."

Die „Saga Pearl II“ wird bereits am Sonnabend um 17 Uhr Hamburg wieder verlassen. Eine Besichtigung während des 24-stündigen Kurzbesuchs ist leider nicht möglich.